Franziskanerinnen geben Paramentenwerkstatt auf
Schweren Herzens hat Generaloberin Sr. Michaela Bertsch dem Offenburger Tageblatt mitgeteilt, dass die Gengenbacher Franziskanerinnen zum Jahresende die Paramentenwerkstatt aufgeben müssen. Die Kerzenwerkstatt und der Klosterladen bleiben – mit Ausnahme der nächsten vier Wochen wegen Ferien – geöffnet.
Zum Jahresende geht eine Tradition zu Ende, die seit 1886 in Gengenbach Bestand hat: die Paramentenwerkstatt.
Damals hatten die Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu die Bahnhofswirtschaft als Wohnhaus für die Schwestern gekauft und schon sehr bald eine Paramentenwerkstatt eingerichtet, die für ihre fachliche Qualifikation nur zwei Jahre später in München für »vorzügliche Nadelarbeit« Auszeichnungen erhielt.
Noch heute werden in Gengenbach in der Paramentenwerkstatt unter anderem liturgische Gewänder und aufwendige sakrale Textilien gefertigt, sei es gestickt, gemalt, oder gebatikt
Doch Ende dieses Jahres ist das alles Geschichte. »Die Paramentenwerkstatt wird zum 31. Dezember geschlossen«, erklärte die Generaloberin dem Offenburger Tageblatt.
Vier Schwestern krank
»Innerhalb von nur zwei Wochen sind vier Schwestern krankheitsbedingt ausgefallen, darunter auch die künstlerische Leiterin Schwester Roswitha«, erklärte Sr. Michaela Bertsch.
Somit sei nur noch eine Schwester übrig, die in diesem Jahr 80 Jahre alt wird. Doch diese könne die Arbeit alleine nicht bewältigen. Es müsse auch davon ausgegangen werden, dass die erkrankten Schwestern ihren Dienst nicht wieder aufnehmen werden.
Doch es gibt einen weiteren Grund, weshalb die Paramentenwerkstatt geschlossen werden muss. »Viele Priester schauen mittlerweile aufs Geld. Im Internet gibt es die Sachen billiger«, erklärte Pressesprecherin Gabriele Rubner.
Die Generaloberin ergänzte, dass die Sachen zwar maschinengestickt, aber auch schön seien. Zudem gebe es immer weniger Priester. »Wir haben in der Erzdiözese Freiburg nur noch sechs Weihen pro Jahr. Den Run auf die Paramenten haben wir nicht mehr«, sagte Sr. Michaela.
In ihrer Blütezeit beschäftigten die Gengenbacher Franziskanerinnen rund 40 Schwestern in der Paramentenwerkstatt. Diese aufwändige Herstellung von liturgischer Kleidung und sakralen Textilien sei ein richtig franziskanischer Auftrag.
Franz von Assisi (siehe Kasten), Gründer des Franziskanerordens, vertrat die Ansicht, dass »für Gott nichts gut genug sein kann«.
Nicht betroffen von der Schließung der Paramentenwerkstatt sind das Museum, der Klosterladen und die Kerzenwerkstatt.
Dass dies hervorgehoben wird, ist Sr. Veronika Stein (Generalvikarin) wichtig: »Landläufig sagen die Gegenbacher, dass sie in ›die Paramente‹ gehen, meinen aber den Klosterladen und die Kerzenwerkstatt.«
Die Arbeiten dort können fortgeführt werden. »Schwester Roswitha hat einen unglaublichen Schatz hinterlassen. Nach ihren Entwürfen werden weiterhin Kerzen hergestellt«, betonte Sr. Michaela Bertsch.
Erhalten bleibe auch das Museum: »Was man hier sieht, ist nur ein Bruchteil dessen, was wir haben«, listet sie unter anderem Geschenke von Klöstern und alten Pfarreien auf.
Zu den sakralen Kunstgegenständen zählen Stolen, Fahnen, Krippen, ja sogar ein Schuh von Papst Pius X.
Franz von Assisi
Franz von Assisi (1181/82 bis 1226) war der Begründer des Ordens der »Minderen Brüder« (Franziskaner). Er war auch Mitbegründer der Klarissen. Er lebte das Evangelium ohne Veränderungen. Schon zwei Jahre nach seinem Tod am 3. Oktober 1226 wurde er heiliggesprochen. Bestattet ist er in der Portiuncula-Kapelle unterhalb der Stadt.