Was die Mundart besonders macht

Fasent: Norbert Großklaus predigt wieder auf Alemannisch

Katrin Pfundstein
Lesezeit 3 Minuten
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13. Februar 2020
Pfarrer Norbert Großklaus predigt wieder auf Alemannisch. Das hat schon eine gewisse Tradition.

Pfarrer Norbert Großklaus predigt wieder auf Alemannisch. Das hat schon eine gewisse Tradition. ©Archivfoto

Seit circa zehn Jahren findet jedes Jahr am Sonntag vor dem schmutzigen Donnerstag ein alemannischer Gottesdienst statt. Norbert Großklaus, Grünen-Stadtrat und Pfarrer, freut sich, wenn er in der evangelischen Stadtkirche in Offenburg wieder in seiner Muttersprache predigen darf. In einem Interview verrät er zum Beispiel, was den Gottesdienst so besonders macht.

Herr Großklaus, ein Gottesdienst auf Alemannisch ist eher ungewöhnlich. Wie kamen Sie auf die Idee?

Norbert Großklaus: Das war ungefähr Mitte der 90er-Jahre. Damals war ich Gemeindepfarrer in der Matthäusgemeinde Offenburg. Dort habe ich viel mit dem Kapuzinerpater Bruder Christophorus zusammen gearbeitet. Er erzählte mir, dass es eine Guggenmusik gebe, die gerne einmal in einem Gottesdienst mitspielen würde. Daraufhin hatte ich die Idee, etwas Neues auszuprobieren und dies mit einer Predigt auf Alemannisch zu verbinden. Vor gut zehn Jahren habe ich dies in der evangelischen Stadtkirche in Offenburg wieder ins Leben gerufen. 

Wie bereiten Sie sich für den Gottesdienst vor?

Großklaus: Zunächst muss man wissen, dass ich nur die Predigt auf Alemannisch halte, der restliche Gottesdienst ist auf Hochdeutsch. Auf die Predigt bereite ich mich wie auf jeden anderen Biblischen Text vor. Ich lese ihn und setze mich damit auseinander. Beim Gottesdienst lese ich ihn dann erst auf Hochdeutsch vor, anschließend übersetze ich den Text ins Alemannische. Die Übersetzung ist für mich immer wieder eine große Herausforderung. Dazu kommt noch, dass ich in Reimform predige, denn dies macht das Ganze erst richtig närrisch und humorvoll. Das Reimen fällt mir jedoch leicht, das muss ich als Gabe in die Wiege gelegt bekommen haben.

Gibt es irgendwelche Besonderheiten oder läuft der Gottesdienst wie gewohnt ab?

Großklaus: Besonders ist, dass nicht nur die Predigt auf Alemannisch ist, sondern das zum Beispiel in der Begrüßung oder beim Abendmahl immer wieder ein Satz im Dialekt fällt.  So beginne ich oft mit „Guada Morgana middanandr.“ Ebenfalls außergewöhnlich ist, dass man närrisch gekleidet kommen darf. Masken sind jedoch nicht so passend.

Wird dann in der Kirche auch mal gelacht?

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Großklaus: Die Stimmung ist auf jeden Fall heiter und lockerer, je nach Predigt wird dann auch mal gelacht. Das kommt natürlich auch darauf an, wie „lustig“ ich bin. Im letzten Jahr gab es sogar einen Zwischenapplaus. Man merkt, dass es auf Alemannisch einen ganz anderen „Ton“ hat, denn es ist viel Bildhafter als im Hochdeutschen. Die Leute spitzen die Ohren und müssen gut aufpassen, dass sie es auch verstehen. 

Haben Sie alemannische Lieblingssätze?

Großklaus: Das ist jedes Jahr anders, da ich mir immer eine neue Predigt aussuche. Was jedoch immer fällt, ist „Jetzt passa mol guaht uff.“

Lockt der Gottesdienst mehr Publikum an, oder gibt es keinen Unterschied zu gewöhnlichen Gottesdiensten?

Großklaus: Die Stadtkirche ist eigentlich immer gut besucht, aber man merkt schon, dass deutlich mehr kommen. Aus der ganzen Ortenau kommen Leute, die Lust haben, mal was auf Alemannisch zu hören. In den letzten Jahren ist mir aufgefallen, dass auch deutlich mehr Katholiken kommen. 

Was ist ihre Motivation, jedes Jahr diesen Gottesdienst vorzubereiten?

Großklaus: Für mich ist der Gottesdienst immer wieder sehr berührend, da Alemannisch meine Muttersprache ist. Biblische Texte in „meinen“ Dialekt zu übersetzen und zu hören, hat für mich so eine besondere Kraft. Oft kommt es vor, dass ich mir bei der gewöhnlichen Gottesdienstvorbereitung den Text auf Alemannisch übersetze, um ihn noch besser verstehen zu können.
 

Info

Termin

Der Gottesdienst mit Predigt in alemannischer Sprache von Norbert Großklaus beginnt am Sonntag, 16. Februar, um 10 Uhr in der evangelischen Stadtkirche.

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