Ein Hund fürs ganze Zeller Ritter-von-Buß-Bildungszentrum
Seit 1. August ist Anne-Catrin Medel Schulleiterin des Bildungszen-trums Ritter-von-Buß in Zell am Harmersbach. Angetreten hat sie diese neue Stelle aber nicht alleine, sondern mit Hund »Mika«. Der zweijährige Golden Retriever erobert jetzt im Sturm nicht nur die Herzen der Schüler.
Ein »Ohhhhhh!« geht durch das Bildungszentrum Ritter-von-Buß in Zell am Harmersbach, wenn »Mika« mit Frauchen Anne-Catrin durch die Gänge zum nächsten Schulhund-Einsatz läuft. Wenn er dann mit seinem schimmernden Fell das Klassenzimmer betritt, dann beginnen Kinderaugen zu leuchten. Kurzum: »Mika« gelingt, wovon jeder Lehrer in seiner Berufslaufbahn träumt. Doch auch die Lehrer sind begeistert. So trainieren die Fünftklässler der Werkrealschule von Frau Litterst auf einmal äußerst brav und motiviert das Einmaleins, wenn ihr tierischer Freund dabei ist.
»Am Anfang sorgt »Mika« immer ein wenig für Aufregung«, gibt die Rektorin zu. Alleine darf der Hund deshalb auch in keine Klasse. »Wir sind ein gutes Team«, sagt sie mit liebevollem Blick auf ihren Hund. Gemeinsam haben sie die Ausbildung zum geprüften Schulhund abgelegt. »Dabei habe ich aber vielleicht mehr gelernt, als der Hund«, erklärt Medel.
Denn schließlich gehe es nicht darum, dass der Hund im Klassenzimmer in einer Ecke liegt. Er soll aktiv eingebunden werden. Was bedeutet die Körpersprache des Tieres? Wie kann man Kind und Hund aneinander gewöhnen? Welche fachspezifischen Aufgaben kann man mit einem Hund erarbeiten? Fragen, auf die Medel nun eine Antwort hat – und diese täglich in die Praxis umsetzt. »Mittlerweile kommen die Schüler zu mir und fragen, ob »Mika« auch mal in ihre Klasse kommen darf. Das geht aber natürlich nur, wenn der Lehrer und alle Eltern einverstanden sind«, erklärt sie. Schließlich gebe es auch Hundehaar-Allergien und Ängste. Letztere lasse »Mika« aber meist im Handumdrehen verschwinden. Denn mit seinen großen Augen, dem treuen Blick und seiner Gutmütigkeit ist er ein Herzensbrecher.
»Er macht glücklich«
Das zeigt er auch im Interview, wenn er sich auf einmal auf den Boden legt und gestreichelt werden will. »Doch nicht jeder Hund ist als Schulhund geeignet. Das kommt auf den Charakter des Tiers an«, sagt die Rektorin. Sie habe aber schon bei der Zucht darauf hingewiesen, welche Pläne sie mit dem Tier hat. Und davon hat Anne-Catrin Medel einige. Denn »Mika« ist der Allrounder unter den Schulhunden. Gebe es den Mitarbeiter des Monats, das Bildungszentrum müsste wohl nicht lange überlegen. »Mika« beruhigt aufgewühlte Kinder, er schlichtet Streit, er macht glücklich. Dabei versprüht er Leichtigkeit und biegt auch gerne mal zu einem Leckerli ab.
Die Kommunikation mit dem Hund findet auf einer sehr emotionalen Ebene statt. »Als Mensch will man die Liebe des Hundes. Wenn »Mika« auftaucht, hören selbst Raufbolde auf, sich zu streiten. Sie beobachtet immer wieder, dass sich Kinder im Umgang mit dem Tier zum Positiven verändern und aufblühen. Doch was, wenn es mit »Mika« mal nicht so klappt? »Dann reden wir darüber. Der Hund spiegelt am Ende nur die Gefühle des Menschen. Ist ein Kind unruhig, hält er sich fern«, erklärt sie. Somit kann »Mika« auch helfen, verhaltensauffällige Schüler zur Selbstreflexion zu bewegen.
Demut der Schüler
In der fünften Klasse der Werkrealschule sieht man auch die Demut der Schüler vor dem Tier. Denn nicht jeder weiß, wie der Hund reagiert und interagiert. Im Stuhlkreis werden Fragen gestellt. Wer richtig liegt, darf »Mika« sein Leckerli verstecken, das er dann suchen und wiederbringen muss. Da gehorcht dann nicht nur »Mika« den Anweisungen von Frau Medel. »Der Schulhund ist ein voller Erfolg. Ich freue mich sehr über den Zuspruch und die Freude der Kinder. Lernen kann Spaß machen und das zeigt »Mika« uns jeden Tag«, bilanziert sie.