Offenburg

Behördendschungel und Sprachprobleme - Flüchtlingspatin erzählt

Florian Pflüger
Lesezeit 4 Minuten
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13. September 2016

(Bild 1/2) Trotz der Sprachbarriere und der kulturellen Unterschiede sind sie mittlerweile sehr vertraut: die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Natali Bergen (rechts) mit ihrer Patenfamilie Rashdan aus Syrien, bestehend aus Sara (17) und ihren Eltern Omer und Anaam. Die Familie sucht gerade nach einer neuen Wohnung. ©Ulrich Marx

Behördendschungel, kulturelle Verschiedenheiten, Sprachbarrieren: Die Offenburgerin Natali Bergen ist seit März ehrenamtliche Patin einer Flüchtlingsfamilie – und sie hat in den zurückliegenden Monaten schon so manches erlebt. Sie erzählt, warum ihr die Arbeit trotz aller Widrigkeiten Freude bereitet und warum es so wichtig ist, für »ihre« Familie eine Wohnung zu finden.

Wenn Natali Bergen im früheren Hotel »Sonne« in Zell-Weierbach durch die Tür tritt, kommt sie fast schon als Familienmitglied. Schließlich schaut die 46-Jährige jede Woche bei Familie Rashdan vorbei und nimmt sich drei bis vier Stunden wöchentlich Zeit dafür, Lösungen für die Tücken des Alltags zu finden, mit denen Flüchtlinge in Deutschland eben zu tun haben. Und manchmal geht es nicht nur um Fragen wie: Wo kriege ich ein Bankkonto her? Wie kann ich einen Sozialpass beantragen? Wie läuft das mit dem Jobcenter? 

Manchmal wird auch zusammen gekocht und parliert – sei es mit Händen und Füßen, mit dem Arabisch-Wörterbuch oder mit der Smartphone-App. »Man muss einen langen Atem mitbringen«, sagt Natali Bergen, gefragt nach den wichtigsten Eigenschaften als Patin für Flüchtlinge – schon allein wegen der Behördenarbeit. Vor allem aber müsse man »aufgeschlossen sein und sich ein bisschen für andere Kulturen interessieren«. 

Die gelernte Krankenschwester, die in der Hautarztpraxis ihres Mannes in Offenburg arbeitet und mit ihrem Mann und drei Kindern ebenfalls in Zell-Weierbach lebt, ist seit März ehrenamtliche Patin der Flüchtlingsfamilie aus Syrien. Die Rashdans wurden ihr von der Flüchtlingshilfe Rebland zugeteilt. Sie habe damals gedacht: »Eigentlich kann man da nicht mehr wegsehen.«

Beziehungen wichtig

Seitdem hat Natali Bergen so manche prägende Erfahrung gemacht. Eine davon: »Viele Wege über die Behörden sind extrem aufwendig.« Vieles funktioniere besser und schneller, wenn man seine eigenen Netzwerke nutze. In ihrem Fall half das, als die Mutter, Anaam Rashdan, dringend operiert werden musste – »ich hätte aber ohne Beziehungen keinen Termin bekommen«.

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Nicht mehr vergessen wird sie wohl auch die insgesamt zwölfstündige Fahrt zur Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Ellwangen zur Asylanhörung. »Das war eine absolute Katastrophe«, berichtet Natali Bergen. Was war passiert? Die Familie hatte vom Landratsamt ein Bahnticket bekommen – wegen des Unwetters an jenem Tag war der Zugverkehr aber eingeschränkt. Also habe sie kurzerhand einen Bekannten organisiert, der sie selbst und die Familie chauffierte.

30 Leute kontaktiert

Ein entscheidender Termin rückt nun übrigens immer näher: Am 17. September muss die Familie, da sie inzwischen ihre Bleibeberechtigung erhalten hat, die Unterkunft in der ehemaligen »Sonne« verlassen. Doch Natali Bergen weiß ein Lied davon zu singen, wie schwierig es ist, eine Wohnung zu finden. »Ich habe schon sehr viel telefoniert und nichts erreichen können«, sagt sie. Rund 30 Leute habe sie bereits kontaktiert.

Dabei wäre es ihrer Meinung nach sehr wichtig, wenn die Familie in Offenburg bleiben könnte und nicht eine Anschlussunterkunft an  einem anderen Ort in der Ortenau zugewiesen bekäme. Zum einen wäre sie weiter als Ansprechperson da, zum anderen liegt ihr die Zukunft von Tochter Sara am Herzen. Für die 17-Jährige beginnt gerade in dieser Woche der Schulalltag in der Vorbereitungsklasse für Arbeit und Beruf (VABO) an den Haus- und Landwirtschaftlichen Schulen in Offenburg.

Gute Worte hat Natali Bergen für »ihre« Flüchtlingsfamilie übrig. Von Anfang an sei sie »sehr herzlich empfangen« worden. Und auch für den Umgang mit der alles andere als leichten Situation derzeit lobt sie: »Sie nehmen es echt mit Fassung und haben sich noch nie beschwert.« Allerdings wachse allmählich die Angst, »dass sie raus müssen«.

Ein wenig mit Sorge erfüllt Natali Bergen die Beobachtung, dass das Engagement in Sachen Flüchtlinge etwas rückläufig ist. Dabei suche die Flüchtlingshilfe Rebland nach wie vor nach Paten für Flüchtlinge. Für sie selbst steht fest: »Ich würde es wieder machen.« 

Hintergrund

Wohnung gesucht

Beide syrische Familien, die im früheren Gasthaus »Sonne« untergebracht sind, müssen in den nächsten Tagen ausziehen und suchen eine neue Wohnung. Wer ein Angebot hat, kann sich an Gerhard Hund von der Flüchtlingshilfe Rebland wenden: • 0176 / 24 80 24 36 oder per E-Mail an gerhard-hund@arcor.de.

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