Bürgermeister reagiert auf Kritik zur Eichgasse-Vollsperrung
Der Umbau der Eichgasse, also des Anschlusses Gottswaldstraße/L 98, hat begonnen. Dazu wird die Eichgasse für rund viereinhalb Monate gesperrt (nicht aber die L 98). Vorab gab es einige Irritationen und Proteste, über die wir mit Schutterwalds Bürgermeister Martin Holschuh sprachen.
Die Geschichte der Querspange ist lang. Das Land bevorzugte lange einen Turbokreisel, dann kam die Ampellösung. Hätte es mit einem Kreisel auch eine Totalsperrung der Eichgasse gegeben?
Martin Holschuh: Die Geschichte der Querspange ist sehr lang. Seit 2009 ist klar, dass die eigentlich von der Mehrheit des Gemeinderats favorisierte Lösung einer echten Umfahrung durch den Stadtwald aus umweltrechtlichen Gründen nicht umsetzbar ist. Viele trauern dieser Lösung immer noch nach. Danach sagte das Land der Gemeinde, dass ein Kreisverkehr und eine Querung mit Brücke für die Fußgänger die Lösung für diese Kreuzung wäre. Um den Prozess zu beschleunigen, übernahm die Gemeinde die Aufgabe, Baurecht zu schaffen und machte sich mit großem Einsatz daran, einen Bebauungsplan aufzustellen.
Das ist ja alles geschehen. Und dann kam die Wende?
Holschuh: Ja. Ende 2013 kam dann bei einem Sicherheitsaudit, einer unabhängigen Überprüfung der Planung durch das Land, heraus, dass der Kreisverkehr eine ungeeignete Lösung für diesen Standort sei. Die Prüfung kam unter anderem zum Schluss, dass das Brückenbauwerk von den Fußgängern nicht angenommen würde. Ärgerlich für uns als Gemeinde, denn jahrelange Planungen waren vergebens. Die Verwaltung sorgte im Sommer 2015 dafür, dass zwischenzeitlich immerhin für die schwächsten Verkehrsteilnehmer, Radfahrer und Fußgänger, eine provisorische Ampel eingerichtet wurde. Die Planungen für eine umfassende Lösung begannen von Neuem. Dieses Mal mit dem Ziel, die vom Land vorgegebene Ampelanlage zu realisieren.
Noch mal zurück zur Frage: Hätte es mit einem Kreisel auch eine Totalsperrung der Eichgasse gegeben?
Holschuh: Ich weiß es nicht. Aber die Frage stellt sich nicht, da das Land nur bereit war, die Ampellösung umzusetzen.
Was genau geschieht im jetzt gesperrten Bauabschnitt?
Holschuh: Der Umbau umfasst die Verbreiterung der L 98 im Bereich der Kreuzung sowie den Bau einer Ampel. Für den parallel der L 98 verlaufenden Neumattgraben muss ein neues Durchlassbauwerk unter der Eichgasse errichtet werden. Weiter sind der Bau von zwei Querungshilfen sowie ein Radweg östlich der Gottswaldstraße (auf Höhe der Gebäude Haus-Nummern 76 bis 85) bis an die Kreuzung geplant.
Wofür ist dabei das Land zuständig? Und wofür Schutterwald?
Holschuh: Die L 98 ist eine Landesstraße. Dafür ist auch das Land zuständig. Bei der Ertüchtigung des Kreuzungsbereichs handelt es sich um eine eigenständige Maßnahme des Landes, und das Regierungspräsidium Freiburg ist der Auftraggeber. Die Gottswaldstraße und deren Verlängerung ist eine Gemeindestraße. Damit ist der Bereich zwischen der Kreuzung und Langhurst Aufgabe der Gemeinde. Ursprünglich war vorgesehen, diese Maßnahme erst im nächsten Jahr durchzuführen. Aber nachdem das Land sagte, dass die Eichgasse voll gesperrt werden wird, zog die Gemeinde die Maßnahme vor. Wir wollten damit erreichen, dass die Bevölkerung so gering wie möglich belastet wird und im nächsten Jahr nicht erneut eine Baustelle mit langen Wartezeiten, Staus und Umleitungsverkehr hinnehmen muss.
