Auf Erkundungstour

Die Stadtmauer: Ein besonderes Kulturdenkmal

Ursula Haß
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
24. Februar 2018
Mehr zum Thema
Auch wenn es oft gar nicht so auffällt, die historische Stadtmauer umringt die Offenburger Innenstadt fast vollständig.

Auch wenn es oft gar nicht so auffällt, die historische Stadtmauer umringt die Offenburger Innenstadt fast vollständig. ©Ursula Haß

Die Offenburger Stadtmauer, die im Wesentlichen gut erhalten ist und die die Grenzen der alten Reichsstadt aufzeigt, vermittelt ein fast lückenloses Bild, wie vor mehr als 700 Jahren Offenburgs Mauergürtel verlief. Und so ein Spaziergang entlang der historischen Stadtmauer bietet auch viele reizvolle geschichtliche Einblicke. 

Die Offenburger Stadtmauer führt ein bisschen ein Schattendasein. Das Sanierungs- und Unterhaltungskonzept, das nun von städtischer Seite aufgelegt wurde, wobei der Abschnitt beim Kloster erste Rangfolge hat, soll daran etwas ändern. Auch das neue Einkaufsquartier »Rée-Carré« könnte dazu beitragen, Teile der Stadtmauer mehr in den Blickpunkt zu stellen und manche Teile vom Dornröschenschlaf zu befreien. 

In historischer Erinnerung geblieben ist der Brand von  1689, wo Offenburg fast vollständig zerstört wurde – allerdings die Stadtmauer nicht ganz, wie sich später herausgestellt hat. Die heilige Ursula, die Stadtpatronin von Offenburg, soll im Dreißigjährigen Krieg den schwedischen Truppen auf der Stadtmauer erschienen sein. Die feindlichen Soldaten flohen. Auch wenn es sich um eine Legende handelt, kommt der Stadtmauer dabei doch eine große Bedeutung zu. 

Die Zerstörung Offenburgs, bei der auf Befehl des »Sonnenkönigs« Ludwig XIV. fast die ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde, begann am 9. September 1689. Offenburg war, so kann man es im Buch von Otto Kähni nachlesen, »totaliter ruiniert und in Aschen gelegt, daß nit ein einziges Gebäu zum Trost der armen Brüder und alliglicher Angehöriger aufrecht geblieben, daß es der Hierosolomitischen Zerstörung wohl gleich geschienen«. 

Nahezu ganz erhalten

- Anzeige -

Außer dem Kapuzinerkloster war kein Bauwerk vollständig übriggeblieben, das von der Zeit vor 1689 Zeugnis ablegte – außer der ältesten Stadtmauer. Sie ist fast nahezu in ihrer ganzen Ausdehnung erhalten geblieben, in einer Vollständigkeit, wie das sicher in wenigen deutschen Städten der Fall ist. So wurde es in einem Bericht des Ortenauer Heimatblatts von 1964 festgehalten. Diese sorgfältig erhaltenen und gepflegten Reste vermitteln ein fast lückenloses Bild, wie Offenburgs Mauergürtel vor mehr als 700 Jahren verlief, und es lohnt sich, die historische Stadtmauer bei einem Spaziergang kennenzulernen.

Viel Efeu an der Mauer 

Nach Westen hin grenzen die Zwingeranlagen und der Mühlbach an die hier besonders hohe Stadtmauer, an die auf der anderen Seite der Vinzentiusgarten stößt. Im Hintergrund ragt der Turm der Kreuzkirche auf. Dann führt die Stadtmauer südlich entlang der Grabenallee, vorbei am Rosengarten, der früheren Georg-Monsch-Anlage, und östlich an den Häusern im Bahngraben entlang. Gerade Abschnitte am Rosengarten sind allerdings durch Efeubewuchs fast gar nicht mehr zu erkennen. An der Grabenallee wirkt die alte Mauer als reizvolles Stück Vergangenheit, zumal  sich direkt  der  Rosengarten anschließt, wo auch Bänke zum Ausruhen einladen. 

