Der Kindergarten wird in Ortenberg teurer
Nach einer Nullrunde wird es für manche Eltern ab September deutlich teurer: Der Ortenberger Gemeinderat hat eine Erhöhung der Kindergartengebühren für die nächsten zwei Jahre beschlossen. Die Steigerung für die U 3-Kinderbetreuung um bis zu 17 Prozent kommt aber beim Elternbeirat nicht gut an.
Der Gemeinderats-Tagesordnungspunkt »Anpassung der Elternbeiträge im Kindergarten« sorgt stets für Diskussionen – nicht nur bei den Ratsmitgliedern, sondern auch bei den betroffenen Eltern. Von den beteiligten Verbänden wie dem Gemeinde-, und Städtetag sowie den kirchlichen Dachverbänden wird in Baden-Württemberg ein Kostendeckungsgrad von 20 Prozent durch die jeweiligen Elternbeiträge angestrebt. In Ortenberg liege dieser, bedingt durch die Sozialstaffelung mit der Degression der Beiträge bei Mehrkinderfamilien, derzeit bei zwölf Prozent, erläuterte Bürgermeister Markus Vollmer am Montagabend im Gemeinderat.
10 000 Euro pro Kind
Detailliert ging dabei Vollmer in seiner über zehnminütigen Einführung auf die Problematik »Kindergartengebühren« ein. So kostete die Betreuung ohne Gebäudenutzung und Einrichtung und Investitionen allein im vergangenen Jahr rund 960 000 Euro, den Großteil übernimmt die Gemeinde. Der Rest wird durch die Elternbeiträge sowie durch den Zuschuss des Kindergartenträgers, die katholische Pfarrgemeinde, beglichen. »In jedes Kindergartenkind werden derzeit 10 000 Euro jährlich investiert, wobei die Gemeinde 6000 Euro selbst in die Hand nimmt«, so Vollmer.
Personalintensiv seien vor allem die Betreuung der Kleinkinder zwischen einem und zwei Jahren sowie der Übergang in die Regelgruppen mit drei Jahren. Im vergangenen Jahr wurden auf Initiative des katholischen Kindergartenkuratoriums sowie des Gemeinderats die Elternbeiträge nicht angehoben.
»Heute wollen wir die Gebühren für die nächsten beiden Kindergartenjahre anpassen und darüber abstimmen«, kündigte der Rathauschef an. Die zur Diskussion stehende neue Gebührentabelle wurde bereits vom Kuratorium abgesegnet. »Diese Festsetzungen erfolgen unabhängig von der tatsächlichen Kostensituation in Ortenberg, sondern liegen ausschließlich der Empfehlung der Fachverbände zugrunde«, informierte Vollmer.
Moderat zwischen drei und fünf Prozent sollen die Beiträge für Kinder in der Regelgruppe mit halbtäglicher Betreuung ansteigen. So kostet das erste Kind ab nächsten August statt derzeit 114 Euro im Monat zukünftig 121 Euro. Um 24 Euro und damit auf 354 Euro pro Monat steigt dagegen die tägliche 6,5-stündige Betreuung von U 3-Kindern an.
»Gerade Familien, die arbeiten müssen, nehmen dieses Angebot an. Und solch ein Anstieg ist bei niedrigen Einkommen, das meistens oberhalb der Fördergrenzen liegt, eine finanzielle Herausforderung«, argumentierte Elternbeirat Michael Walter vor dem Rat. Laut Walter hätten sich die Eltern eine moderatere Erhöhung erwünscht. Und dass die Betroffenen erst vor wenigen Wochen über die Anpassung informiert wurden, kam ebenfalls als Kritikpunkt ans Ratsgremium. »Auch wir haben erst Anfang Mai davon erfahren«, entgegnete Vollmer.
Um eine große Beitragserhöhung abzufedern, sei zwischenzeitlich ohnehin ein Puffer in die Gebührentabelle eingesetzt worden. Somit sind von der gesamten Erhöhung nur Eltern betroffen, deren Nachwuchs erst im August neu das Angebot in Anspruch nimmt. Sogenannte Bestandseltern werden nur zwischen drei und fünf Prozent mehr zur Kasse gebeten.
Als weiteren Kritikpunkt äußerte Walter auch die nicht tagesgerechte Abrechnung der Monatsbeiträge. So werde für ein Kind, das am 15. des Monats zum ersten Mal die Einrichtung besucht, gleich der ganze Monat berechnet. Eine auf Tagesbenutzung abgerechnete Abrechnung ist allerdings laut Vollmer rein verwaltungstechnisch ein »Riesenaufwand« und würde den derzeitigen Personalschlüssel des Kindergartens unnötig weiter erhöhen.
Gemeinderat und Kuratorium wollen sich allerdings über eine leicht realisierbare und verwaltungstechnisch machbare Lösung Gedanken machen. Nach dieser Ankündigung entschloss sich der Rat einstimmig für die vorgestellte Beitragsregelung der nächsten beiden Kindergartenjahre.