Die Kirchstraße in Zell a. H. wird eine Einbahnstraße
Kaum ein anderes Thema hat in jüngster Zeit in Zell a. H. so sehr die Gemüter erregt, wie die probeweise Sperrung der Kirchstraße. Kurz vor Ende der halbjährigen Testphase traf der Gemeinderat Zell am Montag nun die Entscheidung, wie es ab Mitte November weitergehen soll: Die Kirchstraße wird Einbahnstraße zur Hauptstraße hin und verkehrsberuhigt.
Knapp 100 Zuhörer verfolgten am Montag die Sitzung des Gemeinderats. Die Verwaltung hatte in weiser Voraussicht die Sitzung ins Kulturzentrum verlegt, das mehr Platz bot als der Rathaussaal.
Das Interesse am Tagesordnungspunkt »Beratung über die weitere Vorgehensweise zur Kirchstraße im Rahmen eines Verkehrskonzepts im Projekt Zell 2030« war nicht überraschend. Seit die Kirchstraße im Mai probeweise gesperrt und im unteren Teil zur kleinen Fußgängerzone wurde, stand die Maßnahme in der Kritik oder zumindest in der Diskussion (wir berichteten). Viele sahen den Sinn in der Verkehrsberuhigung nicht, Geschäftsleute in der Straße klagten über Umsatzeinbußen, viele kritisierten die Zunahme des Verkehrs in den Straßen Pfarrhofgraben und Fabrikstraße, die als »Spielstraße« ausgewiesen waren.
Zells Bürgermeister Günter Pfundstein betonte eingangs der Beratung einmal mehr, dass es nicht nur um die Kirchstraße gehe. »Nahezu alle kritisieren die Verkehrssituation in unserem Städtle«, so Pfundstein, »es liegt jetzt an uns, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.« Dazu gehört für den Bürgermeister vor allem eine Entlastung der Hauptstraße, auf die derzeit so ziemlich alle Straßen in Zell führen. »Neue Verkehrsführungen können die Hauptstraße entlasten«, erklärte Pfundstein und nannte auch die Schaffung von Bypässen als Ziel. Der Bürgermeister hatte allerdings auch festgestellt, dass nur wenige bereit seien, Änderungen vor der eigenen Tür zu akzeptieren oder alte Gewohnheiten in Frage zu stellen.
Neue Erkentnisse
Die Kirchstraße sei nur ein Teil eines späteren Verkehrskonzepts, betonte Pfundstein. Die Testphase mit Sperrung der Kirchstraße hat für ihn neue Erkenntnisse gebracht: So werde die Straße für den Durchgangsverkehr nicht benötigt, die Hauptstraße werde spürbar entlastet und fließt ruhiger, nachdem die Linksabbieger weg sind und die Aufenthaltsqualität habe sich in der Kirchstraße spürbar verbessert.
Aufgrund der vorgebrachten Argumente und den Diskussionen im Gemeinderat schlug Pfundstein vor:
◼ Die Kirchstraße soll als Einbahnstraße in Fahrtrichtung Hauptstraße geöffnet werden.
◼ Kein Linksabbiegen von der Hauptstraße und in die Hauptstraße ist möglich, nur Rechtsabbiegen in Richtung Kreisverkehr.
◼ Pfarrhofgraben, Fabrikstraße und Kirchstraße im unteren Teil bleiben oder werden verkehrsberuhigt (Schrittgeschwindigkeit).
◼ Kein Schulbusverkehr in der Kirchstraße.
◼ Anlieferverkehr ist möglich, ebenso Parken.
◼ Eine Außenbewirtung ist weiterhin möglich.
Die neue Form der Verkehrsführung solle unbefristet gelten. Pfundstein hofft, dass die Testphase nahtlos in die geänderte Verkehrsführung übergehen kann.
Die Diskussion im Gemeinderat brachte in weiten Teilen Übereinstimmung mit diesen Vorschlägen. Martin Teufel (Grüne Liste) und Ludwig Schütze (SPD) brachten die Variante als Antrag ein, dass es möglich ist, von Unterharmersbach her auch nach rechts in die Kirchstraße einzubiegen und damit dort Gegenverkehr möglich ist. Dies wurde bei elf zu sechs Stimmen abgelehnt.
Teufel plädierte für eine geschlossene verkehrsberuhigte Zone rund um die Kirchstraße, die auch Nebenstraßen wie die Hintere Kirchstraße mit einbezieht. Und er wünschte sich, dass die bislang provisorische Bushaltestelle an der Schule ausgebaut wird. Schütze war ein sicherer Schulweg wichtig.
Ob auch die Kirchstraße als »Spielstraße« ausgewiesen werden kann und damit Fußgänger und Autos die gleichen Rechte haben, ist noch ungewiss, da es dort erhöhte Gehwege gibt. »Wir versuchen es«, so Günter Pfundstein. Alternativ wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 km/h gewünscht.
Am Ende gab es Einstimmigkeit für die vom Bürgermeister vorgeschlagene neue Verkehrsführung ab Mitte November. Vorbehaltlich, die Straßenverkehrsbehörde stimmt zeitnah zu.