Weiter vorne am Stadtbuckel war auf der linken Seite früher die Gaststätte »Burgerhof«, heute befindet sich dort eine Wohnanlage, und unterhalb grüßt der Weingott Dionysos, gestiftet von Senator Franz Burda, die Besucher der Stadt. Auf der rechten Seite stadteinwärts wurde das Kriegerdenkmal , das früher auch direkt am Stadtbuckel stand, nun seit längerer Zeit schon in der Grünanlage an der Grabenallee untergebracht.

Auf der Terrasse des früheren Hotels »Ries zum Ochsen«, heute »Maurer Kaffeewelten«, sitzt man quasi  auf der Geschichte Offenburgs. Weiter in östlicher Richtung befindet sich die Stadtmauer beim Mädchengymnasium Unserer Lieben Frau. Von dort trifft man wieder auf den Bahngraben. Und von der Ecke Wasserstraße verläuft die Mauer ein Stück entlang bis zur Hauptstraße und in westlicher Richtung entlang der Zwingeranlage. Somit schließt sich der Ring bei einem Spaziergang an der historischen Stadtmauer – und vielleicht könnte man diesen steinernen Zeitzeugen wieder  zu mehr Leben erwecken.  

Info

Stadtführung

 Im Rahmen der kostenlosen Stadtführungen wird am Samstag, 24. März, ab 10 Uhr wieder eine Führung entlang der Stadtmauer angeboten. Treffpunkt ist am Eingang zum Zwingerpark beim Dionysos.

Hintergrund

Die Geschichte der Stadtmauer

Um das Jahr 1240 hatte Barbarossas Enkel, der Staufenkaiser Friedrich II., Offenburg, Gengenbach und Zell a.H. zu Reichsstädten erhoben. Im Anschluss daran wurde mit der Anlage eines Mauergürtels um die Reichsstadt Offenburg begonnen, die in einer Urkunde aus dem Jahre 1246 erstmals als »Oppidum« (befestigter Platz) bezeichnet wird. Dieser älteste Mauergürtel ist fast ganz erhalten geblieben und lässt die Umrisse des alten Reichsstädtchens deutlich erkennen. Im Laufe der Zeit wurde die ursprüngliche Befestigungsanlage wesentlich verstärkt. 

Im Jahre 1689 umgab ein dreifacher Mauerring die Stadt, verstärkt durch Palisaden, geschützt durch Gräben – soweit nicht der Mühlbach natürlichen Schutz bot –, feste Türme sicherten die Tore, über den Hauptgraben führten Fallbrücken. Gegen schwere Feuerwaffen wurden an den Mauerecken Bollwerke errichtet. Während des Dreißigjährigen Kriegs schuf der Stadtkommandant Obrist Reinhard von Schauenburg, in dessen Gefolge Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen etliche Jahre in Offenburg lebte, zusätzlich ein Abwehrsystem aus Schanzwerk. 

Stehen geblieben sind von all dem nur die Reste der ursprünglichen, also des inneren Mauergürtels, deren militärische Bedeutung die französischen Truppen bei ihrem Brandanschlag 1689 
offensichtlich nicht mehr sonderlich hoch einschätzten. uh

