Die alt-katholische Gemeinde blickt auf 150 Jahre St. Mattiaskirche
Die alt-katholische Pfarrgemeinde St. Mattias hatte einen besonderen Grund zum feiern: Vier junge Leute durften das Sakrament der Firmung durch Bischof Matthias Ring (Bonn) empfangen. Der Gottesdienst fand unter einer großen Anteilnahme der Offenburger Gemeinde und zahlreicher Angehöriger statt, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. In seiner Predigt ermutigte der Bischof die Firmlinge zu einem Leben im Glauben, der Mut und innere Freiheit gebe. Die Firmung soll sie dabei im Glauben bestärken.
Den Gottesdienst zelebrierte Bischof Ring mit Unterstützung von Pfarrer Daniel Saam und dessen Vorgänger Timo Vocke sowie weiteren Gästen. Das wunderbare Orgelspiel von Andreas Panizzi und der harmonische Gemeindegesang gaben dem Firmgottesdienst einen würdigen Rahmen. Nach der Liturgie bestand in der Kirche dann Gelegenheit zur Begegnung mit dem Bischof und den Neugefirmten.
Gleichzeitig deckten im Seitenschiff der Kirche einige fleißige Helfer die Tische für das anschließende Gemeindefest. Dieses stand ganz im Zeichen des Gemeindejubiläums: Seit genau 150 Jahren dient die St. Mattiaskirche der alt-katholischen Gemeinde als Gotteshaus und Gemeindezentrum. Auch der Bischof und die Zelebranten gesellten sich dazu und genossen den geselligen Abend bei einem schmackhaften Essen und guten Gesprächen.
Erneuerung der Kirche
Dazwischen berichtete Cornelius Gorka in einem kurzen Vortrag über die Entstehungsgeschichte der Gemeinde. 1870 hatte das Erste Vatikanische Konzil das Dogma der Unfehlbarkeit und das Jurisdiktionsprimat des Papstes beschlossen. Viele liberale Katholiken in Deutschland konnten diese Beschlüsse nicht mittragen und schlossen sich 1871 in der alt-katholischen Bewegung zusammen. Auch in Offenburg bildete sich im gleichen Jahr ein Alt-Katholikenverein. Ziel dieses Vereins war eine Erneuerung der Kirche durch Rückkehr zu ihren Wurzeln.
Einer der Mitbegründer war der damalige Gymnasialdirektor Mathias Intlekofer, der auch dafür sorgte, dass die entstehende alt-katholische Gemeinde zu einem Gotteshaus kam. Durch Erlass des Großherzoglichen Oberschulrats vom 10. Januar 1873 wurde den Offenburger Altkatholiken die damalige Gymnasiumskirche (und heutige Mattiaskirche) für ihre Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Seitdem dient sie der Gemeinde als Pfarrkirche.
1874 erhielten die Altkatholiken Offenburgs mit Vikar Jentsch auch ihren ersten Pfarrer. 1875 wurde die Gemeinde staatlich anerkannt und erhielt öffentliche Körperschaftsrechte. Zum Pfarrbezirk gehören seit 1899 alle Altkatholiken im Ortenaukreis. Anschließend machte Theresa Hüther vom kirchengeschichtlichen Seminar in Bonn ein interessantes Quiz, bei dem sie zahlreiche Informationen zur Geschichte der alt-katholischen Kirche vermittelte, was bei den Festgästen ebenfalls gut ankam und die Jubiläumsfeier abrundete.