City Partner üben scharfe Kritik an Stadt
Die City Partner haben gestern eindringlich vor den großen Risiken des geplanten Einkaufscenters gewarnt. Sie appellieren mit Nachdruck an den Gemeinderat, am 16. Dezember keinen Vergabebeschluss zu fällen. Alle drei Entwürfe seien nicht innenstadtverträglich, die Folgen nicht kalkulierbar. Scharfe Kritik setzte es an der Stadt, die mit ihren Plänen die funktionierende Einkaufsstadt gefährde.
Das Tischtuch zwischen City Partnern und Stadtverwaltung ist zerschnitten. Löste schon die Präsentation der Verträglichkeitsuntersuchung bei der Bürgerinfo am vergangenen Mittwoch blankes Entsetzen bei den Offenburger Einzelhändlern aus, wurde die Stimmung auch nach einem Termin im Rathaus am Montag nicht besser. Bei den City Partnern hat sich nach dem Gespräch mit OB Edith Schreiner, Bürgermeister Oliver Martini, Stefan Holl (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, GMA). Wirtschaftsförderer Hans-Joachim Fomferra, Stadtmarketingchef Stefan Schürlein und Stadtplanerin Kirstin Niemann der Eindruck verfestigt, dass sich die Stadtverwaltung im »Blindflug« bewege, wie es Marcus Plugge (Mode Zinser) gestern formulierte.
Verunsicherte Stadtspitze
Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Heinrich Kuhn (Sport Kuhn) und den beiden langjährigen City-Partner-Vorsitzenden Anita Basler und Andreas Heckmann informierte Plugge über das weitere Vorgehen der Offenburger Einzelhändlervertretung. Bei dem Treffen mit der Stadtverwaltung hätten die Stadtoberen einen verunsicherten Eindruck hinterlassen und versucht, die »bedrohlich schlechten Zahlen der Verträglichkeitsanalyse« in ein gutes Licht zu rücken. Deshalb sehe man keinen Sinn mehr in weiteren Gesprächen mit der Stadtverwaltung, so Andreas Heckmann. Stattdessen wollen die City Partner auf die Fraktionen des Gemeinderats zugehen und diese überzeugen, am 16. Dezember keinen Vergabebeschluss zu fällen. Sonst, da waren sich die Vertreter der City Partner gestern einig, gefährde man eine »funktionierende und tolle Innenstadt mit hervorragenden Kennziffern«, wie Heinrich Kuhn betonte.
Notfalls wird geklagt
Durch die von den Gutachtern ermittelte Umverteilung von zehn Prozent des Innenstadtumsatzes in das Einkaufscenter – im Bereich Schuhe, Bekleidung und Sport gar von elf bis 14 Prozent – sehen die City Partner Existenzen gefährdet. Sprich: »Es wird Schließungen und Leerstände geben«, prophezeite Plugge.
Ein »guter Umverteilungswert« mit wenig negativen Auswirkungen liege bei sechs Prozent. Bei zehn Prozent würde indes ein rechtlich kritischer Schwellenwert erreicht. Deshalb, so kündigte Heckmann bereits gestern an, werde man auf jeden Fall klagen, falls es tatsächlich zu einer Vergabe kommen sollte.
Auch die Größenordnung (je nach Entwurf 10 478 bis 11 114 Quadratmeter Verkaufsfläche) bewerteten die City Partner als überdimensioniert, zumal man in der Bürgerinfo habe erfahren müssen, dass darin die Gastronomieflächen nicht eingerechnet seien. Fazit der Zahlen: »Der Kuchen ist zu klein«, so Heckmann.
Dennoch würde das Projekt von der Stadt verteidigt und schöngeredet. Trotz aller negativer Signale mache er im Rathaus einen gewissen »Umsetzungs- und Durchsetzungswillen« aus, nachdem man schon so viel Arbeit investiert habe. Dabei müsse es mitnichten ein Gesichtsverlust für die Stadtspitze bedeuten, wenn man jetzt die Reißlinie ziehe. Die rechtzeitige Erkenntnis könne, so Heckmann, »auch ein hoher Prestigegewinn sein«.
Als »schwammig« geißelte Andreas Heckmann die am vergangenen Mittwoch präsentierte Verträglichkeitsuntersuchung fürs Einkaufszentrum. Die Handelskonzepte der Bieter lägen anders als versprochen nicht vor, die Bereiche seien beliebig zusammengestellt worden und ermöglichten keine differenzierte Betrachtung. Man sei »genau so schlau wie zuvor«.
Auch an der Richtigkeit der Zahlen hegen die City Partner ihre Zweifel: Laut GMA-Gutachten seien Spielwaren in der Stadt »nur sehr schwach« vertreten. Der Fachverband »Idee+Spiel« sage genau das Gegenteil: Mit 1600 in der Innenstadt und 2000 Quadratmetern auf der grünen Wiese herrsche »ein Überangebot«.
Auch die Vorgehensweise, die Verträglichkeitsanalyse an den Schluss zu stellen, bewerten die City Partner als völlig falsch. Wenn die Bieter nun wie vorgeschrieben bis zum 31. Oktober ihr »letztes Gebot« abgegeben haben, blieben der Stadt nur noch sechs Wochen für eine exakte Verträglichkeitsuntersuchung des Handelskonzepts. Singen mache es besser. Da stehe die Potenzialanalyse am Anfang, so Marcus Plugge.