Flüchtlingshilfe Rebland thematisiert auch den Mord
In feierlichem Rahmen hat die Flüchtlingshilfe Rebland am Donnerstagabend ihr vierjähriges Bestehen begangen. Neben einem Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr wurde unter anderem auch engagierte Helfer für ihr Wirken ausgezeichnet.
Den Anlass des vierjährigen Bestehens der Flüchtlingshilfe nutzte Koordinator Heribert Schramm vor rund 50 Gästen zu einem Rückblick auf die Aktivitäten des vergangenen Jahres. 60 bis 80 Aktive engagieren sich in verschiedenster Form bei der Flüchtlingshilfe, betreut werden rund 200 Flüchtlinge. Rund 60 Wohnungen konnten vermittelt und zum Teil ausgestattet werden. Die Aktivitäten werden durch einen elfköpfigen Lenkungskreis zusammengeführt, wobei Schramm informierte, dass sich Sabine Langen aus dem Kreis mittlerweile verabschiedet habe. Ihr galt ein herzlicher Dank seitens des gesamten Teams.
Eine entscheidende Entwicklung des Jahrs ist laut Schramm der Übergang einiger Aufgabenfelder in professionelle Hände gewesen. Zu diesen zählten die städtischen Integrationsmanagerinnen oder auch die nun am Institut für Deutsche Sprache (IDS) stattfindenden Sprachkurse. Als Erfolg wurde außerdem gewertet, dass die Gebühren für die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften des Landratsamts von bisher 245 Euro nicht erhöht wurden. Im Gespräch war ein Betrag von 380 Euro.
Kritisch hat sich die Flüchtlingshilfe hinsichtlich der in Offenburg und Freiburg während der vergangenen Monate geschehenen Verbrechen positioniert. Die Vergewaltigungen und die Ermordung eines Offenburger Mediziners seien »schrecklich und verstörend«, unterstrich Heribert Schramm. Seitens der Flüchtlingshilfe gelte es, konkret zu überlegen, was im Kontakt mit den Betreuten getan werden könne, um sicherzustellen, dass diese hierzulande geltende Gesetze und Gepflogenheiten respektierten. Dazu zähle ganz entschieden auch das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Es gelte, den Flüchtlingen zu verdeutlichen, was gehe und was nicht. Es gelte ebenso, dass Betreute auch in ihre Landsmannschaften hineinwirkten und vorbeugend tätig würden.
Dankesworte richtete der Koordinator an die Kirchen und die Offenburger Verwaltungsspitze bezüglich deren Reaktionen auf die Instrumentalisierung des Offenburger Arztmordes durch rechtskonservative politische Kreise. Im gleichen Zug übte die Flüchtlingshilfe Kritik an den Äußerungen von Baden-Württembergs Ministerpräsident Wilfried Kretschmann. Äußerungen wie »junge Männerhorden, die man in die Pampa schicken sollte« würden lediglich dazu führen, Öl ins Feuer zu gießen, merkte Schramm an.
Unsicherheit nagt
Bei allem Erfolg, der durch und bei der Betreuung von Flüchtlingen spürbar sei, bleibe der Alltag nicht frei von Sorgen. Dazu zählt unter anderem der unsichere Aufenthaltsstatus viele Flüchtlinge. Frustrierend für diese, aber auch die Helfer sei, wenn Flüchtlinge Deutsch lernten, große Anstrengungen zur Integration unternähmen, dann aber stets in der Angst lebten, im kommenden Monat abgeschoben zu werden. Ein Einwanderungsgesetz mit Stichtag, das solche Personen, die die hiesigen Grundwerte bejahten und sich in Deutschland eine Zukunft aufbauen wollten, sei aus Sicht der Flüchtlingshilfe unbedingt notwendig.
Ehe der Abend beim gemeinsamen Essen ausklang, ehrte Heribert Schramm mit Werner Bostelmann, Samuel Hoy, Gerhard Hund, Horst Kessler, Gerhard Litterst und Bernhard Niederhofer ein Sextett der ehemaligen Arbeitsgruppe »Wohnungssuche und -vermittlung«. Die Gruppe besteht mittlerweile in dieser Form nicht mehr, war aber gerade in den Anfangstagen der Flüchtlingshilfe von unschätzbarem Wert.