Eine tiefe Bitte an den Schöpfer bei den Franziskanerinnen
Der Männerchor »De Baanzenger« aus dem holländischen Heerlerbaan sowie die Frauen und Männer des »Frohsinn« Reichenbach bescherten den Zuhörern bei einem Benefizkonzert in der voll besetzten Mutterhauskirche ein Erlebnis.
Als Referenz an den sakralen Konzertraum im Gengenbacher Mutterhaus ließ Dirigent Frank Döhring am Freitagabend seine Sänger aus Reichenbach mit drei geistlichen Liedern beginnen.
Ihr abschließendes »Vater unser« war nicht nur die inhaltliche Verbindung zum andächtigen Eingangslied »Unser täglich Brot«, sondern die aus tiefem Urgrund vorgetragene Bitte an die Schöpfungsallmacht um das Symbol der Grundernährung schlechthin.
Auch Jo Käfer, Chorleiter der Niederländer, verabschiedete sich am Konzertende mit diesem Urgebet der Christen. Der Chorklang der »Baanzenger« ist ein Traum.
Sie singen auf Lateinisch. Vokalität und Musikalität ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich. Das kraftvolle »Amen« verlöscht in zartem Pianissimo.
»Lebendige Frauen«
Innerhalb des religiösen Rahmens war auch Raum für den Frauen- und gemischten Chor der Reichenbacher. »This little light of mine« zeigte fröhlich lebendige Frauen.
Aus einem ergreifenden Alt und einem strahlenden Sopran paarte sich ein betörender Schlussakkord. Zur einfühlsamen Begleitung von Ulrike Neff am Keyboard verlas Döhring die Übersetzung von »You raise me up«.
In nahtlosem Übergang erklang dieses erhebende Trost- und Motivationslied gegen widrige Lebensumstände. Als Premiere kündigte Döhring »The rose« an. Denn erstmals singe ein gemischter Chor dieses berühmte Lied.
Auf dunkel gleitendem Männerstimmenfundament verkünden helle Frauenstimmen die zentrale Liedbotschaft »Wer immer Angst hat vor dem Sterben, fängt nie zu leben an«.
Eindringlich ergreifend gestalteten die Frauen und Männer aus Reichenbach auch »Gabriellas Song«, den Ausbruch einer unterdrückten Frau in ein selbstbewusstes Leben.
Mit der Zugabe von Nenas »Wunder gescheh’n« gestaltete der Chor reizvoll die Vorgabe der Frauen zu einem atmosphärischen dichten Gesamtvortrag.
Jetzt war die Zeit für den geschliffenen Chorklang der Niederländer. Eigentlich nennen sie sich zusätzlich »Slawisch Ensemble«. Und tatsächlich waren sechs ihrer zehn Lieder slawischen oder russischen Ursprungs.
Zur Freude des Publikums sangen sie mit »Ducke dich Hänsel« nicht nur ein komödiantisches Lied über den unterdrückten Mann im Programm, sondern auch eines von zwei deutschen Liedern.
Das einzige Lied in holländischer Sprache war das vorletzte »Piet Hein«, ein lustvoll patriotisch vorgetragenes Volkslied über den holländischen Seehelden Piet Hein.
Zu einer Demonstration von Chorklang, Artikulation, Dynamik und Musikalität geriet aber ihre Interpretation der sechs slawischen und russischen Lieder.
Menschen erreicht
Der Niederländer Jo Käfer verstand es zudem durch eine ansprechende Moderation, die Menschen in der Mutterhauskirche unmittelbar zu erreichen.
Dass er mit seinen zweiundzwanzig Sängern bei diesem denkwürdigen Konzert mitwirken konnte, fiel auf einen privaten Urlaub in Gengenbach zurück.
Albrecht Maier, Vorstandsmitglied im »Frohsinn«, war es zu verdanken, dass dieses Benefizkonzert zugunsten der Renovierung der Peter-und-Paul-Kapelle in Reichenbach durchgeführt werden konnte.