So lief der vermeintliche Supermarkteinbruch in Gengenbach
Einer Frau muss am Dienstagmorgen gegen 1 Uhr der Schreck in die Glieder gefahren sein. In dunkler Nacht fuhren ein Motorrad und ein Kombi vor Edeka Schneider, mehrere schwarz gekleidete Männer mit Stirnlampen stiegen aus. Für die Frau gab es nur eines: die Polizei alarmieren. Doch der Einbruch war nur gespielt.
Alles deutete am frühen Dienstagmorgen auf einen bevorstehenden Einbruch in Gengenbach hin. Ein Motorrad und ein Kombi nachts um 1 Uhr, dazu zwielichtige, vermummte Mannsbilder vor Edeka Schneider in der Breslauer Straße. Eine Zeugin alarmierte geistesgegenwärtig die Polizei. »Überrascht von dem plötzlichen Erscheinen einer Offenburger Streife erklärten die Nachtaktiven, dass die Polizei gerade in den Dreh eines Werbefilms hineingeplatzt sind«, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei. Das wollte das Offenburger Tageblatt genauer wissen und fragte bei Edeka Südwest in Offenburg nach. Christhard Deutscher, Leiter der Edeka-Unternehmenskommunikation, teilte mit: »Das stimmt. Allerdings hat es die Agentur vermutlich versäumt, die Polizei über den Dreh zu informieren.« Deshalb habe es schon ein intensives Gespräch mit dieser Agentur gegeben.
Einbruch simuliert
Der Beitrag in Gengenbach sollte tatsächlich einen Einbruch simulieren. Es ging darum, dass die »Einbrecher« insgesamt 1500 Artikel rausholen sollten, die dauerhaft im Preis gesenkt werden können. Dass für diesen nächtlichen Dreh ausgerechnet Edeka Schneider ausgewählt wurde, begründete Deutscher mit der Nähe zu Offenburg und den guten logistischen Bedingungen des Geländes in der Breslauer Straße. Die in Gengenbach gedrehten Bilder seien Teil eines ganzen Werbespots, der für das gesamte Absatzgebiet von Edeka gilt. Noch diese Woche werde der Spot auf Facebook zu sehen sein.
Christhard Deutscher lobte ausdrücklich die aufmerksame Zeugin, zumal sie ja Schaden von Edeka Schneider abwenden wollte: »Wir verstehen die Dame natürlich, dass sie die Polizei gerufen hat. Ihr Verhalten war sehr löblich.« Ihren Namen kenne er aber nicht, weil ihn die Polizei aufgrund des Datenschutzes nicht nennen dürfe.
Das OT hatte die Polizei Gengenbach gebeten, mit der Dame wegen eines kurzen Interviews den Kontakt herzustellen. Doch diese wollte sich öffentlich nicht weiter zu dem Vorfall äußern. Sie befürchte, dass sie in Schwierigkeiten kommen könne, wenn sie wieder einmal etwas meldet, teilte Roland Ernst, Leiter des Polizeipostens Gengenbach mit, ergänzte aber: »Für uns war es schon der Hammer, dass wir wegen der Dreharbeiten nicht verständigt wurden.« Es komme ja öfter vor, dass Gengenbach Schauplatz von Dreharbeiten ist, aber das habe Ernst noch nie erlebt.
»Ich weiß gar nichts«
Karl Schneider, Inhaber des Marktes, zeigte sich gestern Nachmittag auf OT-Anfrage überrascht: »Davon weiß ich noch gar nichts«, sagte er. Der Marktleiter, der die Dreharbeiten beaufsichtigt hatte, sei gestern Morgen um 7 Uhr nach Hause gegangen und nicht zu sprechen, weil er frei hat. »Aber es ist schön, dass die Leute in Gengenbach so aufpassen«, lobte auch die Zeugin.
Dass das Filmteam vor Ort ist, wusste Karl Schneider. »Einer von ihnen war schon mal bei uns.« Dieser habe ihn jetzt um eine Leiter gebeten. »Das ist die Szene des Einbruchs, aber man sieht nur, wie einer die Leiter hochsteigt.« Den Markt habe Schneider gerne für den Dreh zur Verfügung gestellt. »Es soll ja ein lustiger Spot werden.«