Drei Frauen bilden die Spitze des Kirchengemeinderats

Seit den Neuwahlen im Mai vergangenen Jahres bilden mit Sabine Schumacher (links), Jutta Wellhöner (Mitte) und Barbara Felchner (rechts) drei Frauen den Vorstand des evangelischen Kirchengemeinderats Offenburg. ©Fotos: Barbara Puppe
„Das könnte Auswirkungen auf den Führungsstil haben“: Mit Jutta Wellhöner, Sabine Schumacher und Barbara Felchner bilden drei Frauen den Vorstand des Kirchengemeinderates Offenburg.
Ein rein weibliches Vorstandsteam hat es in der Kirchengemeinde noch nie gegeben. „Bis jetzt war der Vorstand der Kirchengemeinde Offenburg männlich dominiert mit einem hervorragenden Vorstandsteam. Jetzt ist es auch schön, dass drei Frauen diesen Vorstand bilden, um zu zeigen, vieles, was in der Kirche läuft, wird von Frauen getragen“, freut sich Dekanin Jutta Wellhöner, Vorsitzende des Kirchengemeinderates Offenburg. Seit den Neuwahlen im Mai bilden Wellhöner sowie Sabine Schumacher und Barbara Felchner den Vorstand des Kirchengemeinderats.
Die Frauenpower könnte auch Auswirkungen auf den Führungsstil haben, denn Frauen seien zwar ebenso sachorientiert wie Männer, würden aber Beziehung oft stärker in den Blick nehmen. In den kirchlichen Leitungsfunktionen sind laut Wellhöner durchaus auch viele Frauen vertreten. Die Ältestenkreise seien durchweg weiblich dominiert bis hin in den Vorsitz. Jedoch kommen im Dekanatsleitungsteam fünf Männer auf eine Frau. Je weiter man also die oberen Positionen betrachte, desto männlicher besetzt sei das Gremium.
Gute Zusammenarbeit
Als stellvertretende Vorsitzende gehört dem im vergangenen Frühjahr gewählten Vorstand auch Sabine Schumacher an. Nach 20 Jahren Tätigkeit im Hauptausschuss, im Kirchengemeinderat und im Vorsitz des Ältestenkreises der Johannes-Brenz-Gemeinde ist sie sicher, sich das Amt zutrauen zu können, zumal sie auf eine langjährige gute Zusammenarbeit mit der Dekanin zurückblicken kann. „Wir haben uns immer als Team gesehen mit unterschiedlichen Schwerpunkten“, so die Rechtsanwältin.
Während sie den rechtlichen Aspekt beisteuere, vertritt Jutta Wellhöner den seelsorgerlichen und liturgischen Ansatz. Barbara Felchner, Bankkauffrau und Bilanzbuchhalterin im Ruhestand und zweite stellvertretende Vorsitzende, sieht es als ihre besondere Aufgabe an, ihre Berufserfahrung als „Finanzfrau“ einzubringen. Hier bei der Kirche könne sie etwas beitragen und werde gebraucht, findet sie. Deshalb betrachtet sie das Ehrenamt als Bereicherung. So sei man schon im Vorstand von den Berufen und Talenten her breit aufgestellt.
„Ein Miteinander“
Auch Sabine Schumacher bezeichnet das Ehrenamt in der evangelischen Kirche als einen großen Teil ihres Lebens, den sie nicht missen will. „Da ist ein Miteinander“, sagt sie. Das habe sie auch bewogen, sich für den Vorsitz zur Wahl zu stellen. Als evangelische Kirche sei man gemeinsam in Offenburg unterwegs und könne sich gegenseitig bereichern. „Der Kirchengemeinderat ist für mich nicht nur ein Gremium, das über Finanzen und über Personal entscheidet, sondern miteinander überlegt, wie können wir als evangelische Kirche in Offenburg wirken und unseren Beitrag leisten für die Stadt und das Umland“, sagt Schumacher.
Hauptthema sei das Zusammenwachsen der sieben evangelischen Offenburger Pfarreien. Eine Einheit in der Vielfalt solle entstehen, die stets auf dem gleichen Wege sei. Da die Mitgliederzahlen der evangelischen Kirche aus demografischen Gründen zurückgingen, stehe man angesichts von Besetzungs- und Nachwuchsschwierigkeiten vor der Herausforderung, mit weniger Ressourcen gut zurecht zu kommen, erklärt Dekanin Wellhöner.
Buntes Gesamtbild
Man könne jedoch nicht nur aus der Notlage heraus, sondern auch aus Überzeugung sagen: „Wir sind gemeinsam mehr als die Summe aller Einzelnen und können viele gute Projekte miteinander teilen sowie diese vernetzen, damit ein buntes Gesamtbild entsteht.“
Der Kirchengemeinderat
Im Kirchengemeinderat Offenburg sind knapp 30 Personen aus allen Gemeinden und allen Arbeitsfeldern vertreten, die Diakonie ebenso wie die Kindergärten oder die Kirchenmusik. Die für sich rechtlich unselbstständigen Pfarrgemeinden bilden zusammen die rechtsfähige Kirchengemeinde. Hier wird der Haushalt der Kirchengemeinde und der Pfarrgemeinden beschlossen. Die Vorsitzende des Kirchengemeinderates vertritt die Kirchengemeinde im Rechtsverkehr. Gewählt wird der Kirchengemeinderat für einen Wahlperiode von sechs Jahren. Es werden nur Mitglieder der Ältestenkreise in den Kirchengemeinderat gewählt, sowie Gemeindepfarrerinnen und -pfarrer.
Die Kirchengemeinde Offenburg wird vom Kirchengemeinderat geleitet. In den sieben Gemeinden der Kirchengemeinde Offenburg, wozu auch die selbständigen Orte Durbach, Ortenberg und Schutterwald gehören, gibt es etwa 14 000 Mitglieder.