Gedenkstein an Pfarrer Franz Sales Ries in Ebersweier enthüllt
Mit der Enthüllung des restaurierten Gedenksteins des früheren Pfarrers Franz Sales Ries fand die erste öffentliche Veranstaltung nach dem Corona-Lockdown in Ebersweier statt.
Rund 50 Personen haben sich am Samstagabend unter Einhaltung der Abstandsregeln auf dem Friedhof in Ebersweier versammelt. Der Verein Heimatgeschichte Ebersweier hatte die Bevölkerung zu einer Gedenkfeier anlässlich der Enthüllung des historischen Gedenksteins, der zu Ehren von Pfarrer Franz Sales Ries bei den Pfarrgräbern aufgestellt wurde, eingeladen.
Mit einer festlichen Fanfare eröffnete das Blasmusik-ensemble um Thomas Bayer die geschichtsträchtige Stunde. Steinmetz Armin Heitz beschrieb die besondere Herausforderung der Restaurierung: Zuerst musste er den Sandstein vorsichtig anschleifen, um rund 300 Buchstaben und Schriftzeichen zu erkennen und zu entziffern. „R und S haben Serifen, die man heute so nicht mehr kennt“, sagte der Fachmann.
Spuren der Geschichte
Bei aller Feinarbeit sei es ihm wichtig gewesen, unverwechselbare Geschichtsspuren des Steins zu erhalten. Deshalb habe er den oberen Fries absichtlich nicht restauriert. Sowohl Größe als auch Form ließen auf ein einst großes Grabmal schließen, erklärte der Künstler und Handwerker. Maurermeister Thomas Ganter sorgte für einen stabilen Untergrund, Mitarbeiter des Bauhofs Durbach für die gepflegte Anlage der Priestergräber.
In seiner Ansprache zitierte Pfarrer Thomas Dempfle den Lobpreis aus dem Epheserbrief: „Wir sollen Zeugen der Liebe Gottes werden.“ Daran möge dieser Stein erinnern. Ortsvorsteher Horst Zentner sprach allen Personen Anerkennung aus, die durch ihr Handeln zum allgemeinen Geschichtsbewusstsein beitragen. Der Chronistin Margot Hauth dankte Zentner für deren umfangreiche Erforschung der Ebersweirer Kirchen- und Ortsgeschichte.
„Dieser Sandstein hat tatsächlich eine Odyssee hinter sich“, sagte Hauth in ihrer Rede. 1859 wurde der Stein nach dem Tod von Pfarrer Franz Sales Ries auf dem Kirchhof, dem damaligen Friedhof, aufgestellt, wo er rund 110 Jahre an den Verstorbenen erinnerte. 1968, nach dem Umbau beziehungsweise der Vergrößerung der Kirche, wurde der Stein beiseite geschoben und vergraben und ruhte dann rund 30 Jahre unter der Erde, so die Chronistin.
War fast vergessen
Etwa im Jahr 2000 sollten die alten Stahlglocken nördlich der Kirche aufgestellt werden. Bei den Grabungsarbeiten für das Fundament des neuen Glockengestells, das von August Braun, Mathias Lang, Sigurd Lienert und Gustav Männle gefertigt und errichtet wurde, stießen diese ehrenamtlich arbeitenden Männer auf den Sandstein. Sie brachten ihn ans Tageslicht und stellten ihn neben das Glockengestell. Über ein Jahrzehnt stand er neben den alten Glocken, mehr oder weniger unbeachtet, und setzte nach und nach Moos an.
„Bei den Vorarbeiten für unsere Ortschronik beziehungsweise bei der Erkundung der Geschichte unserer Denkmale, entdeckte ich die Inschrift, die kaum mehr lesbar war“, so Hauth. „Doch nicht dem Stein, sondern dem Priester, vor dessen Grabmalfragment wir hier stehen, dem Priester, welcher 45 Jahre lang in der Gemeinde Ebersweier wirkte, gilt unser Gedenken. Die Verdienste von Pfarrer Franz Sales Ries für Ebersweier, für das Heil und das Wohl seiner Pfarrkinder, müssen enorm gewesen sein“ (siehe Hintergrund).
Das Grabmalfragment von Pfarrer Ries soll auf dem Gedenkplatz für verstorbene Priester einen würdigen Platz finden. „Es ist anzunehmen, dass die meisten der in Ebersweier wirkenden Geistlichen Spuren hinterlassen haben, sei es durch Stiftungen oder auch durch ihr besonderes Wirken – auch wenn davon nicht alles beziehungsweise nicht mehr alles bekannt ist“, erklärte Hauth. „Deshalb sollten neben dem als einzigen Ehrenbürger ausgezeichneten Pfarrer Franz Sales Ries auch alle anderen Wohltäter unserer Gemeinde in unser heutiges Gedenken einbezogen werden.“
INFO: Ein ausführlicher Bericht über den Ehrenbürger Ries kann im Jahresheft Nr. 3 des Vereins Heimatgeschichte Ebersweier nachgelesen werden. Dieses ist bei der Ortsverwaltung erhältlich.
Verdienste des früheren Pfarrers
Unter den Verdiensten von Pfarrer Franz Sales Ries für Ebersweier ist nach Angabe von Chronistin Margot Hauth insbesondere seine Bemühungen für den Bau einer neuen Kirche hervorzuheben, „für dessen Verwirklichung er weder Mühen noch Opfer scheute“ (nur der Kirchenbau ist belegt).
Pfarrer Ries kämpfte laut Hauth viele Jahre darum, die alte, einsturzgefährdete und viel zu kleine Kirche in Ebersweier, die er bei seinem Amtsantritt vorfand, durch einen Neubau zu ersetzen.
Erst 1827/1828 konnte diese Kirche nach dem Plan von Hans Voß, einem Weinbrenner-Schüler, errichtet werden. Für den Kirchenbau opferte Pfarrer Ries einen Teil seines Obstgartens und ließ seine selbstgezogenen Obstbäume umpflanzen. Nur einen schmalen Pfad zu seinem „Gärtchen“ auf dem heutigen Anwesen der Familie Gumpp behielt er sich vor, wie die Chronistin berichtet.rh