"Die stillen Helfer" (5)
Dossier: 

Franz Hoferer: „Engagement liegt mir halt im Blut“

Inka Kleinke-Bialy
Lesezeit 6 Minuten
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21. April 2020

Franz Hoferer ist nicht nur auf vielerlei Arten ehrenamtlich engagiert, er liebt auch die Natur. Besonders gerne ist er mit den Senioren des Wander- und Freizeitvereins Unterharmersbach unterwegs. ©Inka Kleinke-Bialy

Franz Hoferer aus Unterharmersbach bekleidet in zahlreichen Vereinen Ehrenämter – halbe Sachen zu machen, kommt für ihn nicht in Frage. Mit Sport fing alles an, inzwischen ist der 72-Jährige auch sozial sehr aktiv. 
 

Wenn ich irgendwo in einer Versammlung bin, kann ich den Mund nicht halten“, lacht Franz Hoferer in seiner leisen, zurückhaltenden Art über sich selbst, „und der, der den Mund aufmacht, der hat am schnellsten einen Posten weg.“ Denn Menschen, die ein Amt übernehmen wollen, sind in der Vereinslandschaft immer rarer gesät.

So kam es, dass der heute 72-jährige Unterharmersbacher bereits ein Jahr nach seinem Eintritt in den Zeller Ortsverein des Sozialverband VdK das Amt des Schwerbehinderten-Sprechers übernahm. Im Jahre 2011 war das.
Als sozialpolitische Interessenvertretung aller Bürgerinnen und Bürger Deutschlands sieht sich der VdK. Er will soziale Gerechtigkeit sowie soziale Sicherheit verwirklichen und damit dem Gemeinwohl dienen. Die soziale Gesetzgebung aktiv mitzugestalten ist dem Verband wichtig – unter anderem durch Einfluss auf Gesetzgebungsprozesse, Gespräche mit Politikern sowie eine breite Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 

Verantwortung

Hoferer ist VdK-Mitglied, seit er selbst die Hilfe des Vereins in Anspruch genommen hat. 2017 dann erklärte der gebürtige Zeller sich bereit, in dem damals führungslosen Verein als Zweiter Vorsitzender zu agieren. Was als Notlösung gedacht war, endete 2019 damit, dass er den Vorsitz übernahm. Andernfalls wäre der Ortsverein dem Tode geweiht gewesen – was Hoferers Verantwortungsgefühl unmöglich zulassen konnte.

Apropos Verantwortung: Die hat er schon früh übernommen, übernehmen müssen. „Ich bin 1947 geboren, 1957 haben meine Eltern gebaut. Da waren sie froh, als ich als Vierzehnjähriger angefangen habe, zu arbeiten und Geld mit zu verdienen“, erzählt er. Die Erinnerung lässt ihn kurz um Fassung ringen, dann atmet er tief durch und sagt leise: „na ja.“ Denn angesichts der Umstände war eine Ausbildung für ihn nicht drin, als Arbeiter schlug er sich durchs Leben.

Haus voller Leben

Heutzutage lebt der fünffache Vater mit seiner Frau in besagtem Elternhaus. Grün gestrichen ist das und voller Leben: „Jeden Tag haben wir ein oder zwei Enkel bei uns“, schmunzelt Hoferer, insgesamt acht Enkel und zwei Urenkel gehören inzwischen zur Familie.

Neben der Familie ist es das Ehrenamt, das ihn erfüllt. Und das hat mit dem Sport angefangen. Mit dem Fußball, genauer gesagt. 1964 war es, dass er dem Unterharmersbacher Fußballverein beitrat und bis zum Alter von 24 Jahren als Mannschaftsspieler aktiv war. Probleme mit den Knien ließen ihn 1974 ins Ehrenamt des Schiedsrichters wechseln.

