Das Pilgern hält den Pfarrer jung
Offenburg (rxl). Auch wenn er nie in Offenburg, sondern zuletzt in Kehl Pfarrer war, ist Gerhard Bernauer für die Offenburger kein Unbekannter. Denn auch als Pensionär engagiert er sich im kirchlichen Leben und »genießt es, nur noch die Dinge zu machen, die ich mag und gut kann«. Gestern wurde er 75.
Geboren in Freiburg, entschied sich der Jubilar zunächst für eine Schriftsetzerlehre beim Herder-Verlag. In den Jahren 1959 bis 1964 holte er am Spätberufenen-Seminar St. Pirmin in Sasbach sein Abitur nach. »Damals gab es nicht so wie heute einen relativ durchlässigen zweiten Bildungsweg. Wer das Abi am Seminar nicht schaffte, dem war der Weg zum Priesterberuf versperrt. Viele gute Männer sind leider nicht so weit gekommen«, bedauert er noch heute. An die frühen 60-er Jahre, das »war die hochinteressante Zeit des II. Vatikanischen Konzils«, erinnert sich Bernauer noch gern. »Ohne das Konzil wäre ich nicht Priester geworden«, sagt er. 1968 schloss er sein Theologiestudium in Freiburg ab und wurde Diakon in der Pfarrei St. Martin in Forchheim bei Karlsruhe »beim berühmten Pfarrer Dewald«.
1970 wurde Bernauer zum Priester geweiht, »damals waren wir 25 im Jahrgang!«. Die Kaplanszeit verbrachte er in Karlsruhe-Mühlburg, Bühl und Pforzheim. 21 Jahre lang war er danach Pfarrer in Weil am Rhein, woran sich zwölf Jahre in St. Johannes Nepomuk und später in St. Maria in Kehl anschlossen. 2007, mit 70 Jahren, trat er seinen Ruhestand an und zog nach Offenburg. »Offenburg ist eine freundliche Stadt«, das habe er eher verwundert festgestellt, scherzt der Jubilar, denn »die Kehler gehen doch nicht gern nach Offenburg.« Besonders freut Gerhard Bernauer, dass er und seine langjährige Haushälterin Maria Raab, eine pensionierte Kunstlehrerin, eine schöne, große und behindertengerechte Wohnung auf der Lindenhöhe gefunden haben. »Frau Raab ist nicht mehr ganz gesund. Und wir sind dankbar, dass das geklappt hat.«
In seinem »aktiven Ruhestand« hält Pfarrer Gerhard Bernauer noch Gottesdienste, »immer wenn Not am Mann ist«, bietet im Rahmen des Bildungswerks Bibelarbeit an, engagiert sich im »C-Punkt«, leitet einen Gesprächskreis von Religionslehrerinnen und ist Mentor für Diakone. Seine große Leidenschaft sind aber die Pilgerwege geworden – wobei er dem überlaufenen Jakobsweg inzwischen den italienischen »Franziskus-« oder den norwegischen »Olavsweg« vorzieht: »Da begegnen Sie in vier Wochen zwölf Menschen. Es werden nicht die Leute in Bussen bis vor die Pilgerherberge gefahren, die dann in Badeschläppchen die letzten hundert Meter ›pilgern‹!« Gern singt der Jubilar im Figuralchor und widmet sich theologischer Literatur. »Ich bin dankbar. Ich bin von diesem Gott geführt durch Höhen und durch Tiefen«, bilanziert Gerhard Bernauer sein Dreivierteljahrhundert.