Einwohner können in der Gemeinde mitgestalten
Durbach will ELR-Schwerpunktgemeinde werden: 50 Einwohner machten sich via Videokonferenz im Rahmen einer Bürgerwerkstatt intensive Gedanken über die Zukunft ihres Wohnorts.
Viele Großprojekte sind für eine Kommune nur mit Hilfe von Förderprogrammen möglich. Derzeit ist Durbach im Landessanierungsprogramm. Durch die Aufnahme wurde es der Gemeinde Durbach überhaupt möglich, in den vergangenen Jahren Projekte wie der Neubau der Steinberghalle finanziell in Angriff zu nehmen. Allerdings gibt es nur Zuschüsse, wenn das Projekt in einem zuvor abgestimmten Bereich liegt.
Beim Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum, kurz ELR, einer weiteren Fördermöglichkeit für private Investoren und Kommunen, ist die Förderung nicht auf einen Bereich beschränkt. Durbach strebt nach einhelligem Beschluss des Gemeinderats in diesem Jahr die Aufnahme als ELR-Schwerpunktgemeinde an. Bereits für das dafür notwendige Antragsverfahren ist allerdings aktive Bürgerbeteiligung in Form einer Bürgerwerkstatt eine Voraussetzung, auch in Zeiten strenger Pandemiebeschränkungen.
Aus diesem Grund fand diese Bürgerwerkstatt am vergangenen Freitag auf digitalem Wege statt. „Wahnsinn, über 50 Teilnehmer, das hatten wir noch nie, auch nicht bei einer Präsenzveranstaltung“, freute sich Moderator Thomas Uhlendahl vom für die Antragsaufnahme beauftragten Planungsbüro Fischer in Freiburg.
Allerdings, 50 Teilnehmer in digitaler Form unter einen Hut zu bekommen, war für Uhlendahl und den aus seinem Keller-Office zugeschalteten Bürgermeister Andreas König schon ein kleine Herausforderung. „Herr X, könnten Sie bitte einmal kurz über ihre Kamera wischen, sie kommen sonst so verschmiert rüber“, waren Anmerkungen, die schon mal ein Lächeln erzeugten.
Bevor sich die Teilnehmer in fünf Themen-Gruppen aufteilten, führten König und Planer Holger Fischer in die Fördermöglichkeiten und aktuellen Planungen ausführlich ein. Höchstfördersatz für eine ELR-Schwerpunktgemeinde sind 50 Prozent bei privaten und öffentlichen Förderschwerpunkten in den Bereichen Wohnen, Grundversorgung, Gemeinschaftseinrichtungen und Arbeiten.
Ziel ist es dabei auch, leerstehende Wohnungen oder freie bebaubare Grundstücke mit Leben zu erfüllen. Die Gemeinde hat bereits ein Gemeindentwicklungskonzept mit Zielen für die nächsten Jahre aufgestellt. Hierzu zählen, die Neuentwicklung des Graf-Metternich-Stadion-Geländes, die Umgestaltung des Festplatzes sowie die Neugestaltung des Bären-Areals und der Rathausplätze in Ebersweier und Durbach
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Infrastruktur erhalten
Wichtig ist es der Gemeinde auch, die derzeit intakte Infrastruktur wie Apotheke, zwei Allgemeinmediziner und zwei Zahnärzte sowie vorhandenen Einzelhandel, Gastro-und Hoteleriebetriebe zu erhalten.
In Gruppenarbeit wurden danach Ideen und Vorschläge der Teilnehmer zu den Themenbereichen: Wohnen, Gewerbe und Handel, Identität und Gemeinschaft, Umwelt sowie Mobilität unter die Lupe genommen. Dabei wurde unter anderem der Erhalt der Weinbau-Kulturlandschaft ganz oben auf die Liste gesetzt wie auch die Förderung des Tourismus durch Ausbau der Angebote. Dass die Gemeinde bei der Netzverfügbarkeit noch eine Schippe drauflegen kann kam ebenso auf die Wunschliste wie Parkanlagen für Feriengäste und mehr Lademöglichkeiten für E-Mobilität. Mehr bezahlbarer Wohnraum für junge Familien und einen besseren ÖPNV-Taktverkehr wurden ebenfalls gewünscht. Fast vier Stunden lang wurden Vorschläge erarbeitet.
Am kommenden Freitag hat im Rahmen einer Jugendwerkstatt zum gleichen Thema der Nachwuchs das Wort.