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Großen Zulauf hatte bei der Jobbörse der Infostand der Zimmerei Irslinger. Auch Bürgermeister Martin Holschuh (hinten Mitte), Rektorin Henrike Scharsig (vorne rechts) und Organisator Alexander Beathalter (links neben der Rektorin) waren an den Ständen unterwegs.
vor 19 Minuten
"Quelle der Inspiration"
Rund 30 Firmen haben sich bei der dritten Schutterwälder Jobbörse am vergangenen Freitag in der Mörburghalle präsentiert. Unternehmen und Veranstalter ziehen eine positive Bilanz.
Vernissage der Ausstellung des VON (von links): Rüdiger Stadel (Mitglied kultureller Beirat der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte), Martin Seidel (Sparkasse Kinzigtal), Stefan Medel (Zunftmeister Gengenbach), Theo Schindler (Narrenmeister VON), Gunther Seckinger (VON-Vogt Ortenau), Thomas Rautenberg (Museumsleiter), Christian Daxer (Narrenrat), Gudrun Reiner (Vize-Narrenmeisterin VON), Thorsten Erny (Bürgermeister), Rudi Maurer und Gündüz Askin (beide Narrenräte).⇒Foto: Thomas Reizel
vor 19 Minuten
Ausstellung des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte
Das Gengenbacher Narrenmuseum startet am Samstag in die neue Saison. Und es hat für ein Highlight gesorgt: Der Verband Oberrheinischer Narrenzünfte präsentiert sich mit ausgewählten Exponaten in der Türmerstube des Niggelturms.
Auch im Fürstenberger Hof in Unterharmersbach startet ab April die Museums-Saison wieder. 
vor 2 Stunden
Ein Besuch lohnt sich
Ab April ist geöffnet, im Storchenturm kann ab Ostersonntag Stadtgeschichte geschnuppert werden.
Luise Schubert feiert ihren 95. Geburtstag in ihrem Geburtshaus in Offenburg. 
vor 3 Stunden
Offenburg
Die Offenburgerin Luise Schubert wird am Donnerstag 95 Jahre alt. Seit ihrer Geburt wohnt sie in der Kronenstraße in der Offenburger Vorstadt.
CDU-Kandidaten in Fessenbach (oben von links): Marc Zöller, Marcus Jogerst-Ratzka, Josef Hugle, Monika Freund (in der Mitte von links), Ludwig Holl, Katja Manandhar sowie (unten von links) Paul Litterst und Stephan Seitz.
vor 3 Stunden
CDU-Kandidaten für Ortschaftsrat
Die CDU Fessenbach hat im Gasthaus "Linde" ihre Liste für die Ortschaftsratswahl am 9. Juni aufgestellt.
Das Windschläger Orchester trat mit dem Jugendorchester "Jowibo" unter der Leitung von Dirigent Philip Ott auf.
vor 3 Stunden
Heiße Rhythmen aus Afrika
Beim Jahreskonzert des Musikvereins Windschläg am Samstag wurde das Publikum musikalisch nach Afrika entführt. Jugend- und großes Orchester hatten auch einen gemeinsamen Auftritt.
In der Brückenhäuserstraße wurde ein neuer Point of Presence, also ein Verteiler fürs schnelle Internet, aufgestellt. Dieser steht nahe des Gymnasiums.
vor 7 Stunden
Schritt für schnelles Internet
Der Anschluss Gengenbachs an das Glasfasernetz ist einen Schritt nähergerückt: Am Freitag hat die Breitband Ortenau GmbH & Co. KG in der Brückenhäuserstraße nach eigenen Angaben vom Dienstag einen Point of Presence errichtet.
Ehrungen (von links): Silke Merzweiler (geehrt für 25 Jahre Mitgliedschaft) mit dem Vorsitzenden Jürgen Britsch und Reinhard Brunner, langjähriger Beisitzer, der aus dem Vorstand verabschiedet wurde.
vor 8 Stunden
Generalversammlung
Generalversammlung des RMSV Bohlsbach: Bei den Neuwahlen wurden die Vorstände in ihren Ämtern bestätigt.
Der Pachtvertrag fürs "Bistro unter den Pagoden" läuft aus.
vor 15 Stunden
Wer erhält den Zuschlag?
Das 2001 eröffnete "Bistro unter den Pagoden" in der Offenburger Stadtmitte wird saniert und dann neu verpachtet: Ab April können sich Interessenten, die das Café betreiben wollen, bei der Stadt bewerben.
Pretty Pink. 
vor 15 Stunden
"OG Distrikt"
Tipps für die Tage über und nach Ostern hat DJ Martin Elble wieder zusammengestellt. Dafür blickt er auch über den Rhein.
Bei der Spendenübergabe (von links): Stefanie Link (Aktiv im Ried), Erwin Moser (Vorsitzender Hausacher Bärenadvent), Manuela Schwärzel (Aktiv im Ried).
vor 16 Stunden
Neuried
Verein Aktiv im Ried hilft dem Hausacher Bärenadvent für dessen Arbeit
Die Dorfstraße in Hofweier: Nicht nur hier wird wild geparkt. Der Gemeindevollzugsdienst soll die Situation verbessern.
vor 17 Stunden
Hohberg
Der Hohberger Rat beschließt, ab Oktober eine Minijobstelle für den Gemeindevollzugsdienst einzurichten, im Jahr 2025 eine zweite. Immer mehr Bürger beschweren sich über Falschparker. Welche Aufgaben der GVD hat.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.