Bereits am vergangenen Donnerstag starteten die Vorbereitungen für das heutige Familienfest im Hause Vollmer im Ortenberger Freudental. Während Schwager Rolf Schilli in der Küche die ersten Vorbereitungen für das heutige Festmahl für Familie und Freunde trifft, schaffen Brigitte und Hermann Vollmer im Wohnzimmer Platz für die Geburtstagsgäste. »Natürlich wird der runde Geburtstag kräftig gefeiert. Feiern gehört doch dazu«, sagt Vollmer. 

Wenn Hermann Vollmer Besucher durch sein schmuckes Anwesen führt und anfängt, die fast im ganzen Haus verteilten Bilder, Pokale, Medaillen und sportlichen Erinnerungsstücke zu erklären, leuchten seine Augen. Ja, Turnen war und ist Vollmers Leidenschaft – und dies auch mit 85 Jahren. Wenn auch manchmal die Schulter und der Rücken Probleme machen, sieht man dem gebürtigen Ortenberger sein Alter nicht an. 

An seinem heutigen Geburtstag ist Vollmer noch gut unterwegs. »Zwar musste ich meinen Job als Trainer für Geräteturnen beim TV Ortenberg vor zwei Jahren aufgeben, wenn ich gefragt werde, helfe ich aber gerne aus«, berichtetet Vollmer. Er sei derzeit noch »Trainer auf Abruf«. Das Turnen hat den pensionierten Sportpädagogen schließlich stets fit gehalten. 

Lehre als Buchbinder
Seit 56 Jahren ist Vollmer mit seiner Brigitte verheiratet, sie haben zwei Kinder und zwei Enkel. Seit Anfang der 80er-Jahre wohnt er im eigenen Haus im Freudental. Die Volksschule besuchte der im Jahre 1932 geborene Vollmer selbstverständlich in Ortenberg – bis zum Abschluss. »Wir waren drei Geschwister, ich war der Mittlere«, erzählt der Jubilar. Seine Lehre als Buchbinder absolvierte Vollmer bei der Buchbinderei Zuschneid, »die Gesellenprüfung legte ich aber bei Reiff in der Kornstraße ab«. 

Gleich nach dem Krieg startete Vollmer seine Turnerlaufbahn beim TV Ortenberg. 1950 erkämpfte er sich seinen ersten großen Titel als zweiter badischer Jugendmeister im Gerätezwölfkampf. 1952 legte er bei Burda seine Prüfung als Tiefdrucker ab und arbeitete ab 1956 in einer Druckerei in Zürich. Zuvor war er 1953 Sieger beim deutschen Turnfest im Zwölfkampf und holte 1954 den badischen Meistertitel im gemischten Zehnkampf. 1958 erreichte Vollmer beim deutschen Turnfest in München den zweiten Platz im olympischen Gerätezwölfkampf hinter dem damaligen Europameister Joachim Blume. 1960 zog die Familie nach Stuttgart. Von 1960 bis 1968 war Vollmer Mitglied der deutschen Nationalmannschaft der Turner und bei allen Länderkämpfen dabei. Er turnte in Japan, Russland oder auch in Frankreich sowie der Schweiz. 

Beruflich schlug Vollmer den sportlichen Weg ein und absolvierte ein Studium zum Sportlehrer in Steinbach. Ab 1968 arbeitete er als Sportlehrer in Stuttgart, 1971 kam die Ausbildung als Werklehrer hinzu. Bis 1984 war er Sport- und Werklehrer in Stuttgart, danach in Sasbach, ab 1986 bis 1996 in der Grund- und Hauptschule in Appenweier. Seine Frau stand stets hinter ihm, ist selbst eine begeisterte Turnerin. »Ohne den Sport hätten wir uns nie kennengelernt«, sagt Brigitte Vollmer. 

2013 wurde Hermann Vollmer von der Gemeinde mit der Bürgermedaille für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Auch ein nichtsportliches Hobby begeistert ihn seit Jahren. Vollmer ist Mitglied bei den Rotwein-Singers, zuletzt beim Gertrud-von-Ortenberg-Festspiel auf der Bühne.