Die Streuobst-Vielfalt erhalten
Offenburg. »Aus Fosa wird Fosa«, stellt Gerhard Schröder kurz und bündig fest. Dabei geht es tatsächlich um eine kleine, aber nicht unwesentliche Änderung: Der Verein, der sich bisher »Förderverein Offenburger Streuobst Apfelsaft« nannte, heißt nun »Förderverein Ortenauer Streuobst Anbauer«. Der neue Name solle verdeutlichen, dass sich der Förderverein zukünftig verstärkt kreisweit ausbreiten möchte, so der Fosa-Vorsitzende. Die meisten der 15 Erzeuger-Mitglieder kommen momentan noch aus der Umgebung Offenburgs: »Für unseren Streuobst-Apfelschaumwein etwa stammen die Äpfel aus Zunsweier, Waltersweier, Windschläg und Bohlsbach. Abgefüllt wird er in der Gewölbesektkellerei in der Altstadt – Offenburg pur also.« Auf dem baden-württembergischen Streuobsttag wurde diesem mit 91,5 von 100 möglichen Punkten »hervorragende Qualität« bescheinigt.
Über die Nationengrenze hinweg geht hingegen die Herstellung des Fosa-Cidres vonstatten: »Die Äpfel sind aus der Ortenau, produziert wird er aber im französischen Sessenheim«, so Schröder. Für ihren Apfel-Mango-Saft, der beim Streuobsttag den zweiten Platz belegte, bezieht der Verein das Mango-Püree über die Stiftung »Preda«, die sich für fairen Handel mit den philippinischen Mango-Bauern einsetzt. »Vor allem kann so den Kindern geholfen werden, die Opfer der Zustände dort sind«, sagt Christine Junker, Geschäftsführerin des Weltladens Regentropfen, der seit 2001 mit dem Streuobst-Förderverein kooperiert. »Preda« vermarktet Mangos zu fairen Preisen und betreut Straßenkinder, sorgt sich um deren schulische und berufliche Ausbildung und kämpft so gegen auf den Philippinen verbreitete Kinderprostitution und -missbrauch.
Hierzulande geht es dem Förderverein nicht zuletzt darum, die natürliche Streuobst-Vielfalt zu erhalten: »Wir sind zwar Bio, aber ohne Zertifikat«, sagt Schröder. Fosa-Erzeuger setzten keinerlei Kunst- oder Stickstoffdünger ein. Das Bio-Zertifizierungsverfahren sei aber schwierig und teuer. »Der Ausgangsstoff muss hochwertig sein – Regio schlägt Bio«, ist er auf der Basis seiner Kundenerfahrungen überzeugt. Der höhere Preis der Produkte müsse den Kunden allerdings erklärt werden.
Baumpflege ist wichtig
»Streuobstwiesen sind mit 8000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten die artenreichsten Biotope überhaupt«, erläutert der zweite Fosa-Vorsitzende Hubert Wernet. Streuobstwiesen brauchen jedoch Pflege: »Jeder zweite Baum in Baden-Württemberg ist pflegerückständig.« Durch die zunehmende Zersiedelung verschwinden immer mehr Streuobstbestände in Europas Streuobstwiesenland Nummer eins. »Seit dem Jahr 1951 sind 70 Prozent der Bestände, also rund 300 000 Hektar, verschwunden«, berichtet Wernet.
Um dieser Entwicklung entgegenwirken, bietet der Fosa beispielsweise Schnittkurse für Streuobstwiesen-Besitzer an. Von der Landespolitik erhofft sich der Verein indes eine bessere Förderung. Vorstellbar seien etwa eine über das Landwirtschaftsamt erwerbbare Zusatzqualifikation »Streuobstwiesen-Bauer« und ein eigenes Streuobst-Signet. Schröder fordert: »Der Begriff muss geschützt werden.«