Die ältere Generation ist des Alemannischen noch mächtig
Die Sprachforscherin Friedel Scheer-Nahor aus Breisach gilt als Expertin für die alemannische Sprache und referierte beim Historischen Verein Schutterwald.
Friedel Scheer-Nahor aus Breisach ist Sprachforscherin und gilt als Expertin für die alemannische Sprache. Noch vor den Beschränkungen wegen des Coronavirus hat sie beim Historischen Verein Schutterwald referiert.
Schon eingangs des Vortrags wurden die Richtlinien klar gestellt. Der Vereinsvorsitzende Clemens Herrmann begrüßte die Referentin vor einer ansehnlichen Kulisse im Martinskeller in alemannischer Mundart und sagte: „Trotz liädrigem Wädder, den Schutterwäldern gruußt’s vor nix“.
Das Eis war gebrochen, die Referentin begann ihren Vortrag ebenfalls in alemannischer Mundart und führte ihn in derselben fort. Friedel Scheer-Nahor, die Mitherausgeberin des „Badischen Wörterbuches“ und auch Geschäftsführerin der „Muettersproch-Gesellschaft“ ist, unterstütze ihre Ausführungen mit Powerpoint-Schaubildern.
Anschaulich konnte man die Sprachunterschiede im Badisch-Schwäbischen Ländle anhand von Sprachgrenzen nachvollziehen. Während der Feldsalat in der Ortenau „Ritscherli“ heißt, wird er im südlichen Bereich „Sunnewirbeli“ genannt, am Hochrhein gar „Nüßlisalat“. Während der Fastnachtszeit taten die Narren in der Ortenau „hobse“, im Breisgau „gumbe“ und im Schwäbischen „jucke“.
Gar abwegig geht es zu, wenn der Löwenzahn bei uns und in anderen Gegenden den Beinahmen „Saichblume“ oder „Brunsblume“ erhält. Schimpfwörter für Männer oder Frauen im Dialekt („Houmuck“, „Dolle“, „Rätschkätter“) würzen jeden Vortrag und sorgen für Lacher. Die Referentin fand es aber trotzdem schade, dass die alemannische Sprache, die ja nicht nur im badisch-schwäbischen Raum, sondern auch im Elsass (Elsässer-Ditsch), in der Deutschsprachigen Schweiz (Schwyzerdütsch) und im österreichischen Vorarlberg gesprochen wird, auf dem Rückzug befindet.
Da spielt der Zuzug der Menschen aus allen Herren Länder eine bedeutende Rolle. Auch in den Hochschulen und Gymnasien bleibt für das Alemannische wenig Platz. Verlass ist jedenfalls auf die ältere Generation, die den heimischen Dialekt noch spricht und pflegt, ja sogar an ihre Nachkommen weiter gibt.
Und wenn dann immer wieder ein sprachliches Dialektpflänzchen erblüht, ist der Fortbestand der alemannischen Sprache fast gesichert.