Nach umstrittener Probesperrung

Die Kirchstraße in Zell a. H. wird eine Einbahnstraße

Dietmar Ruh
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
25. Oktober 2017
Mehr zum Thema

An der probeweisen Sperrung der Kirchstraße im unteren Teil schieden sich die Geister. Nun beschloss der Gemeinderat eine Nachfolgelösung. ©Dietmar Ruh

Kaum ein anderes Thema hat in jüngster Zeit in Zell a. H. so sehr die Gemüter erregt, wie die probeweise Sperrung der Kirchstraße. Kurz vor Ende der halbjährigen Testphase traf der Gemeinderat Zell am Montag nun die Entscheidung, wie es ab Mitte November weitergehen soll: Die Kirchstraße wird Einbahnstraße zur Hauptstraße hin und verkehrsberuhigt.

Knapp 100 Zuhörer verfolgten am Montag die Sitzung des Gemeinderats. Die Verwaltung hatte in weiser Voraussicht die Sitzung ins Kulturzentrum verlegt, das mehr Platz bot als der Rathaussaal. 

Das Interesse am Tagesordnungspunkt »Beratung über die weitere Vorgehensweise zur Kirchstraße im Rahmen eines Verkehrskonzepts im Projekt Zell 2030« war nicht überraschend. Seit die Kirchstraße im Mai probeweise gesperrt und im unteren Teil zur kleinen Fußgängerzone wurde, stand die Maßnahme in der Kritik oder zumindest in der Diskussion (wir berichteten). Viele sahen den Sinn in der Verkehrsberuhigung nicht, Geschäftsleute in der Straße klagten über Umsatzeinbußen, viele kritisierten die Zunahme des Verkehrs in den Straßen Pfarrhofgraben und Fabrikstraße, die als »Spielstraße« ausgewiesen waren.  

Zells Bürgermeister Günter Pfundstein betonte eingangs der Beratung einmal mehr, dass es nicht nur um die Kirchstraße gehe. »Nahezu alle kritisieren die Verkehrssituation in unserem Städtle«, so Pfundstein, »es liegt jetzt an uns, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.« Dazu gehört für den Bürgermeister vor allem eine Entlastung der Hauptstraße, auf die derzeit so ziemlich alle Straßen in Zell führen. »Neue Verkehrsführungen können die Hauptstraße entlasten«, erklärte Pfundstein und nannte auch die Schaffung von Bypässen als Ziel. Der Bürgermeister hatte allerdings auch festgestellt, dass nur wenige bereit seien, Änderungen vor der eigenen Tür zu akzeptieren oder alte Gewohnheiten in Frage zu stellen.

Neue Erkentnisse

Die Kirchstraße sei nur ein Teil eines späteren Verkehrskonzepts, betonte Pfundstein. Die Testphase mit Sperrung der Kirchstraße hat für ihn neue Erkenntnisse gebracht: So werde die Straße für den Durchgangsverkehr nicht benötigt, die Hauptstraße werde spürbar entlastet und fließt ruhiger, nachdem die Linksabbieger weg sind und die Aufenthaltsqualität habe sich in der Kirchstraße spürbar verbessert.

- Anzeige -

Aufgrund der vorgebrachten Argumente und den Diskussionen im Gemeinderat schlug Pfundstein vor: 

◼ Die Kirchstraße soll als Einbahnstraße in Fahrtrichtung Hauptstraße geöffnet werden.
◼ Kein Linksabbiegen von der Hauptstraße und in die Hauptstraße ist möglich, nur Rechtsabbiegen in Richtung Kreisverkehr.
◼ Pfarrhofgraben, Fabrikstraße und Kirchstraße im unteren Teil bleiben oder werden verkehrsberuhigt (Schrittgeschwindigkeit).
◼ Kein Schulbusverkehr in der Kirchstraße.
◼ Anlieferverkehr ist möglich, ebenso Parken.
◼ Eine Außenbewirtung ist  weiterhin möglich.

Die neue Form der Verkehrsführung solle unbefristet gelten. Pfundstein hofft, dass die Testphase nahtlos in die geänderte Verkehrsführung übergehen kann.
Die Diskussion im Gemeinderat brachte in weiten Teilen Übereinstimmung mit diesen Vorschlägen. Martin Teufel (Grüne Liste) und Ludwig Schütze (SPD) brachten die Variante als Antrag ein, dass es möglich ist, von Unterharmersbach her auch nach rechts in die Kirchstraße einzubiegen und damit dort Gegenverkehr möglich ist. Dies wurde bei elf zu sechs Stimmen abgelehnt. 

Teufel plädierte für eine geschlossene verkehrsberuhigte Zone rund um die Kirchstraße, die auch Nebenstraßen wie die Hintere Kirchstraße mit einbezieht. Und er wünschte sich, dass die bislang provisorische Bushaltestelle an der Schule ausgebaut wird. Schütze war ein sicherer Schulweg wichtig.

Ob auch die Kirchstraße als »Spielstraße« ausgewiesen werden kann und damit Fußgänger und Autos die gleichen Rechte haben, ist noch ungewiss, da es dort erhöhte Gehwege gibt. »Wir versuchen es«, so Günter Pfundstein. Alternativ wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 km/h gewünscht.

