Fußgängerzone wächst nicht
Die heiße Phase im Rennen um den Zuschlag fürs geplante Einkaufszentrum ist längst eröffnet. Am Freitag, 26. Juli, 18.30 Uhr, präsentieren die drei verbliebenen Bieter im Salmen ihre überarbeiteten Entwürfe. Laut Bürgermeister Martini erwarten die Investoren langsam Signale zur Verkehrsführung. Diese sendete der Verkehrs- und Planungsausschuss am Mittwochabend jedoch nur verhalten.
Offenburg. Wie viel Fußgängerzone soll es künftig sein und wie soll der Verkehr fließen? Diese Fragen gilt es zu beantworten, bevor das geplante Einkaufscenter gebaut wird. Was die Investoren wollen, ist klar: Auf den Illustrationen der Bieter waren bei der letzten Bürger-Info Anfang Mai großzügige Plätze vor der Metzgerei Burg zu sehen. Auch die Bürger finden teilweise Gefallen an einer erweiterten Fußgängerzone. Diesen Eindruck brachte zumindest Bürgermeister Oliver Martini aus der jüngsten Bürgerwerkstatt Innenstadt mit. Das Problem indes: Würde man tatsächlich die Fußgängerzone auf die Gustav-Rée-Anlage ausdehnen, wäre eine wichtige Ost-West-Verbindung gekappt – und hier gibt es in Offenburg bekanntlich ohnehin schon Defizite.
Ein nicht ganz unkomplexes Thema mit vielen Nutzungskonflikten, fasste Bürgermeister Martini die Gemengelage zusammen. Da aber die Planungen für das Einkaufscenter auf dem Stadthallen-/Sparkassenareal voranschreiten und die Bieter nun Signale erwarteten, bat Martini am Mittwochabend den Planungs- und Verkehrsausschuss festzulegen, wie die künftige Verkehrserschließung aussehen soll. 3400 Fahrten werden laut Verkehrschef Andreas Demny pro Tag durch das Einkaufscenter ausgelöst. Von einer kompletten Fußgängerzone bis zur verkehrsberuhigten Zone reichten die Vorschläge der Verwaltung.
»Ein Unding«
Abgestimmt wurde jedoch noch nicht. Vor allem den Grünen und den Freien Wählern ging das alles »zu schnell«. Es sei »ein Unding«, am Samstag in der Bürgerwerkstatt Innenstadt die Verkehrsführung zu diskutieren, und dann ein paar Tage später bereits zu beschließen, meinte Grünen-Stadtrat Jürgen Ochs. So werde Bürgerbeteiligung zur Farce. Auch Wolfgang Schrötter (Freie Wähler) sprach von »übertriebener Hektik«: »Sie geben uns Futter für Diskussionen, aber die Zeit geben Sie uns nicht.«
Auch CDU-Chef Kurt Feger hielt das Ganze noch nicht für »entscheidungsreif«. Er forderte zunächste eine großräumige Verkehrsuntersuchung. Sein Fraktionskollege Albert Glatt hatte zuvor ausgeführt, dass die Tendenz der CDU zu einer verkehrsberuhigten Zone gehe, bei der die Autofahrer nach wie vor die Straße, eventuell im Einbahnstraßenverkehr, nutzen können: »Die Ost-West-Verbindung ist für uns sehr wichtig!«, betonte Glatt.
Natürlich wäre es visionär und sympathisch, die Fußgängerzone auszudehnen, betonte SPD-Chef Jochen Ficht. Aber das verursache Probleme an anderen Stellen. Auch Ficht sprach sich deshalb klar für eine verkehrsberuhigte Zone aus. FDP-Stadtrat Thomas Bauknecht nannte das wiederum »eine zwittrige Sache«. Aus Sicht der FDP sei derzeit keine Variante optimal.
Eine Tendenz war also ersichtlich, zur Abstimmung waren die Räte allerdings nicht bereit. »Tja, da sind wir eigentlich keinen Schritt weiter«, resümierte Martini nach anderthalbstündiger Debatte. Es gelang ihm dann aber, den vertagungswilligen Fraktionen die Bereitschaft zu entlocken, am Montag im Gemeinderat (18 Uhr, Salmen) erneut über das Thema zu diskutieren und dann eventuell sogar über einen modifizierten Beschlussvorschlag abzustimmen.