Bürgermeister stellte Ortskernsanierung in den Mittelpunkt
Statt mit einer Amtskette kam Bürgermeister Markus Vollmer mit einem Schutzhelm: Der Neujahrsempfang der Gemeinde Ortenberg stand ganz unter dem Zeichen der regen Bautätigkeit im Ortsbild. Angelika Dieterle referierte über die Ausrichtung und Zukunft der Kita.
In Ortenberg wird derzeit an allen Ecken und Enden gebaut. Grund genug für Bürgermeister Markus Vollmer, beim Neujahrsempfang der Gemeinde am Sonntagabend bei der Begrüßung seine Amtskette abzulegen und einen Bauhelm auf das Bürgermeisterhaupt zu setzen. Auch die Saaldekoration im Gemeindezentrum der Katholischen Pfarrgemeinde St. Elisabeth wies mit Baustellenschildern und Absperrvorrichtungen auf das diesjährige Hauptthema des Neujahrsempfangs hin.
Ungewohnt war auch der Veranstaltungsort: »Ab diesem Jahr wollen wir mit den Neujahrsempfängen gewissermaßen auf Tournee gehen und immer eine andere Einrichtung des öffentlichen Lebens besuchen«, erklärte Vollmer.
»Wann wird Ortenberg, wann wird die Gemeinde fertig gebaut? Ich glaube, dieser Zeitpunkt wird nie erreicht, denn eine Gemeinde ist niemals fertig«, startete Vollmer seine 30-minütige Neujahrsansprache. Gesellschaftliche Veränderungen haben laut Vollmer zur Folge, dass die Gemeinden ständig dem Bedarf hinterher bauen müssen. Statt eines Jahresrückblicks, den die rund 120 geladenen Gäste in kompakter gedruckter Form auf ihren Stühlen fanden, konzentrierte sich Vollmers Rede auf den Status quo und die Zukunft.
Mit der Verkehrsfreigabe der Ortsteilumfahrung 2017 startete gleichzeitig auch die Ortskernsanierung. Drastisch abgenommen haben seither laut jüngster Verkehrszählung auch die Fahrzeuge zwischen Schule und Kronen-Kreisel von rund 20 000 auf 8000 Fahrzeugen am Tag. »Dies ist eine Verkehrsdichte, die sich auch nach der bevorstehenden Umgestaltung der Hauptstraße so halten wird«, sagte Vollmer, »sie ist nach wie vor die Hauptschlagader unseres Dorfes.«
Mit der neuen Zufahrt zum Dorfplatz sei die eigentliche Ortskernsanierung gestartet. Offiziell wird laut Vollmer das Leuchtturmprojekt »Seniorenzentrum Sternenmatt«, am Samstag, 19. Januar, seiner Bestimmung übergeben. Die Bewohner sind bereits seit Ende 2018 ins Haus eingezogen. Acht Jahre wurde an diesem Projekt geplant, umgeplant und schlussendlich gebaut. »Allein die Infrastruktur des jetzigen Standorts ist perfekt, innerhalb eines Radius’ von 300 Metern sind sämtliche wichtigen Einrichtungen wie Arzt, Apotheke, Lebensmittelgeschäft und das Rathaus barrierefrei zu erreichen«, so Vollmer. Das modular aufgebaute Seniorenzentrum habe eine überregionale Ausstrahlungskraft als Modellprojekt erreicht. Seit Montag seien darüber hinaus die neuen Praxisräume des örtlichen Hausarztes geöffnet. Die Gemeinde habe es ermöglicht, die Räumlichkeiten zu erwerben, um weiterhin den Standort einer Arztpraxis in Ortenberg zu sichern.
Derzeit baue die Gemeinde einen neuen Bauhof in der Bruchstraße. Wenn der Rohbau stehe, könne die Außenstelle des Bauhofs im alten Raiffeisengebäude geschlossen, der Komplex abgerissen und neu bebaut werden. Maßgeblich habe der Gemeinderat bei den Planungen für das Wohn- und Geschäftsgebäude auf dem Raiffeisengelände mitgewirkt, um den zukünftig den Dorfkern weiter aufzuwerten.
»Ärmel hochkrempeln«
Die Sanierung der Offenburger Straße sei im vollen Gang, auch die Planungen für die Neugestaltung der Ochsenkreuzung liefen bereits. Der Ochsenbrunnen wird laut Vollmer mit Zuschüssen der Bürgerstiftung versetzt, um künftig einen besseren Verkehrsfluss zu ermöglichen.
»Auch bei der Schlossberghalle investieren wir nicht in die Quantität, sondern in Qualität. Ortenberg wird nicht größer, aber stetig besser«, brachte es Vollmer auf den Punkt. Wichtiger als Stahl und Beton sei es für ihn, in Ortenberg eine Atmosphäre zu schaffen, in der Engagement, Toleranz, Zusammenhalt und Identifikation einen Nährboden finden.
»Krempeln wir gemeinsam die Ärmel hoch und packen die Zukunft in unserem Ortenberg gemeinsam an!«, betonte Vollmer in seinem Schlussworten.
Lockere Gespräche gab es danach bei Wein und Brezeln im Foyer des Gemeindesaals.
Kita, Bahnhof und Halle
Ein wahres Paradebeispiel für gesellschaftliche Veränderungen ist die Ortenberger Kita. Leiterin Angelika Dieterle sprach in ihrem Kurzvortrag beim Neujahrsempfang von der stetigen Raumnot und der derzeitigen Arbeit.
Derzeit habe die Kita 146 Plätze zur Verfügung und gebe täglich rund 60 Mittagessen aus. Von Jahr zu Jahr steige auch hier die Nachfrage nach verlängerten Öffnungszeiten sowie an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren. »Wir sind eine ständige Baustelle, und manche der 30 Mitarbeiter kommen sich manchmal wie in einem Ameisenhaufen vor«, erläuterte Dieterle. Zusammen mit dem Kita-Kuratorium und der Pfarrgemeinde erarbeite die Gemeinde derzeit ein Raumkonzept, um die Zukunft zu sichern.
Noch nicht in trockenen Tüchern, allerdings kurz davor, ist der Kauf des alten Bahnhofsgebäudes durch die Gemeinde. »Trotz vieler Nachfragen, ein Nutzungskonzept haben wir bis dato noch nicht«, erläuterte Vollmer.
Eigentlich sollte die Schlossberghalle im Zuge der Ortskernsanierung nicht vor 2020 angegangen werden. Nach dem Schwelbrand im Dezember ist allerdings bis dato die Halle geschlossen und der gesamte Brandherd im Küchenbereich ausgeräumt. »Wir denken an eine Freigabe der Mehrzweckhalle in einigen Tagen, damit die geplanten Fasnachtsveranstaltungen über die Bühne gehen können«, verriet der Rathauschef.
Die Gemeinde lebe vom überdurchschnittlichen ehrenamtlichen Engagement, sei es das Sommerferienprogramm, die Arbeit des Sozialen Netzwerkes Ortenberg (Sono) oder das Engagement der Feuerwehr, die 2020 auf 150 Jahre zurückblicken kann, führte Vollmer weiter aus.