Fasent-Finale: Das war am Dienstag in Bohneburg los
Schluss, aus, vorbei: Die Fasent 2020 ist Geschichte. Für die letzten Höhepunkte in Offenburg sorgten am Dienstagnachmittag der Hexenfraß und die Fasentbeerdigung der Althistorischen – und natürlich die spektakuläre Verbrennung der Strohhexe in der Hauptstraße am Abend.
Nicht einmal ein Woche waren sie am Leben, schon waren die Tage von „Landesgartenschau-Bewerberli“ und „Freitags-Demonstriererle“ gezählt. Die beiden diesjährigen Fasentkinder der Althistorischen Narrenzunft und der Offenburger Hexenzunft sind am Dienstag beerdigt beziehungsweise verbrannt worden – und damit ging auch die Fasent in „Bohneburg“ zu Ende.
Mehrere Hundert Menschen hatten sich teilweise schon deutlich vor 15 Uhr vor den fünf Balkonen rund um den Neptunbrunnen postiert, um beim traditionellen Hexenfraß der Offenburger Hexen ihr Glück zu versuchen. Zahlreiche Arme reckten sich in die Höhe, um eine Schwarzwurst und einen Wecken zu ergattern. Hexensprecher Axel Micelli animierte die Menschenmenge immer wieder zu „Gizig, gizig“-Rufen und kommentierte die Veranstaltung, die seit 1947 verbürgt ist. Die französische Besatzungsmacht hatte damals das närrische Treiben in Offenburg nicht erlaubt, und die Hexen durften mit ihren Masken nicht auf die Straße. So gingen sie an die Fenster und warfen den Menschen Essen herunter.
Und natürlich war es nur ein Spaß, als Micelli nach nur wenigen Minuten sagte: „So, ich glaub’, das war’s – habt ihr schon genug?“ Es war nur die Aufforderung zu weiteren Rufen. Gegen 15.20 Uhr hatten die Hexen auch wirklich die letzten von mehreren Tausend Würsten und Wecken unters Volk gebracht. Dieses Mal wurden darüber hinaus auch noch Orangen verteilt – eine alte Tradition, die wieder auflebte. Eingewickelt waren die Orangen auch in mit Narrenfiguren bedrucktes Papier.
In letzter Minute erfolgreich war Silvia Litterst aus Zell-Weierbach. Sie war mit ihrer eigens aus Stuttgart angereisten Schwester zum Hexenfraß gekommen. „Wir haben schon gedacht, es wird nix“, sagte sie. Am Ende hatten die beiden aber innerhalb weniger Sekunden fünf Schwarzwürste in ihrem Stoffbeutel beisammen. Im vergangenen Jahr sei sie mit ihren Enkelkindern gekommen – und dabei leer ausgegangen, erzählte Litterst.
Auch Niko, Sanne und Andrea aus Offenburg sind immer wieder gern beim Hexenfraß dabei. „Das Schöne ist, dass Jung und Alt gemeinsam da sind“, sagte Niko. „Jeder fängt für den anderen was, und dann wird verteilt.“ Und Sanne merkte an: „Eine Schwarzwurst findet normalerweise keinen so großen Absatz.“
Unmittelbar an den Hexenfraß schloss sich traditionsgemäß die Fasentbeerdigung der Althistorischen Narrenzunft mit der Geldbeutelwäsche am Fischmarkt an. „Die schießen mit dem letzten verfügbaren Pulver“, sagte Bott Axel Schirrich, bevor die Ranzengarde einen deutlich zu hörenden Salut abgab. Dann nahm aber das Wehklagen überhand, und gegen 15.40 Uhr verkündete Pfeddri Michael Elble: „Das Landesgartenschau-Bewerberli isch hie.“ Die Tränen, die das Narrenvolk zu diesem traurigen Anlass vergoss, mischten sich zu diesem Zeitpunkt schon mit einigen Regentropfen.
Die Frage: Würde das Wetter bis zur Strohhexenverbrennung am Abend halten? Das tat es. Gerade rechtzeitig hatte der zwischendurch heftige Regen aufgehört. Gegen 18.45 Uhr kamen die Hexen zum Schauplatz zwischen OT-Pressehaus und Polizeirevier, angeführt von den Bütteln mit den Fackeln. Sei die Strohhexe im vergangenen Jahr wegen der schlechten Wetterbedingungen etwas kleiner gewesen, habe man diesmal „Bilderbuchwetter“, wie Moderator Axel Micelli sagte, der anmerkte: „Wir haben es so bestellt, und so ist es auch gekommen. Kurz nach 19 Uhr wagte die erste Hexe den Sprung übers Feuer, angefeuert von mehreren Hundert begeisterten Zuschauern. Eine viertel Stunde später war das Spektakel auch schon wieder vorüber.
Die Fasent klang dann endgültig beim Schlussrambo in den Kellern aus.