„Das lag mir“, so der Bewegungsfreudige, „in kürzester Zeit bin ich in die nächst höhere Klasse gekommen und habe es – da bin ich stolz drauf – in die überbezirkliche Landes- und Verbandsliga geschafft.“ Denn in ähnlicher Weise, wie die Vereine um Punkte kämpfen, können auch Schiedsrichter auf- und absteigen. Gerade auch dieser Wettbewerb, sprich die Konkurrenz durch die Schiedsrichterkollegen, ist für Hoferer interessant gewesen, „man hat ja mehr Konkurrenten als Aufstiegsmöglichkeiten.“ 

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In einem Raum von Karlsruhe bis an den Bodensee war er damals für den Fußball unterwegs. Und weil die Handballabteilung des Fußballvereins ebenfalls ehrenamtliche Schiedsrichter benötigte, mischte er zwei Jahrzehnte lang auch dort mit. „Zu dieser Zeit habe ich am Samstag Handball gepfiffen und am Sonntag war ich Fußball-Schiri“, erzählt der Sportbegeisterte, nicht ohne seiner Frau ein großes Dankeschön auszusprechen. Denn bis heute sei von ihr noch nie ein böses Wort darüber gefallen, dass er für seine Leidenschaft so viel außer Hause war.

Wer in einer Versammlung den Mund aufmacht, der hat am schnellsten einen Posten weg.
Franz Hoferer, 
Vereinsmensch

Doch damit nicht genug: Anfang der 70er-Jahre agierte Hoferer zwei Jahre lang als Clubheim-Wirt, war überdies im Vorstand des Fußballvereins als Beisitzer aktiv, „wie lange, das weiß ich aber nicht mehr.“
Und: Seit 2005 hat er als Staffelleiter bei den Junioren die Aufgabe, die Spielberichte zu prüfen und weiterzuleiten. Jeden Montag verbringt der vom Fußballverein längst zum Ehrenmitglied Ernannte ein bis zwei Stunden mit der Staffelleitung, „das mache ich von meinem PC von zu Hause aus.“

Als in Sachen Platzwart Not am Mann war, sprang Hoferer auch hier zwei Jahre lang ein, „da habe ich den Platz gestreut, sauber gehalten und so weiter und so fort.“

Und dann gibt es da noch den 2007 ins Leben gerufenen Förderverein. Dem gehört der Rührige seit der Gründung an, begleitet ihn im Vorstand als Beisitzer. Um die Unterstützung vor allem der Handball- und Fußballjugend geht es hier, bei der Anschaffung von beispielsweise Trikots, Bällen und Toren, „damit der Hauptverein entlastet wird.“

Wer nun meint, dass man angesichts all dieses Tuns reichlich ausgelastet sein dürfte, der irrt. Und zwar gewaltig. Denn seit mindestens 18 Jahren ist Hoferer im Kegelverein aktiv – nicht ohne auch hier ein Amt übernommen zu haben: „Seit vier oder fünf Jahren führe ich im Kegelclub Biberach die Kasse.“

Bleibt noch Unterharmersbachs Wander- und Freizeitverein, dem der Vereinsmensch seit 2010 angehört. Dabei hatte er gemeinsam mit einem Bekannten damals eigentlich nur mal bei einer in der Presse angekündigten Wanderveranstaltung mitlaufen wollen. 

Seniorentouren

Woraus sich zusätzlich zur Mitgliedschaft zwei weitere Ehrenämter entwickelten: Als Seniorenwart plante Hoferer fortan die monatlich stattfindenden Seniorentouren. Wozu auch gehört, „für die Zeitung die Vor- und die Nachberichte zu verfassen.“ Und alle sechs Wochen fungiert er mit seiner Frau als Hüttenwirt auf der Kuhhornkopfhütte.

Sich zu engagieren, in Vereinen tätig zu sein, „das liegt mir halt im Blut, oder wie man das nennen möchte“, erklärt der Mann, der es verabscheut, „halbe Sachen“ zu machen. Auch wenn er seine ehrenamtlichen Aktivitäten allmählich reduzieren muss, gesundheitsbedingt. „Ach so“, fällt ihm noch ein, „seit viereinhalb Jahren fahre ich für das St. Gallus Seniorenzentrum Essen aus.“

Däumchendrehen kommt für Hoferer allemal nicht in Frage. Beileibe nicht!  Ist er mal nicht ehrenamtlich unterwegs, dann sieht man ihn beim Hochsee-Angeln. Oder in seiner Kellerwerkstatt, wo er mit Schnitzwerkzeug und Decoupiersäge Deko-Elemente aus Holz oder Zeller Fasendmasken kreiert.

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