Der Steinway im Rampenlicht
Offenburg. »Offenburg beflügelt« – unter dieses griffige Motto stellte die Stadt Offenburg im Jahr 2011 ihren Spendenaufruf, nachdem der Stadtrat zwar die Anschaffung eines neuen, 130 000 Euro teuren Konzertflügels aus dem weltweit »ersten Haus am Platze«, Steinway & Sons, beschlossen hatte, gleichzeitig aber verlangte, dass sich Kultur begeisterte Bürger finanziell beteiligen mögen. Die Idee dahinter: Zwar ist ein Prachtstück wie ein Steinway-Flügel ein Magnet für erstklassige Pianisten, wird Offenburgs Musikszene allein dadurch, dass nun solch ein »Rolls-Royce« der Flügel wahlweise in der Reit- oder der Stadthalle gespielt werden kann, messbar aufgewertet. Aber, so der Einwand, letztlich komme vor allem ein kleines »elitäres« Grüppchen von Klassik-Freunden regelmäßig in den Genuss, nicht nur abstrakt als Bürger auf einen Steinway-Flügel »stolz zu sein«, sondern diesen auch konkret als Konzertbesucher regelmäßig hören zu dürfen.
Im exklusiven Rahmen
Das Angebot, symbolisch je eine der 88 Tasten für 500 Euro erwerben zu dürfen, wurde von zahlreichen Bürgern, aber auch Institutionen und Verbänden, gern angenommen. Und als sollten sich die Unkenrufe vom »elitären« Vergnügen erfüllen, wurde am Freitag in einem überaus exklusiven Rahmen der neue Konzertflügel von Steinway & Sons mit der Rahmennummer D 591 382 in der Reithalle dem Kreis der Tastenspender vorgestellt.
Dieser edle Flügel steht am Ende einer Entwicklung, die mit dem anerkannt besten Instrument seiner Zeit (nämlich im Jahr 1836) begann und seither immer weiter verbessert wurde. Eine geniale Idee, den »Steinway & Sons D 591 382« neben seinen »Ahnen« zu präsentieren, namentlich einem Replikat des »Steinway No. 1« von 1836 und dem »Steinway & Sons 27107« von 1872.
Hans Heinrich Schalkowski von Steinway & Sons Hamburg führte durch den Abend, Pianist Matthias Kirschnereit präsentierte die drei Flügel. Die Werke von Domenico Scarlatti, Frédéric Chopin, W. A. Mozart, Franz Schubert, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Claude Debussy und Sergej Rachmaninoff waren gewählt, um den jeweils besonderen Charakter der einzelnen Instrumente, zwischen denen bald 180 Jahre liegen, zu verdeutlichen. Domenico Scarlatti, ein Komponist des 17. und 18. Jahrhunderts, war zu seiner Zeit sehr innovativ – und wäre sicher begeistert gewesen, welchen Klang seine Kompositionen auf dem »Steinway No. 1«, dessen Bau er allerdings nicht mehr erlebte, entfalten können. Und dennoch: Welche Tiefe, welcher volle und reife Klang beim Nachfolger von 1872 und erst recht beim neuen, zeitgenössischen Offenburger Flügel!
»Gratulation, Sie können sich glücklich schätzen!«, lobte Matthias Kirschnereit die gute Wahl, die das Auswahlkomitee, bestehend aus Kulturamtschef Simon Moser sowie dem Pianistenehepaar Susanne und Dinis Schemann getroffen hatte. Letztere werden in einem Konzert am 21. April den Flügel erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorstellen.
Und am Ende des Abends war es dann so weit: Auf die Bühne der Reithalle regnete es Tasten, die vom »Schnürlboden« auf die Spender herabschwebten. Mit sichtlichem Vergnügen übergab Kulturchef Simon Moser die von Künstler Manfred Aust gestalteten handfesten »Spendenquittungen«.