Ebersweier

Hermann Eckert feiert seinen 90. Geburtstag

Rosa Harmuth
Lesezeit 4 Minuten
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17. November 2016

Speziell für das Geburtstagsfoto richtete der Jubilar seinen Lieblingsort im Garten her: »Hier finde ich Erholung in Gottes schöner Natur!« ©Gerhard Harmuth

Hermann Eckert aus Ebersweier feiert heute seinen 90. Geburtstag. Er sagt: »Mein Beruf hat mir das Leben gerettet!«

Heute, Donnerstag, feiert Hermann Eckert seinen 90. Geburtstag. Er ist einer der beiden Schreinermeister, die als einzige Ortenauer 2013 den eisernen Meisterbrief von der Handwerkskammer Freiburg erhielten. In der Chorgemeinschaft, im Fußball- und Musikverein ist er Ehrenmitglied. 

Geistig rege und aufgeschlossen freut sich der gebürtige Ebersweierer über die vielen Kontakte im Dorf. Noch im gesegneten Alter nutzt er das Auto zu Einkäufen für den eigenen Haushalt. »Jawohl, ich koch’ für mich noch selber!«, sagt er während des Gesprächs.­ Zielstrebig geht er in die Küche und zeigt strahlend die reiche Ausbeute seiner letzten Kastaniensuche im Wald. Seit Jahren findet der Naturliebhaber die wohlschmeckenden Früchte an ausgewählten »Geheimplätzen«. Geschält und »abgewällt« bringt er sie portionsweise seinen Familienmitgliedern – als Ergänzung zum feinen Braten mit Rotkohl: »Auf die Einladung freue ich mich jetzt schon!« 

Am massiven Wohnzimmertisch, inmitten zahlreicher Erinnerungsstücke, erzählt der Handwerker aus seinem reichen Leben. Dabei fragt er sich zu Recht: »Hat das alles in einem einzigen Artikel Platz?« Schon als Bub erkannte er in der Schreinerei des Vaters Franz Eckert seinen Wunschberuf. Während er den Gesellen zuschaute, erwarb er schnell erste handwerkliche Fähigkeiten beim Sägen, Hobeln und Feilen. Im August 1943 legte er die Gesellenprüfung ab. 

Doch dann fielen sämtliche Ideen und Wünsche des damals 17-Jährigen dem Krieg zum Opfer: Reichsarbeitsdienst in Schwäbisch Hall. Einzug zur Wehrmacht nach Mülhausen im Elsass. Stationierung in Lettland. Schwere Verwundung durch eine Granate. Vier schlimme Monate im Lazarett. »Mit achtzehneinhalb Jahren nahmen sie mich in Riga gefangen«, schildert er seine »geraubte Jugendzeit«. In russischer Gefangenschaft habe er schließlich dreieinhalb Jahre lang als Schreiner gearbeitet. »Der Beruf hat mir das Leben gerettet!« – davon ist er überzeugt. Er weiß genau, wie Hunger sich anfühlt. 

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Mit Tränen in den Augen empfindet er heute noch Spuren des Krieges in sich. Wenige Tage vor seinem 22. Geburtstag kehrte er heim. »Als ich das Heimatdorf erreichte, musste ich erst mal eine Weile stehen bleiben und alles um mich herum genau betrachten.« Was das für ihn bedeutet habe, sei nicht in Worte zu fassen. Ganz in sich versunken wundert er sich darüber, »was ein Mensch alles aushalten kann«. 

Sein Blick fällt auf das gelungene Meisterstück, mit dem er 1953 sein »neues Leben nach dem Krieg« begründete. Im selbstgefertigten Sekretär aus massivem Eichenholz bewahrt er Zeugnisse seines wechselvollen Lebens auf. 1954 heiratete er seine liebe Frau Maria, geborene Sälinger. Das Familienleben mit den zwei Söhnen und einer Tochter ließen den gutmütigen Vater viele schlimme Erfahrungen vergessen. Dankbar wendet er sich immer wieder den Familienfotos zu. »Unsere silberne Hochzeit war ein schönes Fest!« Die Ehefrau verstarb leider viel zu früh 2003. »Heute halten mich die sechs Enkel und drei Urenkel fit!«, sagt der humorvolle Opa sichtlich bewegt. Begeistert berichtet er von deren gesunder Entwicklung und beruflichen Erfolgen, über die er sich sehr freut.

Doch auch auf seinen eigenen Berufsweg kann er stolz sein: In dritter Generation übernahm er 1964 den elterlichen Betrieb. 1976 errichtete der fleißige Handwerker in Zusammenarbeit mit der ganzen Familie einen Neubau und siedelte mit dem vergrößerten Unternehmen ins Gewerbegebiet Durbach um. »Während meiner 27-jährigen Betriebsleitung habe ich zwölf Lehrlinge ausgebildet«, sagt der ehemalige Chef. »Alle sind stolze Männer und Familienväter geworden!« 1992 übernahm Sohn Bernd mit Ehefrau Sonja den gesunden Betrieb. 

»Dann isch bald fertig«

Trotz manch schwerer Schicksalsschläge bewahrte sich der »Eckert-Hermann« seinen Lebensmut. Er liebt die morgendliche Lektüre der Tageszeitung, verfolgt mit Interesse die Tagesthemen und nimmt sich Zeit für Gespräche mit Alterskameraden. Volksmusik, alte Heimatlieder und regelmäßig ein Glas Rotwein gehören ebenso zu seinem Leben wie Spaziergänge. Im eigenen Gartenhaus findet er »Erholung in Gottes schöner Natur«. Den riesigen Weinrömer davor hat er erst vor zwei Jahren aus Eichenholz erstellt. »Der wiegt 148 Kilogramm und würde 116 Liter fassen!«, meint der rüstige Bastler. »Wenn kei Interesse meh do isch, dann isch bald fertig!«, sagt er und ist gespannt auf viele Gäste. 

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