Diersburg Richtung Lahr: problematisch
Eingebettet zwischen Wald und Reben bietet Diersburg durchaus seine Reize. Die geografische Lage bringt jedoch nicht nur Vorteile mit sich. In Sachen öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) stellt der Ortsteil eine Art Sackgasse dar. Die Anbindung an die Stadtbus-Linie erfolgt ausschließlich über Zunsweier in Richtung Offenburg. Wer mit dem Bus in Richtung Lahr fahren möchte, muss den Umweg über Offenburg in Kauf nehmen und dort in Richtung Süden umsteigen. Dies ist jedoch mit sehr langen Fahrzeiten verbunden. Daran dürfte sich auch in Zukunft nichts ändern. Die Verbindung in Richtung Lahr wird vom Regionalbusverkehr Südwest (RVS) versorgt. Die Stadtbuslinie wird von der SWEG bedient.
Bedürfnisse erfragt
Rechtzeitig vor Ausschreibung des ÖPNV an die Verkehrsbetriebe für die Zeit ab 2027 fragte die Gemeindeverwaltung bei einer Bürgerveranstaltung am Donnerstagabend die Bedürfnisse ab. Sachgebietsleiter Claudius Schwarz, bei der Gemeinde unter anderem für den ÖPNV zuständig, erläuterte die aktuelle Situation mit der wochentags halbstündigen Taktung. Zwischen 5.22 und 22.07 Uhr bietet die Stadtbus-Linie S 6 genau 31 Fahrten von Offenburg nach Diersburg an. In die Gegenrichtung sogar 32. An Samstagen beschränkt sich das Angebot auf zwölf Fahrten, sonntags fahren nur vier Busse.
Die Finanzierung
85.900 Euro mussten im Jahr 2023 für die S 6 aufgewendet werden. Mit 53.500 Euro trägt die Gemeinde die Hauptlast (62 Prozent). Der Ortenaukreis übernimmt 32.400 Euro (38 Prozent). Bürgermeister Andreas Heck prognostizierte weiter steigende Kosten und fragte die Bedürfnisse der Bürger ab. Fast schon Symbolcharakter hatten die zwei Linienbusse, die ohne Fahrgäste am Foyer der Gemeindehalle vorbeifuhren. Genau dies will man in Zukunft bestenfalls vermeiden. Von einer guten Versorgung und Taktung in Richtung Offenburg berichteten die Bürger fast durchweg. Das verdeutlichte auch Stefanie Dörfler vom Landratsamt: „Diersburg ist im Größenverhältnis zu anderen Kommunen überversorgt.“
Von den Besuchern bemängelt wurden lediglich die teilweise schlechte Anpassung der Fahrpläne an die Zeiten zum Schulschluss. Unglücklich sei auch, dass einzelne Verbindungen in Zunsweier enden. Den Einwand, privatwirtschaftliche Interessen könnten vor dem Gemeinnutzen stehen, ließ Dörfler nicht gelten. Sie erläuterte, dass der Gewinn der Unternehmen auf sechs Prozent begrenzt ist. Die jährlichen Kosten des Ortenaukreises für den gesamten ÖPNV bezifferte die Expertin auf 12 Millionen Euro. Für die Lastrichtung nach Offenburg würde laut Dörfler die Pendlerstatistik sprechen. Weitaus weniger Berufspendler seien in Richtung Lahr unterwegs.
Als Diskussionspunkte ergaben sich eine mögliche Reduzierung der halbstündigen Verbindungen außerhalb der Pendler- und Schülerzeiten.
Der erst vor wenigen Tagen beschlossene Probebetrieb eines Bürgerbusses (wir berichteten) ging ebenso in die Diskussion ein. Hier sollen die Ortsteile miteinander verbunden werden.
So geht es weiter
Wie es weitergeht, wird nun zunächst im Gemeinderat diskutiert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Informationsveranstaltung sollen mit eingebracht werden. Bürgermeister Heck sieht ab 2027 Kostensteigerungen im ÖPNV-Bereich von 30 bist 40 Prozent auf die Kommune zukommen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung darlegte. Als eine Lösungsvariante nannte er die Minimierung der Leerfahrten.