Offenburg
Erzieherinnen: Zwei Jahre Schulung für die Katz?
Regina Heilig
28. Oktober 2009
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Während in Offenburg Erzieherinnen nach zwei Jahren die Schulung zum Handlungskonzept für den »Orientierungsplan« abgeschlossen haben, reifen in Stuttgart Pläne, die Umsetzung aus Kostengründen auf Eis zu legen.
Offenburg. Walter Gutmann, Leiter der katholischen Verrechnungsstelle, hatte unerwartet ein Anliegen dabei: »Schreiben Sie nach Stuttgart – nehmen Sie die Politik in die Pflicht!« Eigentlich war er in die Mensa des Schulzentrums Nord-West gekommen, um zu gratulieren und mit den Teams der Katholischen Kindertagesstätten »St. Laurentius« und »St. Franziskus« Bohlsbach, »Heilig Geist«, »Franz Walz«, »Henry Dunant«, »Pusteblume«, »Am Ölberg«, »Am Waldbach«, »Weingarten« sowie den Familienzentren »Am Mühlbach« und »Stegermatt« den Abschluss der zweijährigen »Infans«-Schulung zu feiern.
Ohne Geld geht es nicht
Bei den »Infas«-Schulungen geht es darum, »von Betreuungseinrichtungen mit Bildungsauftrag« zu »Bildungseinrichtungen mit Betreuungsauftrag« zu werden, formulierte die Leiterin der Fortbildung Ulrike Glöckner-Hertle das Ziel. Fünf Elemente sind dabei zentral: Die Orientierung an den Stärken jedes einzelnen Kindes und daraus resultierend die Suche nach individuellen pädagogischen Antworten, die Schaffung eines optimalen Bildungsambientes, die sorgfältige Dokumentation im sogenannten Portfolio sowie der Weg von der »Elternarbeit« zur »Erziehungspartnerschaft«. Der Rückblick von Anja Nicaise und Melanie Fritsch verschaffte den Gästen einen Einblick in das, was sich hinter den Etiketten verbirgt. Neu ist vor allem die Orientierung am einzelnen Kind. Und da geht es schon los: Mit Gruppengrößen von 28 Kindern und ohne eine Budgetaufstockung in Bezug auf Materialien, zum Beispiel um das kostspielige Portfolio mit eigenem Ordner und Fotodokumentation anzulegen, sind all die sinnvollen und auf dem Papier für so wichtig eingestuften Pläne nicht umzusetzen.
Spenden gesammelt
Die frisch geschulten Erzieherinnen indes spornte das zum Teil in ihrem Erfindungsreichtum an: Da werden zum Beispiel Spenden eingeworben oder in Eigenarbeit die Themenbereiche geschaffen, die das Kind als »kompetenter Lerner in eigener Sache« erobern kann. Denn: »Jetzt sind wir seit zwei Jahren dabei und haben so viel auch schon umgesetzt – da kommt nicht in Frage, dass das alles wieder aufgegeben wird!«
Orientierungsplan
Mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung von Bildungschancen, die stärkere Entkoppelung von sozialer Herkunft und schulischer Leistung als Schlüssel dafür, dass keine Begabung ungenutzt bleibt, ist das Ziel des Orientierungsplans für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten. Im Volltext ist der Inhalt des Orientierungsplanes einzusehen auf der Homepage des Landes-Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport (www.km-bw.de unter Kindergärten). rxl
Was ist »Infans«?
»Infans« ist die Abkürzung für das Institut für angewandte Sozialforschung in Berlin, das ein Handlungskonzept für den Orientierungsplan Baden-Württemberg entwickelt hat, nach dem in ganz Offenburg gearbeitet werden soll. rxl