Die ganze Gemeinde trauerte um Pfarrer Richard Huber
Über 1000 Freunde und Wegbegleiter nahmen gestern Abschied von Pfarrer Richard Huber. 52 Geistliche und Ordensfrauen begleiteten den Ortenberger Ehrenbürger auf seinem letzten Weg, an dem die ganze Gemeinde Anteil nahm.
Es war eine ganz besondere und bewegende Abschiedsfeier, welche dem am Montag vergangener Woche verstorbenen Pfarrer Richard Huber bei seiner Beisetzung zuteil wurde. »Eine österliche Liturgie« sollte es auf eigenen Wunsch des Verstorbenen werden, ganz ohne Nachrufe und Grabreden. Mit einem schneeweißen Leichenwagen traf der Sarg des Verstorbenen bereits am frühen Nachmittag den Weg in die Pfarrkirche Sankt Bartholomäus ein, in der der Verstorbene über 18 Jahre hinweg als Gemeindepfarrer gewirkt hatte.
Die eigentlich gut oder meistens zu groß dimensionierte Pfarrkirche erwies sich zu klein für die über 1000 Trauergäste aus Ohlsbach, Ortenberg, der Partnergemeinde Stotzheim, dem Rebland und Hubers früherer Pfarrei, Forchheim. Darüber hinaus nahmen 52 Geistliche aus dem Dekanat und ehemaligen Weggefährten wie der in Durbach lebende Pfarrer in Ruhestand, Alfons Haidlauf, Abschied von ihrem geschätzten Kollegen.
»Das Gleichnis vom Guten Hirten war Richard Huber stets ein Vorbild, das er auch stets lebte«, erklärte Dekan Matthias Bürkle in seiner Ansprache. Pfarrer Huber konnte eben mit den Menschen, ganz egal ob sie gläubig waren oder nicht. »Er lebte auf der gleichen Ebene mit seinen Menschen, nie von oben herabschauend. Ein Hochwürden wollte Pfarrer Richard Huber nie werden, sondern ein Seelsorger, und das war er auch«, so Bürkle weiter.
Viele Stationen des Lebenslaufs des verstorbenen Pfarrers erwähnte Bürkle in seiner Ansprache. Von der harten Kindheit in einem landwirtschaftlich geprägten Haushalt, dem Entschluss, Pfarrer zu werden, bis hin zu Hubers segensreicher Zeit in Forchheim, Ortenberg, Ohlsbach und zuletzt im Ruhestand als Seniorenseelsorger im Dekanat. »Am Mittwoch vor seinem Tod haben wir uns noch getroffen, um die Gottesdienste in unseren 14 Pfarrkirchen, Kliniken und Pflegeheimen einzuteilen. Da sagte Huber noch am Tisch ›Man kann den Tod nicht voraussehen‹«.
Zusammen mit seiner Haushälterin Hannelore Ruess bildete laut Bürkle Huber eine perfekte Seelsorgeeinheit nicht nur für Ortenberg und Ohlsbach, sondern weit darüber hinaus.
Österliche Freudengesänge wie »Kyrie Eleison« oder das Taize-Halleluja wurden vom Kirchenchor Ohlsbach und der Trauergemeinde statt kirchlicher Trauerlieder gesungen, ebenso ein Wunsch des Verstorbenen wie die klassischen Einlagen des Streichensembles Familie Becker. Auch ein Wunsch des Verstorbenen: Auf Nachrufe wurde verzichtet.
Überall beliebt gewesen
Nach dem Seelenamt zogen die Trauernden in einer langen Prozession mit dem Sarg des Verstorbenen zum Bühlwegfriedhof. Begleitet wurde der Trauerzug vom Glockengeläut beider Kirchen.
Auf dem Gottesacker wurden die Trauernden vom Musikverein Ortenberg musikalisch empfangen. Ein altes Marienlied erklang, als der Sarg von ehemaligen Ministranten ins Grab gelassen wurde.
»Heute ist ein ganz Großer von uns gegangen. Er hat im Rentenalter sehr viel für die Weingartenkirche getan. Richard Huber konnte einfach nicht Nein sagen«, würdigte Zell-Weierbachs Ortsvorsteher Willi Wunsch den Verstorbenen.
»Ökumene mit Pfarrer Huber hat richtig Spaß gemacht. Er war genauso lange hier in Ortenberg wie ich, und es hat stets exzellent funktioniert«, lobt der ehemalige evangelische Pastor Wilhelm von Ascheraden. »Richard Huber wurde nicht nur von den evangelischen Christen geschätzt, sondern auch die israelische Gemeinde betete für den Geistlichen, als sie von seinem Tod erfahren haben«, verriet ein Trauergast.