»Fantasiereise« mit Texten und Liedern
Es ist eine Tradition, dass einmal im Jahr am Grimmelshausen-Gymnasium die Reihe »Literatur und Musik« stattfindet. Am vergangenen Freitag haben Schüler aus Theater- und Musik-AGs unter der Leitung ihrer Lehrer im Kreuzgang des Kapuzinerklosters eine »Reise in die Fantasie« gestaltet.
Es war ein bunter Abend, den das Publikum bei mildem Wetter genießen durfte. Denn rund alle fünf Minuten standen neue Schauspieler oder Musiker auf der Bühne. Während Melina Egg und Tobias Kropp durch das Programm leiteten, war im Hintergrund immer etwas los: Chöre mussten sich vorbereiten, Instrumentalisten ihre Instrumente bereithalten und die Vortragenden literarischer Texte für ihren Einsatz bereit sein.
Das Thema Fantasie stand dabei im Mittelpunkt – ein Thema, zu dem sich in der Literatur unendlich viel findet. Es war also an Hansjörg Haaser, die Textausschnitte für den Abend herauszusuchen, während sich die Musiklehrerinnen Angela Bruder-May, Teresa Grebenstein, Birgit Rombach und Dorothea Plehn um den musikalischen Teil kümmerten. Am Ende passte alles wunderbar zusammen.
Besonders beeindruckend war für den Zuschauer die Professionalität der Beiträge: Ob mit Leonard Engerts Ausschnitt aus Telemanns Sonate in g-Moll auf der Oboe oder mit Elias Meder, der mit seiner Stimme den berühmten Erlkönig gestaltete – das Publikum war gebannt. Damit auch die literarischen Texte genossen werden konnten, erklärten die Moderatoren vor jeder Stelle, wie sie einzuordnen und zu verstehen waren. Dadurch war es auch den in Literatur weniger bewanderten Zuschauern möglich, dem Verlauf des Abends entspannt zu folgen.
Wo entsteht Fantasie?
Wo kommt Fantasie denn eigentlich her? Diese Frage haben Melina Egg und Tobias Kropp zu Anfang der »Reise« gestellt. Der Abend war eine Suche nach der Antwort. Kommt Fantasie besser zustande, wenn wir schlafen, wie es etwa Hermann Hesse in »Beim Schlafengehen« schreibt? Oder entsteht sie durch die Sprache von Dichtern wie bei der »Karawane« von Hugo Ball, die nur aus erfundener Sprache besteht? Mit einer Szene aus »Romeo und Julia« wurde auch Shakespeare an diesem Abend nicht vergessen.
Passend dazu spielte das Orchester den »Sommernachtstraum« von Mendelssohn-Bartholdy, der das letzte Stück der Musiker an diesem Abend war. Bis dato war auch hier vom Spiritual »Good News« über »La nuit« aus dem Film »Les Choristes« bis hin zu einer Gesangscollage, bei der die Sängerinnen und Sänger im Innenhof des Kapuzinerklosters verteilt waren ganz Unterschiedliches dabei gewesen.
So bleibt nach diesem Abend vor allem eines im Gedächtnis: die beeindruckende Gesamtleistung aller Beteiligten, die sich mit Selbstbewusstsein auf die kleine Bühne stellten, als täten sie das jeden Tag.