Gemeinschaftspraxis Stunder in Zell a. H.

„Die Arbeit hat sich durch Corona verdoppelt“

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28. März 2020

In der Corona-Krise ist Mundschutz bei den Mitarbeiterinnen der Zeller Gemeinschaftspraxis Brigitte und Wolfgang Stunder Pflicht. ©Dietmar Ruh

Viele Anrufe besorgter Menschen, Praxisalltag mit Mundschutz: Der Corona-Stress ist längst bei den Hausärzten angekommen. Auch in der Gemeinschaftspraxis Stunder in Zell. 

Für viele Menschen ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner, wenn es um kleine Wehwehchen oder größere Beschwerden geht. Dass in Arztpraxen meist große Betriebsamkeit herrscht, sich die Patienten die Klinke in die Hand geben und das Telefon nicht stillsteht, liegt in der Natur der Sache und dürfte auch in der Gemeinschaftspraxis der Allgemeinmediziner Brigitte und Wolfgang Stunder aus Zell a. H. Normalität sein. Was aber seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf die Zeller Praxis einstürmt, sprengt alles bisher Dagewesene. „Unsere Arbeit hat sich nahezu verdoppelt“, beschreibt Wolfgang Stunder die Situation, die seit Wochen herrscht und die sicher ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben dürfte. „Besonders die Zahl der Anrufe hat um 60 Prozent zugenommen“, weiß der Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapie und Notfallmedizin.

Wie andere Arztpraxen auch, so ist die  Zeller Gemeinschaftspraxis für viele beunruhigte Menschen Anlaufstelle, wenn es um Fragen zur eigenen Corona-Gefährdung geht. Da werden Symptome geschildert, wird spekuliert, ob man denn nach dem Skiurlaub automatisch zur gefährdeten Personengruppe gehört und oft hat auch der Chef in der Firma geraten, doch einfach mal prophylaktisch einen Test machen zu lassen. 

„Wir sind überwiegend am Beruhigen“, beschreibt Brigitte Stunder, Fachärztin für Allgemein- und Suchtmedizin, die Situation. Und sie unterstreicht, dass nicht jeder Husten mit Covid-19 (engl. coronavirus disease 2019)  gleichzusetzen ist. Andererseits dürfen die Ärzte einen besorgten Anruf auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Wenn der erste Verdacht groß genug ist, wenn der Patient auf die Fragen nach Symptomen wie Fieber, Husten, allgemeinem Befinden und eventuellen Risiko-Aufenthalten die entsprechenden Antworten gibt, 

schreiben wir ihn in der Regel 14 Tage krank“, sagt Wolfgang Stunder. In dieser Zeit muss der Patient zu Hause bleiben, der Mediziner fragt dann regelmäßig telefonisch den Gesundheitszustand ab. Verschlechtert sich dieser, ist die nächste Stufe gegebenenfalls die Einweisung ins Krankenhaus.

 Manche Ängste sind unbegründet, andererseits ist das Coronavirus aber auch tückisch.
Wolfgang Stunder, 
Allgemeinmediziner

Es ist ein Spagat, der sich für Hausärzte auftut. Das wissen auch Brigitte und Wolfgang Stunder. Sie wissen einerseits, dass manche Ängste der Menschen unbegründet sind, andererseits ist das Coronavirus so tückisch, dass es tagelang im Körper sein kann, ohne dass Symptome auftreten. „Wir haben das Wissen, Patienten im Allgemeinen nicht“, hat Brigitte Stunder Verständnis für übereilte, panische Anrufe. „Wir nehmen aber jeden Anruf ernst“, betont Wolfgang Stunder. Telefonisch könne man manches abklären, eine Reihe zielführender Fragen schafft weitere Klarheit.

Wäre nicht ein Test die sicherste Möglichkeit, um festzustellen, ob jemand das Corona-Virus hat oder nicht? Brigitte Stunder widerspricht dieser weitverbreiteten Annahme. „Ein Test ist nur eine Momentaufnahme“, sagt sie, denn auch während der Infektionsphase kann der Test zunächst noch negativ sein. 

Der sicherste Test, den es aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht gibt, wäre der auf Antikörper, aber die bilden sich erst, wenn die Krankheit schon längst überwunden ist. Anders gesagt: Wer akut erkrankt ist, bekommt durch einen Nasen-Rachenabstrich zum Zeitpunkt des Symtomausbruchs mit Halsweh, Husten, Fieber und gegebenenfalls zunehmender Atemnot die Bestätigung von Covid-19.

Nicht „einfach so“ testen

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Die Frage nach einem Test wird in der Gemeinschaftspraxis häufig gestellt. „Wir dürfen zwar testen, aber nur systemrelevantes medizinisches Personal und chronisch schwerkranke Menschen, für die Corona eine lebensbedrohliche Gefahr darstellen könnte“, sagt Wolfgang Stunder. Um jeden „einfach mal so“ zu testen, fehlt es an Testmaterialien und Laborressourcen.

Die Abläufe in der Zeller Praxis haben sich seit Corona verändert. Das sieht man auf den ersten Blick. Die sieben Medizinischen Fachangestellten der Praxis verrichten ihren Dienst grundsätzlich mit Mundschutz, am Empfangstresen schützt eine Plexiglasscheibe vor möglicher Tröpfcheninfektion. 

Auch die Wartezimmer der Gemeinschaftspraxis wurden so bestuhlt, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern gewährleistet ist. Patienten mit respiratorischen Krankheiten warten in einem eigenen Raum auf ihre Behandlung. 
Dennoch: „Eine Zweiklassen-Krankheit gibt es bei uns nicht“, betonen die Ärzte, die aber auch sagen, dass angesichts der Menge der Patienten harmlose Routinechecks erstmal nach hinten geschoben werden. „Wir filtern momentan weg, was nicht unbedingt notwendig ist“, so Wolfgang Stunder.

Nun klagen ja viele Krankenhäuser, dass viele zur Behandlung von Corona notwendige Schutzmaterialien fehlen. 

Das können auch die beiden Allgemeinmediziner unterstreichen. So mangelt es an Mundschutz, Handschuhen, Desinfektionsmitteln und Schutzanzügen. 

Die entsprechende Ausrüstung, die es im Fachhandel zur Zeit nicht mehr gibt, konnte über die  Kassenärztliche Vereinigung bestellt werden und die gesteht jeder Praxis ein Schutzpaket zu. Das enthält unter anderem Schutzkleidung und 
– nur – zehn Schutzmasken. „Das ist viel zu wenig, das hält ungefähr eine Woche“, sagt Stunder und hofft, dass es Nachschub geben wird.

Corona-Stress

Der Corona-Stress ist also bei den Hausärzten angekommen sowie bei den Mitarbeiterinnen. Wie gehen diese damit um? Brigitte Stunder, die gerade vom einem Notfall kommt, lächelt das erste Mal: „Wir sind ein eingespieltes, tolles Team“, sagt sie, „unsere Mitarbeiterinnen nehmen es gelassen, aber mit aller Ernsthaftigkeit.“

Und was sagt Stunder zu den Restriktionen zur Eindämmung der Corona-Krise? „Die Maßnahmen sind völlig berechtigt und hätten meiner Meinung nach schon früher ergriffen werden sollen.  Wir waren erschrocken, auch weil die Zahl der Erkrankten exponentiell ansteigt. Das Coronavirus überflügelt bei weitem die SARS-Pandemie 2002/2003.“ 

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