Das Gesundheitshaus Zell entsteht

Die drei Ärzte Brigitte und Wolfgang Stunder sowie Lukas Lehmann (von links), Orbau-Chef Burkhard Isenmann, Bürgermeister Günter Pfundstein und Stadtbaumeister Tobias Hoffmann bewegten die erste Erde fürs neue Gesundheitshaus. ©Dietmar Ruh
Es ist selten, dass Ärzte bei einem Spatenstich für ein Neubauprojekt aktiv dabei sind. Gestern allerdings griffen auch Brigitte und Wolfgang Stunder zum Spaten in der Zeller Oberstadt. Denn die erste Initiative, in Zell ein zentrales Gebäude mit Praxen für Ärzte einzurichten, ging Anfang 2021 von den beiden Zeller Hausärzten aus.
Nicht ohne Grund. „Der Hausarzt, wie wir ihn kennen, stirbt aus“, verdeutlichte schon 2021 bei der ersten Vorstellung des Projekts der Facharzt für Allgemeinmedizin, Wolfgang Stunder. Stunder und seine Frau Brigitte betreiben seit über drei Jahrzehnten in Zell eine Gemeinschaftspraxis, arbeiten Tag für Tag bis in die späten Abendstunden. Das wollen viele junge Ärzte nicht. So wird die Suche nach Nachfolgern extrem schwierig bis aussichtlos. Auch die Stunders suchten vergebens. Die Idee für ein Ärztehaus als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) war geboren. Es stellt die Praxis und arbeitet mit dort angestellten Ärzten, zum Start mit Brigitte und Wolfgang Stunder. Die Gesundes Kinzigtal GmbH wird gemeinsam mit den Ärzten das neue MVZ Zell betreiben.
In der Firma Orbau wurde ein Investor für das 4,2 Millionen teure Bauprojekt „Gesundheitshaus“ gefunden, die Baulücke in der Oberstadt sahen alle Beteiligten als idealen Standort. Auch der Gemeinderat Zell unterstützte das Vorhaben, die Stadt verkaufte das Grundstück an den Investor. „Es ist ein großer Moment, diese seit vielen Jahren brach- liegende Fläche zu bebauen“, sagte Orbau-Chef Burkhard Isenmann. Nach rund 16 Monaten Bauzeit soll im Herbst 2024 das dreigieblige Gebäude bezugsfertig sein, das auf drei Geschossen rund 1000 Quadratmeter Nutzfläche bietet. Das Gebäude füge sich gut in die Nachbarschaft ein, betonte er.
„Positive Gespräche“
Isenmann hält übrigens am Nutzungskonzept fest, das im Erdgeschoss eine Apotheke vorsieht. Wie berichtet, hatte die gegenüberliegende Marien-Apotheke ihr zunächst bekundetes Interesse zurückgezogen. Isenmann zeigte sich aber zuversichtlich, einen adäquaten Nachfolger als Mieter zu finden: „Zahlreiche positive Gespräche bestärken mich darin“, sagte er.
Auch Brigitte Stunder beschrieb nochmals das, was da in der Oberstadt entsteht. „Wir gründen ein genossenschaftliches MVZ, das heißt, erwirtschaftetes Geld wird in Löhne und Neuanschaffungen gesteckt“, erklärte sie. „Das Ärztezentrum stellt die ärztliche Versorgung der Stadt für Jahrzehnte sicher, denn die hiesigen Ärzte gehen irgendwann in Rente“, betonte sie.
Der erste zusätzliche Arzt außer den Stunders ist fürs MVZ übrigens schon gefunden: Lukas Lehmann, derzeit in der Gemeinschaftspraxis Stunder tätig, möchte künftig auch im Gesundheitshaus arbeiten.
Sowohl der Orbau-Chef als auch Bürgermeister Günter Pfundstein sind sich übrigens sicher, dass wie so oft das Angebot die Nachfrage bestimmt. „Wenn wir mal starten, wird es auch Interessenten geben“, betonte Pfundstein.
Durch den Neubau wird die Baulücke nun geschlossen, auf der viele Jahre lang Fahrzeuge abgestellt wurden. Im hinteren Bereich bietet das MVZ später rund 30 Parkplätze für Besucher und Mitarbeiter. Ob die außerhalb der Öffnungszeiten auch öffentlich genutzt werden dürfen, wird die Orbau nach Bauende entscheiden.