Am Ende gab es Einstimmigkeit für die vom Bürgermeister vorgeschlagene neue Verkehrsführung ab Mitte November. Vorbehaltlich, die Straßenverkehrsbehörde stimmt zeitnah zu.

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

vor 2 Minuten
Das Beste der Woche
Ein Unglück kommt selten alleine. So ging es auch einer Leserin, die hier ihre Geschichte erzählt. Ob sie gut ausgeht?
Auch weil derzeit weniger Parkraum bei der Abtsberghalle zur Verfügung steht, wurde kürzlich bei einer größeren Veranstaltung rücksichtslos geparkt.
vor 1 Stunde
Ortschaftsrat Zell-Weierbach
In der Frageviertelstunde des Ortschaftsrats von Zell-Weierbach kamen die Themen rücksichtslose ­Parken und eine Verlängerung der Tempo-20-Regelung auf der Umleitungstrecke auf.
Am 9. Juni wird auch in Schutterwald ein neuer Gemeinderat gewählt. Drei Räte kandidieren nicht mehr.
vor 3 Stunden
Kommunalwahl am 9. Juni
Wer stellt sich wieder zur Wahl, wer hört auf? Vier Listen wurden für die Gemeinderatswahl in Schutterwald am 9. Juni zugelassen. Wir geben eine ausführliche Übersicht zu den Kandidaten.
Fahrzeugführer Sven Wirt (rechts) erteilt den Feuerwehrmännern, die gleich ins Treppenhaus des Freizeitbads stürmen werden, Befehle.
vor 3 Stunden
Offenburg
Mit Blaulicht und Atemmasken rückten am Donnerstag Feuerwehrtrupps ins Offenburger Freizeitbad Stegermatt aus. Anlass war kein Notfall, sondern eine Übung. Zum Glück: denn eine dabei gewonnen Erkenntnis wird womöglich Leben retten.
Will den Weg zu mehr Demokratie ebnen: Ralph Fröhlich. 
vor 3 Stunden
Einwohnerversammlung gefordert
"Baumretter" Ralph Fröhlich sieht bei der Stadt Demokratiedefizite und hat das Fehlen einer Einwohnerversammlung bei der Kommunalaufsicht moniert.
Der Präsident des Blasmusikverbands Kinzigtal Stefan Polap ehrte verdiente Ortenberger Musiker (von links): Emil Riehle, Heinrich Herp und Patrick Hornisch.
vor 4 Stunden
Hornisch seit 25 Jahren dabei
Eine Ehrung für 25 Jahre und zwei Auszeichnungen für 60 Jahre aktives Musizieren gab es im Rahmen des Frühjahrskonzerts des Musikvereins Ortenberg.
Alter und neuer Vorstand des WSB Biberach: Simon Moser (von links), Richard Fritsch, Christine Mader, der bisherige Vorsitzende Günter Thiem und sein bisheriger Stellvertreter Wilhelm Schmider, Stefanie Bächle, Theresa Allgeier, Judith Volk, die neue Vorsitzende Evi Lehmann und ihr Stellvertreter Bürgermeister Jonas Breig.
vor 5 Stunden
Neue Gesichter im Vorstand
Der Gewerbeverein "Wirtschaftsstandort Biberach" (WSB) stellt sich neu auf. An der Spitze des Vorstands steht nun Evi Lehmann, die dem Gründungsvorsitzenden Günter Thiem nachfolgt.
Das alte und das neue Vorstandteam der Feuerhexen gratulierte den Geehrten.
vor 6 Stunden
"Die Altersmischung macht es aus"
Ins Vorstandsteam der Feuerhexen wurden bei den Wahlen fünf Posten neu besetzt. Zudem standen Ehrungen langjähriger und verdienter Mitglieder in der Hauptversammlung an.
Bürgermeister Markus Vollmer (Zweiter von links), Pfarrer Erwin Schmidt (Vierter von links), Planer, Gemeinderäte und Mitglieder des Kita-Kuratoriums freuen sich auf die Kita.
vor 6 Stunden
Name verkündet
Geheimnis gelüftet: Die neue Kita am Dorfplatz für Kinder unter drei Jahren erhält den Namen „Klein Lisbeth – Katholisches Kleinkinderhaus Ortenberg“.
Der süddeutsche Gitarrist und Produzent Siggi Schwarz.
vor 7 Stunden
Heute in der Reithalle
Eigentlich wollte Siggi Schwarz am Donnerstagabend in die Offenburger Reithalle kommen und aus seinem Leben erzählen. Aus gesundheitlichen Gründen fällt die Veranstaltung kurzfristig aus.
Die Rock-Band "Svnset Flare" aus Offenburg spielt beim 18-jährigen Bestehen des Stud am Freitag.
vor 8 Stunden
Offenburg
Der Kulturförderverein Stud wird volljährig, das soll gefeiert werden.
Wald im Fokus: Während Ewald Elsäßer, Leiter des Amts für Waldwirtschaft vor den Folgen des neuen Bundeswaldgesetzes im OT warnte, reagiert jetzt das BUND-Umweltzentrum Ortenau. Es sieht im neuen Waldgesetz eine Chance.
vor 9 Stunden
BUND nimmt Stellung
Petra Rumpel, Geschäftsführerin des BUND-Umweltzentrums Ortenau, reagiert auf ein Interview mit Ewald Elsäßer und spricht sich für das geplante Bundeswaldschutzgesetz aus.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".