Das ehemalige adelige Landgut hat eine lange Geschichte

Der Fessenbacher Liebfrauenhof ist verkauft

Redaktion
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
22. Juni 2021
Die Augustiner-Chorfrauen haben den Liebfrauenhof in Fessenbach veräußert. Die zum Anwesen gehörende Kapelle wurde deshalb profaniert.

Die Augustiner-Chorfrauen haben den Liebfrauenhof in Fessenbach veräußert. Die zum Anwesen gehörende Kapelle wurde deshalb profaniert. ©Picasa

Das Anwesen in dem Offenburger Ortsteil wurde profaniert, also wieder verweltlicht. Der christliche Gedanke wird aber im neuen Wohnprojekt „Erbe und Vision gemeinschaftlich leben“ weitergeführt. Die Augustiner-Chorfrauen haben das Ensemble abgegeben.

Die Augustiner-Chorfrauen haben den Liebfrauenhof in Offenburg-Fessenbach veräußert. Die zum Anwesen gehörende Kapelle wurde deshalb profaniert. Oberin Mutter Dorothea Benz sowie Dekan und Klosterpfarrer Matthias Bürkle erklären die Hintergründe und warum kirchliche Gebäude, die dauerhaft profanem Gebrauch überlassen werden, zuvor verweltlicht werden müssen.

Der Liebfrauenhof mit dem Haupthaus, einigen Wirtschaftsräumen, der Liegehalle, der Kapelle, einem Gewächshaus und einem großen Garten gehörte seit etwa 120 Jahren zum Kloster unserer Lieben Frau in Offenburg. Er diente den Schwestern zur Erholung und zur Selbstversorgung des Klosters und des Internats.

Auch der reichliche Blumenschmuck für die barocke Offenburger Klosterkirche kam von dort, wie sich die Oberin erinnert: „Freitagmittag kam der Gärtner mit seinem Pritschenwagen und brachte kiloweise Bohnen, Zwetschgen, Blumen. Das war eine reiche aber auch arbeitsintensive Zeit.“

1840 wurde er erbaut

Das ehemals adelige Landgut hat eine lange Geschichte: 1840 wurde es durch Rosa Maria Viktoria von Wellenburg erbaut. Eine lokale Größe, der Maler Lothar von Seebach wurde hier 1853 geboren. 1878 wurde das Anwesens an Ida von Schönau-Schwörstad verkauft und kam dann in den Besitz des Klosters.

„Zur Erholung wurden die Schwestern morgens in einer mit schwarzen Vorhängen verhängten Kutsche in ihr grünes Freizeitparadies gefahren und abends wieder in die Klausur des Klosters zurückgebracht“, weiß Mutter Dorothea aus alter Zeit zu berichten.

Von 1963 bis 1976 wohnte Benediktinerpater Chrysostomus Dahm aus der Abtei Maria-Laach hier, er baute ein reges Gemeindeleben auf. In dieser Zeit wurde die Kapelle neu gestaltet. Noch bis in die vergangenen Jahre fanden hier einmal im Monat Werktags-Gottesdienste der Pfarrei Weingarten statt, die von den Fessenbachern geschätzt und gut besucht wurden.

An Familie vermietet

- Anzeige -

Bis 2012 fanden die Schwestern im Liebfrauenhof Entspannung und Erholung, dann wurde das Haus an eine Familie vermietet. Weil die kleiner werdende Ordensgemeinschaft das Gelände nicht mehr nutzen und vor allem nicht mehr bearbeiten konnte, kümmerte sich jahrelang ein Gärtner um Haus und Grundstück.

Planungen, das denkmalgeschützte Anwesen als Altersruhesitz für die Schwestern zu nutzen, führten zu keinem Ergebnis, auch finanzielle Überlegungen legten den Verkauf nahe. 2015 wurden Gewächshaus und Garten Ulrike und Stefan Walter anvertraut, die den Klostergarten wiederbelebt, in einem offenen Gemeinschaftsprojekt als Lebensgarten gepflegt und mit verschiedenen spirituellen und kreativen Angeboten der Bevölkerung zugänglich gemacht haben. Nach dem Kauf soll jetzt das Wohnprojekt „Erbe und Vision gemeinschaftlich leben“ dort entstehen.

Der Verkauf des Liebfrauenhofes sei keine einsame Entscheidung der Schwestern gewesen, sondern sei im Austausch mit der Erzdiözese vorbereitet und im Einklang mit dieser getroffen worden, wie Dekan Bürkle hervorhebt.

Weder Bar noch Rotlicht

Grundsätzlich werde beim Verkauf von Gebäuden, die in kirchlichem Besitz sind oder einem Kloster gehören, bei Kaufverträgen immer auch die spätere Nutzung in den Blick genommen. „Ein Kloster darf ein Gebäude beispielsweise nicht verkaufen, wenn etwa eine Bar oder eine Einrichtung aus dem Rotlicht-Milieu einziehen soll“, erklärt Bürkle.

Auf dem Liebfrauenhof werde die Tradition des Klostergartens weitergegeben. Auch das kulturelle Leben an diesem Ort, das Thema Erhalt der Schöpfung - letztlich auch christliche und katholische Themen - würden weitergehen.

Und noch eine Besonderheit ist mit der Veräußerung kirchlicher Gebäude verbunden: Wird eine zugehörige Kapelle mit verkauft, muss eine Profanierung vorgenommen werden. „ Es ist so, dass wir nichts Geweihtes verkaufen, sondern die Kapelle vorher wieder einer weltlichen Nutzung zugeführt wird“, führte der Dekan weiter aus.

