Die Ohlsbacher Feuerwehr bot Volkstheater im besten Sinne
Die Gemeinde Ohlsbach erlebte am Vorabend von Dreikönig mit Regina Röschs „Lieber ein Mann als gar kein Ärger“ Volkstheater im besten Sinne. Und dass die Akteure am Sonntagabend teils über 30-jährige Bühnenerfahrung hatten, war vielfach zu spüren. Wie selbstverständlich erfolgten vom herausgehobenen Bühnenplatz der Brumatthalle vielfältige Anspielungen an örtliche Gegebenheiten oder Personen. Und der am Schluss mit Riesenbeifall bedachte und seit 36 Jahren sein Theatervolk unterhaltende Peter Brüderle erlaubte sich im dritten Akt in einer seiner wechselnden Rollen sogar, die rund 600 Theaterbesucher direkt anzusprechen.
Er kam als Butler
Als Butler trägt er im finalen dritten Akt eine herrliche Schwarzwälder Kirschtorte zum Genuss des silbernen Hochzeitskaffees wie eine Krone in Richtung Festtafel. Das Prachtstück wird aber zuvor noch den Zuschauern gezeigt mit der Bemerkung: „Gell, davon wolltet ihr jetzt au ebbis?“ Befreiendes Lachen erschallte.
Und diese von der Spieltruppe gern vernommene Reaktion durfte in allen drei Akten von Szenenapplaus, verständnisvollem Lachen bis schadenfrohem Glucksen ausgekostet werden. Denn zwei Akte brauchte es, bis die widerspenstigen Ehemänner Emil Fetzer (Benjamin Heutschy) und Osswald Geiger (Uwe Geiger) nach vielen nicht immer ganz zuvorkommenden Komplimenten an ihre Frauen doch gemeinsam an der feierlich gedeckten Silberhochzeitstafel saßen.
Dass dieses Ereignis von Emils Ehefrau Betty Fetzer (Carmen Bruder) in Szene gesetzt werden konnte, war ihrer Freundin (Adelheit Göppert) als amerikanische Erbtante Edith zu verdanken. Denn in Erwartung des umfänglichen Erbes der reichen Rancherin gelingt es den beiden Freundinnen, lang gehegte Träume und Anschaffungswünsche in der seit 25 Jahren nicht mehr renovierten Wohnung zu verwirklichen.
Das Beharren von Ehemann Emil und seine Trägheit, sich allen Veränderungen zu widersetzen, wird noch gesteigert durch seine extreme Sparsamkeit. In seinem Spezi und gleichfalls seit 25 Jahren im Joch der Ehe gefangenen Oswald hat er einen Geistesverwandten an seiner Seite. Symbol der Veränderungsunwilligkeit sind die in beiden Wohnungen seit Monaten vor sich hinrieselnden Weihnachtsbäume. Diese sind allerdings einer Wette zu verdanken. Wessen Baum als erster keine Nadeln mehr trägt, muss für 30 Liter Bier aufkommen.
Als sich dann die Erbtante ankündigt, von Emils Frau am Telefon aber nur vorgetäuscht, muss die verwahrloste Wohnung doch aufgehübscht werden. Emil fällt eine geniale Tapeziertechnik ein, antackern. Allerdings hatte er zu allem Überfluss die Klammern vergessen. Zusätzliche müssen angebliche Briefbotschaften, die von Emils Angetrauter alle fein säuberlich auf Zetteln unter dem Teppich festgehalten wurden, rasch in die Tat umgesetzt werden.
Bei Emil machen sich Angst um sein Erspartes und Verzweiflung breit. Als Lichtblick entpuppt sich die aparte Susi (Laura Meier). Sie muss sich der Erbtante als Verlobte des trägen Sohns Stefan (Florian Hug) präsentieren. Und wie sollte es zum Ergötzen anders sein: Rasch zeigen sich die beiden tatsächlich als Verliebte.
Schurz als Geschenk
Nachdem die vermeintliche Erbtante angekommen und bei der Jubiläumsfeier dem in seinem Frack schwitzenden Emil als Jubiläumsgeschenk einen Mantelschurz, das bevorzugte Geschenk Emils an seine Gattin, mitbringt, ist Emils Verzweiflung grenzenlos und beim Publikum die Schadenfreude ebenso.
Steffi Horn hat als Oswalds Frau Helga eine geniale Rolle und darf beim Versuch, die elegante Dame zu spielen, immer wieder tief ins Fettnäpfchen tappen. Die angebliche Erbtante Edith freut sich am Ende mit ihrer Freundin Betty über die gelungene Jubiläumslist. Zuletzt werden aber doch noch die Ehemänner Emil und Osswald lachen. Die versprochene Hochzeitsreise haben nämlich beide mit dem Bulldog nach Ortenberg geplant.