Viereinhalb Monate soll die Eichgasse, also die Kreuzung Gottswaldstraße/L98 (nicht die L 98 selbst) gesperrt werden. Das ist lange – sind alle Alternativen genügend geprüft worden? Von wem?
Holschuh: Viereinhalb Monate sind in der Tat eine lange Zeit. Im Vorfeld der Planungen wurden Alternativen geprüft. Priorität hatte die Aufrechterhaltung der Ost-West-Verbindung auf der L 98, die mit über 20 000 Fahrzeugen am Tag und einem großen Schwerlastanteil zu den meistbefahrenen Landesstraßen im Kreis zählt. Nach Abwägung der Für und Wider kamen Regierungspräsidium und Gemeindeverwaltung zum Ergebnis, dass die Vollsperrung aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, der Bauzeit, der Verkehrstechnik, der Umwelt und des Naturschutzes die geeignetste Maßnahme ist.
Was wird getan, um die Anwohner der Hindenburg-/Bahnhofstraße vom Umleitungsverkehr zu entlasten?
Holschuh: Für den überregionalen Verkehr sind umfangreiche Umleitungsstrecken ausgeschildert. Aber die Ortsansässigen – damit meine ich Bewohner wie auch Betriebe und deren Zulieferverkehr – müssen weiterhin zur Autobahn, B 3, und so weiter oder zurück nach Schutterwald gelangen. Ein Teil der Baumaßnahme liegt in den Sommerferien. In dieser Zeit ist mit einem geringeren Verkehrsaufkommen zu rechnen. Wie bei vielen größeren Baumaßnahmen im Straßenverkehr gibt es durch Sperrung und Umleitungsverkehr Straßen, die mehr belastet werden, aber auch Straßen, die weniger belastet werden. Die Hindenburg- und die Bahnhofstraße werden vermutlich mehr belastet werden.
In der Bahnhofstraße sind viele Firmen angesiedelt, die ihren Verkehr über die L 98 abwickeln – hat man das bei den Überlegungen zur Vollsperrung einbezogen?
Holschuh: Den Beteiligten von Land und Gemeindeverwaltung war bewusst, dass es durch die Vollsperrung zu Beeinträchtigungen unter anderem bei Gewerbetreibenden kommen wird. Sie führt auch bei Anwohnern, Berufspendlern, Fahrradfahrern und dem ÖPNV zu Belastungen.
Die Firmenchefs fühlen sich schlecht informiert – zu recht?
Holschuh: Wenn sich Unternehmen und Gewerbetreibende schlecht informiert fühlen, müssen wir unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kritisch hinterfragen. Wir haben über die Baumaßnahme in unserem Amtsblatt vom 12. Mai informiert und eine Pressemitteilung des Landes abgedruckt. Vielleicht hätten wir früher an die Öffentlichkeit gehen sollen. Aber auf der anderen Seite, je früher eine Information erfolgt, desto ungenauer ist sie. Wir werden uns jedenfalls Gedanken machen müssen, wie wir in Zukunft auf Betroffene zugehen können, um sie möglichst früh einzubeziehen.
Wird es noch ein Gespräch geben? Wie wird es weitergehen?
Holschuh: Die Kritik unserer Gewerbetreibenden nehmen wir ernst. Ich bedanke mich für die konstruktiven Äußerungen. Die Gemeindeverwaltung hat die Anregungen, eine einseitige Befahrung der Eichgasse zu ermöglichen und die Zeit der Vollsperrung zu verkürzen, eingebracht. Weitere Gespräche hierzu sind mit Land und Baufirma geplant.