Ehrenamtliche Berater des Seniorenbüros
Was tun, wenn das Bett zu niedrig ist, Haltegriffe an der Toilette fehlen oder Schwellen zu Gefahren werden? Um Senioren bei Fragen zum häuslichen Wohnen zu helfen – inklusive Finanzierung von Umbauten – sind ab Montag, 5. Mai, vier ehrenamtliche Berater für das Seniorenbüro im Einsatz.
Der Vorfall hat sich bei Christoph Schmidt eingeprägt: Als ein betagter Freund von ihm im Gäste-WC zusammenbrach, hatte dessen Frau größte Mühe, ihn dort herauszubekommen. Dass die Hilfe in diesem Fall so schwierig war, lag ganz einfach daran, dass der Raum zu klein war – und dass sich die Tür nur nach innen öffnen ließ. Das Beispiel, dass dem 75-Jährigen so in Erinnerung geblieben ist, zeigt, das es oft die kleinen Dinge sind, mit denen Senioren im Alltag zu kämpfen haben. Und es hat mit den Ausschlag dafür gegeben, dass sich der ehemalige Architekt als ehrenamtlicher Wohnberater in Offenburg engagieren möchte.
Ab dem kommenden Montag, 5. Mai, bietet das Seniorenbüro in der Kornstraße eine Wohnberatung an, die sich vor allem an ältere Menschen, aber auch an Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen richtet. Vier Ehrenamtliche sind zum Anfang dabei. Neben Christoph Schmidt gehören Christel Schäfer-Fuchs (67), deren Mann Peter Schäfer (65) sowie Manuela Benz (67) zu den ehrenamtlichen Wohnberatern.
Suche nach Lösungen
Ziel sei es, die Menschen so zu unterstützen, »dass sie so lange wie möglich zu Hause wohnen können«, sagte Angela Perlet, Leiterin des Seniorenbüros, als das Angebot am Dienstag vorgestellt wurde. Dabei gehe es um ganz alltägliche Dinge: Wenn das Bett zu niedrig ist, es keine Haltegriffe für die Toiletten gibt oder Schwellen oder rutschende Teppiche zu Gefahren werden. Aufgabe der Wohnberater ist es, nach Lösungen zu suchen und sich auch um Finanzierungsmöglichkeiten zu kümmern, wenn ein Umbau ansteht. Bei kleinen Maßnahmen soll die Seniorenwerkstatt helfen, bei größeren sind die Ehrenamtlichen gefragt, wenn es um Gespräche mit Vermietern oder der Pflegekasse geht. »Es sind nicht die Tausender, von denen wir da sprechen«, betonte Perlet. Viele kleine Verbesserungen ließen sich auch direkt über die Pflegekasse abrechnen.
Wer das neue Angebot in Anspruch nimmt, soll in zweierlei Hinsicht von den Helfern profitieren: Die Ehrenamtlichen haben nicht nur als Architekt, Sozialarbeiterin oder Versicherungsfachmann gearbeitet, sondern haben allesamt auch reichlich Lebenserfahrung. Ein weiterer Pluspunkt: Eltern würden sich oftmals schwertun, die Vorschläge ihrer Kinder zu akzeptieren, wie Christel Schäfer-Fuchs, die auch Koordinatorin des Projekts ist, festgestellt hat. »Das ist möglicherweise einfacher, wenn es jemand von außen sagt.«
12 000 sind über 65 Jahre
Ein ähnliches Angebot habe es vor einigen Jahren schon einmal gegeben, berichtete Silvia Falk, die Bereichsleiterin Bürgerschaftliches Engagement im Seniorenbüro. Allerdings sei damals die Nachfrage noch nicht so groß gewesen, möglicherweise habe das Bewusstsein noch gefehlt. Ende des vergangenen Jahres kam die Notwendigkeit einer solchen Wohnberatung allerdings angesichts der wachsenden Zielgruppe im Seniorenbeirat wieder auf den Tisch. Immerhin sind laut Statistischem Landesamt (Stand: 31.12.2012) in Offenburg knapp 12 000 Menschen, das sind rund 20 Prozent der Bevölkerung – 65 Jahre und älter. »Wir reden nicht nur von einer Handvoll Menschen, sondern von einer stetig wachsenden Bevölkerungsgruppe«, betonte auch Angela Perlet.
Christoph Schmidt hat übrigens im eigenen Zuhause vorgesorgt. Bei seinem letzten Umzug in einen Neubau hat er auf Barrierefreiheit geachtet. In seiner jetzigen Wohnung lässt sich die WC-Tür nach außen öffnen – und lässt genug Platz, dass auch ein Rollstuhl hindurchkommt.
- Anlaufstelle: Die ehrenamtlichen Wohnberater können über das Sekretariat des Seniorenbüros unter • 07 81 / 82-2222 kontaktiert werden. Im Seniorenbüro, Kornstraße 3, findet auch ab Montag, 5. Mai, jeden ersten Montag im Monat von 16.30 bis 18 Uhr eine persönliche Beratung statt. Im persönlichen Gespräch sollen mögliche Berührungsängste beseitigt werden.
- Angebot: Aufgabe der Ehrenamtlichen ist die Beratung über Möglichkeiten des barrierefreien Umbaus, Finanzierungsmöglichkeiten und neue Wohnformen, zum Beispiel das Mehrgenerationenwohnen. Sie richtet sich vor allem an Senioren, aber auch an kranke und behinderte Menschen. Außerdem sollen sie Hilfe bei Anträgen bieten und die möglichen Umbaumaßnahmen in den Wohnungen begleiten. Die Beratung durch die Ehrenamtlichen ist kostenlos.
- Ablauf: Die Interessenten – das können auch die Angehörigen sein – melden sich im Seniorenbüro. Christel Schäfer-Fuchs als Koordinatorin des Projekts vereinbart dann die Termine vor Ort. Dann ist geplant, dass sich die Ehrenamtlichen die Situation jeweils zu zweit anschauen und sich zusammen mit den Bewohnern Gedanken über Lösungsmöglichkeiten machen.
- Anleitung: Neben ihrer persönlichen (beruflichen) Erfahrung sollen die ehrenamtlichen Berater in den nächsten Wochen auch an entsprechenden Lehrgängen des Roten Kreuzes (DRK) teilnehmen. Geplant sind auch Gespräche mit Fachgeschäften, Handwerksbetrieben oder der »Seniorenhilfe Plus« in Gengenbach.
- Auflistung: Eine Zusammenfassung der Angebote für Senioren in Offenburg – von Spielkreisen über Gymnastik bis zur rechtlichen Betreuung – findet sich in der aktuellen Broschüre »Wegweiser für Senioren«. Sie ist im Seniorenbüro, aber auch im Internet auf der Homepage des Seniorenbüros erhältlich. flo