Gastgewerbe: Der große Ansturm blieb aus

(Bild 1/2) Philipp (von links), Sven und Paul Lehmann vom Hotel „Klosterbräustuben“ sind verhalten optimistisch. ©Hans-Peter Wagner
Die Beherbergungsbranche ist allenfalls verhalten optimistisch nach den Corona-Lockerungen. Das Hotel „Klosterbräustuben“ vermisst das Busgeschäft als wichtigste Einnahmequelle.
Wieder einmal hat sich für Hotelier Paul Lehmann von den „Klosterbräustuben“ in Unterharmersbach eine Hoffnung zerschlagen. Denn die Öffnung der Gastronomie und des Hotels brachte nicht den Befreiungsschlag, den er sich für seinen Betrieb nach der zehnwöchigen Schließung ersehnt hatte. Bisher war der Klosterbräuwirt immer zuversichtlich, doch nun spürt man bei ihm die Angst, wie es bei ihm weitergeht.
Zwar kommen die Einheimischen und Freunde zum Essen, aber: „Bei uns im Schwarzwald geht man nicht täglich essen, sondern eher einmal in der Woche, wenn es hochkommt. Ich bin sehr dankbar, dass die Gäste von nah und fern uns so die Treue zeigen. Doch zum Überleben müssen weitere Einnahmequellen zum Laufen gebracht werden.“
Immer wieder rufen Gäste an und wollen buchen. Doch diese Gäste wollten schon über Pfingsten kommen, vor allem um Wellness machen. Doch die Wellnessanlagen mit Schwimmbad, Sauna und Ruheraum sind bis 6. Juni geschlossen. Paul Lehmann: „Leider warten wir wieder einmal vergebens auf die mit der Öffnung des Wellnessbereiches verbundenen Vorschriften und Einschränkungen, damit wir sie den anfragenden Gästen weitergeben können.“
Sorgenkind Busreisen
Große Sorgen bereitet ihm auch das Busgeschäft, die wichtigste Einnahmequelle für das Hotel. Während in anderen Bundesländern schon Reisebusse fahren dürfen, gibt es in Baden-Württemberg für Reisebusse noch keinen festen offiziellen Termin und schon gar keine Vorschriften, die mit der Fahrterlaubnis für Reisebusse verbunden sind. Es rufen zwar Busunternehmen an und fragen nach. Doch ohne zu wissen, wie viele Personen in in Reisebussen mitfahren dürfen, kommt auch keine Buchung zustande.
Paul Lehmann: „Ich habe kein gutes Gefühl, denn vom dem Schrecken der Coronakrise und den Ausgangsbeschränkungen müssen sich die Leute erst mal erholen und tief durchatmen. Sie schreien nicht Hurra und stürmen in den nächsten Bus zur Fahrt in eine unbekannte Welt. Wenn jetzt auch noch bei uns die Weihnachtsmärkte und als Folge die schon fest gebuchten Reisen abgesagt werden, geht es wirklich an unsere Existenz.“
Aber Hoffnung gibt es, dass bald wieder Familienfeiern, die in den letzten Monaten gestrichen wurden, wieder erlaubt werden. Sie sind ein wichtiger Einnahmenposten im Jahresbudget. Auch hofft Lehmann, dass der feste Kundenstamm, den er in den letzten Jahren mit Elsässern aufgebaut hat, bald wieder über die Grenze kommen darf, um bei ihm Gast zu sein.
Bei diesen Aussichten geht wieder der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht: „Wenn ab Ende Juni doch noch das Busgeschäft anläuft und wir täglich 40 unserer 140 Betten belegen können, sind wir dankbar. Und wenn wieder unser Wellnessbereich wie gewohnt läuft und genutzt werden kann, dann sind nochmals mit einem dicken blauen Auge davon gekommen“
„Kleebad“ Zell a. H.
Das Hotel-Gasthaus „Kleebad“ in Zell a. H. ist ein Traditionsbetrieb und punktet auch durch seine ruhige Lage am Badwald. Es ist schon 1650 in den Chroniken erwähnt. Seit 1860 befindet sich das „Kleebad“ im Familienbesitz. Das bedeutet Verantwortung für Hotel, Gastronomie – und Gäste. Juniorchef Georg Heitzmann hat in den besten Häusern der Schweiz gearbeitet, im Eden Roc in Ascona oder im Tschuggen Grand Hotel in Arosa. Heute kocht er zu Hause im „Kleebad“.
Natürlich ist die Corona- Krise am „Kleebad“ auch nicht spurlos vorbeigegangen. Über zwei Monate keine Gäste im Haus – das war eine neue Erfahrung. Aber mit Renovieren und Verbesserungen wurde die Zeit gut genutzt. Als nun vor 14 Tagen wieder geöffnet wurde, kamen gleich die Stammgäste zum Essen und um dabei die Ruhe und die wunderschöne Aussicht über Zell zu genießen. Georg Heitzmann achtet auf die Vorgaben der Landesregierung und die Einhaltung der Hygienevorschriften. Zur Umsetzung dieser Vorgaben ist eine gute Organisation im Vorfeld unerlässlich, da durch die Vorgaben weniger Tische zur Verfügung stehen. Manchmal reichte der Platz gar nicht aus. Zehn Tische auf der Terrasse und zehn in der Gaststube sind schnell besetzt.
Sehr schleppend verliefen bei der Wiedereröffnung die Zimmerbuchungen. Für Pfingsten gab es nur wenige Anfragen. Georg Heitzmann: „Das war für uns aber keine Überraschung. Wir wussten, dass die Übernachtungen im Hotel nur zögernd anlaufen würden. Da konnte man fast auf den nahegelegenen Wohnmobilplatz neidisch werden, der über Pfingsten prall gefüllt war. Die Leute haben alle noch ein bisschen Angst vor neuen Corona-Wellen und nehmen vorsichtshalber ihr eigenes Wohn- und Schlafzimmer mit.“
Und wie sind die Aussichten für den Rest des Jahres? Georg Heitzmann: „Das wird sich zeigen. Den Umsatz vom letzten Jahr werden wir voraussichtlich nicht mehr erreichen können, nach zehnwöchiger Corona-Schließung.“