Wäre das nicht der Fall, wäre er als sogenannter Rektor Ecclesiae (Kirchenrektor) trotz des Besitzerwechsels weiterhin für den Raum verantwortlich, der neue Besitzer könnte nicht allein entscheiden, wie er die ehemalige Kapelle nutzt. Das Ordinariat Freiburg bestätigt die Profanierung mit einer Urkunde, im Falle des Liebfrauenhofes mit Wirkung ab
1. Juli.

Geplant ist ein Dankgottesdienst am 3. August auf dem Gelände des Liebfrauenhofes, wo die Urkunde der Gemeinde verlesen und Danke gesagt werden soll für die spirituellen Erfahrungen, die in dieser Kapelle gemacht wurden. Die genaue Uhrzeit wird in den Pfarrblättern und im OT bekannt gegeben.

Stichwort

Auszug aus dem Kirchengesetzbuch

Das kirchliche Gesetzbuch, der „Codex Iuris Canonici“ regelt die Verweltlichung von ursprünglich Heiligem: Das Allerheiligste muss aus der Kirche getragen werden (aus der Kapelle Liebfrauenhof wurde es bereits entfernt). Die Reliquien sind aus dem Altar zu entnehmen und alle liturgischen Geräte und Einrichtungsgegenstände müssen aus dem Gebäude gebracht und „an einem würdigen Ort aufbewahrt“ werden.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Auch wenn sie noch so sympathisch sind: Die Herzen an den Bäumen (hier in der Steinstraße) müssen entfernt werden. ⇒Archivfoto: Christoph Breithaupt
vor 2 Stunden
Offenburg
Die Offenburger Rathausspitze erklärt, wieso sie die Herzen an den Bäumen in der Moltke- und Weingartenstraße nicht mehr duldet und die Sympathiebekundungen entfernt werden müssen.
Handgemachte Arbeiten werden auf dem sechsten Töpfer- und Künstlermarkt geboten. 
vor 4 Stunden
Künstlermarkt in Offenburg
Ein Töpfer- und Künstlermarkt lockt am Wochenende auf den Offenburger Marktplatz. 30 Aussteller bieten Handgemachtes an.
vor 4 Stunden
Leserzuschrift
Ein Leser antwortet auf den Leserbrief "Nicht klug, die AfD vom Diskurs auszuschließen". Er vertritt eine andere Meinung.
vor 4 Stunden
Leserzuschrift
Zwei Leser äußert sich zu den Vorgaben der Stadt, die Herzen an den Bäumen in Offenburg zu entfernen.
Die Theateraufführung "Hörbe mit dem großen Hut" war sehr gut besucht. 
vor 4 Stunden
Theater in Offenburg
In der Bücherei Dreifaltigkeit war das Figurentheater "Fiesemadände" zu Gast. Sie brachten den Kinderbuchklassiker "Hörbe mit dem großen Hut" von Otfried Preußler auf die Bühne.
Viele Hände, schnelles Ende: Das Außengelände der Astrid-Lindgren-Schule wurde aufgewertet. Trudpert Hurst (links) war sehr zufrieden. 
vor 4 Stunden
Offenburg
Das Außengelände der Astrid-Lindgren-Schule wurde bei einer Mitmach-Aktion von den Schülern optisch verschönert. Die Technischen Betriebe Offenburg brachten Hackschnitzel.
Gesang des Klassenchores gehörte zum Programm der ersten „Frühlingsbühne“ der Sommerfeldschule, Außenstelle Weier.
vor 4 Stunden
Außenstelle der Sommerfeldschule
Schüler und Lehrer zeigen bei der "Frühlingsbühne" in Weier ihr musikalisches Können.
"Bonnie & the groove Cats" spielen im Haus am See in Schutterwald.
vor 4 Stunden
Konzert in Schutterwald
Ein Konzert steigt am Freitag ab 21 Uhr im Haus am See in Schutterwald. "Bonnie and the groove Cats" sind zu Gast.
Polizeieinsätze wie hier am Bahnhof kommen in Offenburg (zu) häufig vor.
vor 11 Stunden
Wahlprüfstein (1): Der unrühmliche Spitzenplatz
OT-Wahlprüfstein (1): Serien-Spitzenreiter in der Kriminalitätsstatistik: Wie wird Offenburg sicherer? In unserer achtteiligen Serie zur Kommunalwahl äußern sich die Offenburger Listen, wie sie die Kriminalität in der Freiheitsstadt eindämmen würden.
Mit dem Fahrrad darf man vor dem Bürgerbüro nur nachts fahren. 
vor 11 Stunden
Offenburg
Ungewöhnlich viele Polizeiuniformen waren am gestrigen Mittwoch in der Offenburger Innenstadt zu sehen. Grund dafür war kein krimineller Vorfall, sondern intensive Kontrollmaßnahmen.
Fleißig unterwegs für die Natur: Das Netzwerk Flüchtlingshilfe Hohberg beteiligte sich an der Kreisputzete.
vor 12 Stunden
Hohberg - Niederschopfheim
Kreisputzete – Mitmachaktion des Netzwerks Flüchtlingshilfe Hohberg rund um die Hohberghalle, die Grundschule, den Kunstrasenplatz und den Jugendplatz. Welches kleine Dankeschön es gab.
Ortenauer Straße 4, Schutterzell: Die Feuerwehr übt an einem Ökonomiegebäude und rettet Personen.
vor 12 Stunden
Neuried - Schutterzell
Die Feuerwehrabteilung Schutterzell übt erfolgreich den Brand an einem Ökonomiegebäude mit vermissten Personen. Auch die Drehleiter aus Offenburg kommt zum Einsatz. Wie das Übungsszenario aussah.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".