Der neue Wagner heißt jetzt Schütze
Die bestens aufgelegten Zeller Narrenräte sorgten beim Zunftabend für ein unterhaltsames Programm. Einmal mehr lieferte Zells Osten Stoff für manch gereimten Seitenhieb. Dort hat sich auch einiges getan: Der neue Wagner heißt jetzt Schütze und die Eckwaldhexen planen schon seit 22 Jahren an ihrem Narrenbrunnen...
Unterharmersbachs ehemaliger Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner wird den Zeller Narren fehlen – so viel war klar beim Zunftabend der Narrenzunft Zell am Donnerstag. Der Narrenrat widmete hpw sogar ein eigenes Lied nach der Melodie von „Rock me Amadeus“: „Er war ein Superstar, er war so populär. Er war so exaltiert, genau das war sein Flair. Er war ein Virtuose, war’n Politidol. Und alles ruft noch heute: Komm regier nochmal die Meute.“
Aber auch Wagners Nachfolger im Amt bot närrischen Stoff, gereimt auf „Schützenliesl“: „Schüüüütze Ludwig, endlich hat‘s geklappt!“
Zunftmeister Clemens Halter brachte den Ortsvorsteher-Wechsel in seiner gelungenen Begrüßung auf den närrischen Punkt: „Herr, hilf uns doch in unsrer Not, aus tiefstem Schwarz wird dunkles Rot“.
Auch die neue Werbefigur der Ferienlandschaft nahm Halter aufs Korn. Bekanntlich soll ja ein Mops aus Nordrach Werbebotschafter des Schwarzwalds werden. Die Jungesellen im Narrenrat hatten da eine viel bessere Idee, gab Halter bekannt: „Vor em Rothus do in Zell, liegt es ufm Bärefell. Blondi Hoor bis nab on d’Bei. Mindestens der Möpse zwei und ä hoher Wasserfall. Die Werbung, die wär ideal.“
Der Zunftmeister hatte ein ums andere Mal die Lacher auf seiner Seite, der Boden war bereitet für rund vier amüsante Stunden. Auch die närrische Ratssitzung steuerte zur Gaudi im Publikum einiges bei, kamen doch zahlreiche Schnitzer zur Sprache. So der vom Hinweisschild beim Partyhaus Dörfle, das ein Trupp vom Betriebshof erst aufbauen musste, damit es ein anderer Arbeitstrupp wieder abbauen konnte,
Auch wer Gemeinderat werden will, hat es manchmal schwer, wussten die Narrenräte und belegten das an einem Statiker aus UH. Der wollte seine Bewerbungsunterlagen für die Kommunalwahl abgeben. Die Unterlagen waren in einem Briefumschlag verpackt, „streng geheim“ stand drauf. Jetzt musste der Brief nur noch in den Briefkasten. Kein Problem, oder?
Scheinbar doch. Im Schnitzer-Briefkasten der Narrenzunft misslang der erste Versuch, den Brief einzuwerfen. Der Kasten war voll. Der zweite Versuch direkt beim Rathaus hat geklappt. Allerdings war es der Kummerkasten.
Berthold hinter Gittern
Und noch einen Schenkelklopfer lieferte der närrische Rat: Wer weiß schon, dass sich das Gittertor des Betriebshofs Zell punkt 17 Uhr automatisch schließt? Ehrenzunftmeister Berthold Damm weiß das nun. Er war eine Stunde lang hinter Gittern. „So ebbis kann ja nur dem Berthold passiere“, hatte Zunftmeister Clemens Halter gelacht, als er es hörte. Und wem ist das wohl eine Woche später auch passiert? Genau!
A propos Ehrenzunftmeister. Was nicht mal die Eckwaldhexen ahnten, ist die Tatsache, dass Berthold Damm zu den Gründungsmitgliedern der Hexen gehörte. Doch Damm wurde beim Festbankett zum 22-jährigen Bestehen der Hexen weder geehrt, noch durfte er etwas sagen. Die Narrenzunft machte den Fauxpas wieder gut: Clemens Halter schenkte Damm als Wiedergutmachung eine goldene Hexeguuf.
Die Eckwaldhexen und ihr Hexenmeister waren auch die Stars der Schlussnummer auf der Bühne. Zur Begleitmusik von „I have a dream“ ließen die Narrenräte den Hexenmeister Manfred vom Hexenbrunnen vor dem Rathaus träumen, den er schon seit 22 Jahren plant. Noch sind die Figuren auf dem Brunnen verhüllt, doch Hexen-Manfred probt schon mal den Ablauf der Einweihung. Und siehe da, nach und nach erscheint kein Hexen-Quartett, sondern der Schütze Ludwig als Amor, „der immer ins richtige Herz trifft und im Stadtrat für Zell-Ost schwätzt“. Auch die zweite Figur ist keine Hexe, sondern Hans-Peter Wagner. Der meint, mit ihm sei der Brunnen ja viel schöner“. Schließlich erscheinen noch der Oberhomberle und ein Eckwaldpuper. Und warum steht auf dem Brunnen keine Hex? „Er het halt von einem schöne Brunnen geträumt“, so die Botschaft aus Zell-West gen Osten.
Wer jetzt meint, Zells Bürgermeister kam beim Zunftabend gar nicht vor, der irrt. „Ei Baustell jagt die onder in Zell“, hatte schon eingangs Clemens Halter festgestellt. „Die Löcher kippt man ganz schnell zue, donn hat die Stadtverwaltung Rueh“. Die größte Bausünde hatte Halter beim Kurpark ausgemacht: „De Rundofe wochenlang schon obdachlos. Wenn do nit bald kunnt druff ä Dach, liegt der Keramikofe au bald flach. Und später steht in der Chronik sell: Pfundstein – die Abrissbirne von Zell!“.
Der musikalische Narrenrat und „d’ Bott“ sowie flotte Tanzvorführungen gehörten traditionell zum Programm. Unterm Strich war es im Kulturzentrum beste Abendunterhaltung.