Dingeli-Essen: Drueller-Orden für Nicole Neumeyer
Eine kultige Fasentveranstaltung seit 60 Jahren ist das Dingeli-Essen am Fasentmontag in Ortenberg. Nicole Neumeyer bekam den Drueller-Orden, Angelika Riehle den Tellerorden. Für unterhaltsame Redebeiträge sorgte die Dingeli-Bütt. Und der Nachtwächter lüftete so manches Geheimnis von Ortenberger Hochkarätern.
Seit 60 Jahren wird in Ortenberg am Fasentmontag ein besonderer Fasentbrauch zelebriert, nämlich das Dingeli-Essen. Dort gibt es nicht nur die legendäre Ortenberger Dingeli-Suppe – eine mit Hackfleisch zubereitete Art von Gulaschsuppe –, sondern jeder, der sich berufen fühlt, kann in die Dingeli-Bütt steigen und das Publikum närrisch unterhalten.
Wie in den vergangenen Jahren fand auch das Jubiläums-Dingeli-Essen in der „Krone“ statt. Und das Landgasthaus war wieder voll belegt, als Punkt 11.11 Uhr Tobias Erdrich, Zunft- und Spättlemeister der Dingeli-Spättle, die Wirtschaftsfasent eröffnete. Zuvor sorgte Hitradio-Ohr-Fasnachtsreporter Matthias Drescher mit seiner Hausband „Knack-Frosch-Combo“ aus Weier für die Einstimmung.
Älter als die Zunft
Seit 1960 wird beim Dingeli-Essen stets auch ein Drueller-Orden (bestickter Druellatz) an einen Ortenberger Fasnachter verliehen. „Diese Ehre gibt es also schon länger als unsere Zunft, die in diesem Jahr ihren 55. Geburtstag feiert“, sagte Erdrich. Die Träger treffen nicht nur den Entscheid über das örtliche Fasentmotto, sondern auch darüber, wer den Stofforden um den Hals gelegt bekommt. „In diesem Jahr ist es eine Närrin aus der Fröschlach“, verriet Erdrich schon vorneweg, „die nicht nur selbst aktives Zunftmitglied ist sondern auch ihre Kinder von der Fasent begeistert hat“.
Bis zu diesem Augenblick wusste Nicole Neumeyer nichts von ihrer bevorstehenden Ehrung. Dreimal wurde das aktive Dingeli-Spättle kopfüber in den mit Wasser gefüllten Holzzuber getaucht, bis sie endlich ihren Orden um den Hals bekam. Traditionell darf der aktuelle Ordensträger zuerst die Dingeli-Suppe probieren.
Als zweithöchste Auszeichnung der Ortenberger Narretei gilt der Tellerorden. In diesem Jahr erhielt Fasent-Urgestein und Feuerwehrfrau Angelika Riehle den hölzernen Teller – nachdem sie von ihrer Zunft dreimal ordentlich im Holzzuber gedingelt wurde.
Bürgermeister Markus Vollmer, als Gärtner in offizieller Mission in der Bütt, beglückwünschte die Narrenzunft zum 55. Geburtstag. Für Amtskollege Bernd Bruder aus Ohlsbach hatte er eine Buchstabensuppe mit 99,5 „Es“ mitgebracht. „Die ist für das fehlende E in euren Halt(e)verbotschildern beim Narrentreffen – und für die 99,5 Prozent, mit denen du vor ein paar Tagen wiedergewählt wurdest“.
Der ehemalige Landschaftsvertreter der VSAN, Ewald Krohmer, hatte den Dingeli-Spättle mit einer Magnumflasche Cremant ein Präsent mitgebracht, die er, verbunden mit einem Grußwort, überreichte.
Perfekt war der Auftritt der Zunftraupen Noa (6) und Sina (4), die sich bis nach den Fasnachtstagen zum Schmetterling verwandelten. Werner Bürkle stieg danach in die Bütt und berichtete zur Freude der Zuhörer über seine Erlebnisse als Gemeindegärtner, während Sepp Braun den Burgherrn von Schloss Ortenberg närrisch in Szene setzte.
Und kein Dingeli-Essen ohne Kaffeetante Ulrike Isenecker, die von ihren Erlebnissen berichten konnte, während Ehrenzunftmeister Gunther Seckinger und Wolfgang Vollmer als flotte Biene das Narrenvolk in Stimmung brachten.
Öffentlich gemacht: Glühwein bei 38 Grad
Was den örtlichen Hochkarätern übers Jahr alles so passierte, das nicht in die Öffentlichkeit gelangen sollte, verriet Nachtwächter Wolfgang Vollmer. So wollte sich Bürgermeister Markus Vollmer bei der Sommerreise durch Polen vor den anderen Mitreisenden in puncto Sprachkenntnisse keine Blöße geben und orderte im Lokal bei 38 Grad Außentemperatur einen Glühwein – weil dies in der Karte an der Stelle stand, wo bei uns die kalten Erfrischungsgetränke zu finden sind.
Auch Montenegriner-Vogt Martin Bürkle ist im vergangenen Jahr etwas Außergewöhnliches passiert. Bei Karlis Oktoberfest orderte er frühzeitig eine Haxe für seine zu Hause weilende Ehefrau. Nach mehreren Bierrunden ging es dann am späten Nachmittag zu Fuß Richtung Käfersberg. Beim Grüßen eines Bekannten rutschte der Grillhaxen aus der Tüte auf den Boden. Aber Bürkle lässt ja nichts verkommen, hob die Haxe auf und servierte zu Hause die Leckerei seiner Familie.