Friedrich Merz sprach im Offenburger Salmen
Ein Bekenntnis zur freiheitlichen Werteordnung in Politik und Wirtschaft legte Friedrich Merz vor zahlreichen Gästen am Montagabend im Salmen ab. Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte ihn als Gastredner zur Veranstaltung des CDU-Stadtverbandes und der Mittelstandsvereinigung Ortenau eingeladen.
»Kulturkampf in Europa – offene Gesellschaft ade?« war der Titel des Vortrages von Friedrich Merz am Montag im Salmensaal. Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte den heutigen Vorsitzenden der Atlantik-Brücke, weithin noch bekannten einstigen Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, und Finanzpolitiker eingeladen. Friedrich Merz wird zudem die Erfindung des Begriffes »Leitkultur« zugeschrieben. Und manch andere, etwas unkonventionelle, Vorschläge zur Steuerreform.
Ausrichter der Veranstaltung waren der CDU-Stadtverband Offenburg und die Mittelstandsvereinigung MIT Ortenau. Jens Herbert, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes, konnte im wohlgefüllten Saal auch zahlreiche prominente Gäste aus Politik und Wirtschaft begrüßen.
»Wo stehen wir eigentlich?«, stieg Merz in die Beschreibung der derzeitigen politischen Lage weltweit und insbesondere der europäischen ein. Dass man in einer Zeitenwende lebe, in der »Probleme der Welt ganz schnell unsere Probleme werden« und man daher die »äußere und innere Sicherheit« nicht trennen könne, erläuterte er mit Blick auf die Ursachen. »Wir brauchen eine breite gesellschaftspolitische Debatte, um mit Augenmerk und Selbstbewusstsein sowie mit Rücksicht auf unsere Nachbarn, die Werte der offenen und freiheitlichen Gesellschaft zu verteidigen«.
Klare Ordnung
Die Gefahr bestünde in einer freien Marktwirtschaft in Zusammenhang mit autoritären Systemen, bezog Merz sich etwa auf China. Philosophisch wurde der Redner beim Zitieren aus Montesquieus Werk »Vom Geist der Gesetze«. Das Grundgesetz der Bundesrepublik gebe in diesem Sinne klare Ordnung, politische und ökonomische Verordnungen. Im Übrigen, man dürfe »Europa nicht infrage stellen«.
»Unsere Stärke kommt aus unserer Industrie, aus kleinen, mittleren und von Eigentümern geführten Betrieben«. Dass deren Spektrum an Produktion und Leistung, bei moderatem Verhalten der Gewerkschaften und exzellentem Bildungssystem beträchtlich sei, honorierten die zahlreichen Vertreter des Mittelstandes mit Beifall. Dazwischen kam noch ein wohl Merz-typischer Vorschlag, »warum schließen sich Deutschland und Frankreich nicht zusammen, um einen Telekommunikations-Konzern zu gründen?«.
Kuckucksuhr als Geschenk
Der strukturierte und teilweise in den Bereichen von Politik und Wirkung akribische Vortrag von Friedrich Merz, versetzt mit Anekdoten, wurde mit großem Applaus bedacht. Hannes Grafmüller von der Mittelstandsvereinigung überreichte dem »stimmgewaltigen« Gastredner mit Schmunzeln eine Schwarzwälder Kuckucksuhr.
Auf den absoluten Ehrengast des Abends musste man bis kurz nach 21 Uhr warten. Dann kam Wolfgang Schäuble direkt aus Stuttgart ins Salmen-Foyer Offenburg.