»Gegebenheiten durchaus vergleichbar«
Laut Lothar Hummel, Sprecher der Interessengemeinschaft »Kein Bahntunnel unter Wohnbebauung«, könnte es auch beim Tunnelbau in Offenburg zu Bodenabsenkungen wie in Rastatt kommen.
Lothar Hummel, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) »Kein Bahntunnel unter Wohnbebauung«, äußert sich in einer Stellungnahme zu der Panne beim Tunnelbau in Rastatt und zu der Berichterstattung, welche Auswirkungen die Probleme auf den Offenburger Tunnel haben.
»Durch die Ereignisse in Rastatt – eine starke Absenkung der Gleise über der Tunnelbaustelle und dadurch bedingt Sperrung der Rheintalbahn – wurden die Befürchtungen der IG ›Kein Bahntunnel unter Wohnbebauung‹ noch bei Weitem übertroffen«, schreibt Hummel. Einen derartigen Unfall hätten auch wir nicht erwartet, stattdessen »nur« Gebäudeschäden durch die üblichen Senkungen im normalen Bohrbetrieb, so Hummel.
Auf die Klärung der Ursachen dürfe man gespannt sein. Unabhängig von der Schuldfrage dürfte der Unfall den deutschen Steuerzahler einen dreistelligen Millionenbetrag kosten, heißt es in der Stellungnahme.
Hummel schreibt: »Die örtlichen Gegebenheiten und Risiken in Offenburg, ein sehr schwieriger Untergrund mit hohem Grundwasserstand, sind mit dem Rastatter Tunnel durchaus vergleichbar. Bei einer mit rund sieben Kilometern fast doppelten Tunnellänge kann man auch in Offenburg Bodenabsenkungen nicht ausschließen.«
Viele Probebohrungen
Auch in Rastatt sei der Untergrund mit vielen Probebohrungen untersucht worden. Die technische Ausführung beider Tunnel, zwei parallele Einzelröhren mit je rund zehn Metern Durchmesser, sollte nahezu identisch sein, erklärt der Sprecher der IG »Kein Bahntunnel unter Wohnbebauung«.
Bei einer für die Durchfahrt schwerer Güterzüge erforderlichen Gradiente von sechs Promille, rechne die IG mit einer Überdeckung von zehn bis 17 Metern im Bereich der betroffenen Wohnhäuser und Firmen. Zumindest im Bereich der Tunneleinfahrten könne es, wie in Rastatt, auch Abschnitte mit noch geringerer Überdeckung geben, beispielsweise im Kreuzschlag, Gewerbegebiet Hoch Drei und nördlich unter Gleisen beziehungsweise im Güterbahnhof.
Hummel teilt mit, dass »die IG ›Kein Bahntunnel unter Wohnbebauung‹ leider kein Mitglied des regionalen Projektbegleitgremiums mehr ist.«
Nach mehr als sechsjähriger Mitarbeit in verschiedenen Arbeitsgruppen sei die IG zur letzten Sitzung am 12. Juli nicht eingeladen worden, so Hummel. In der Sitzung hätten dann die anderen Mitglieder beschlossen, dass die IG nicht mehr dem Projektbegleitgremium angehören solle.
»Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob nicht doch zusätzlich eine autobahnparallele Trassenführung ab Appenweier untersucht werden sollte, wie von Stadtrat Klaus Binkert schon mehrfach vorgeschlagen«, heißt es in der Stellungnahme abschließend.