»Menschen voller Verrücktheit«

Gemeinsames Gedenken am "Talebuckel" in Rammersweier

Thorsten Mühl
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09. Dezember 2017
Aus Feinden sind Freunde geworden: Die Oberhäupter der Gemeinden Rammersweier und Vieux-Thann, Trudpert Hurst und Daniel Neff, legten am Talebuckel einen Kranz ab.

Aus Feinden sind Freunde geworden: Die Oberhäupter der Gemeinden Rammersweier und Vieux-Thann, Trudpert Hurst und Daniel Neff, legten am Talebuckel einen Kranz ab. ©Thorsten Mühl

Zum 24. Mal gedachten Vertreter der Partnergemeinden Rammersweier und Vieux-Thann (Elsass) am Nikolaustag in freundschaftlicher Verbundenheit am Talebuckel der 73 Jahre zuvor durch die Gestapo ermordeten elsässischen Widerstandskämpfer.

Seit 1994 kommt es im Naturschutzgebiet »Talebuckel« zur Begegnung von Menschen dies- und jenseits des Rheins. Hier, inmitten der heute so friedlich erscheinenden Natur, wurden am 6. Dezember 1944 insgesamt elf junge Männer aus dem elsässischen Thann und Umgebung durch die Gestapo ermordet. Ein unmenschliches Verbrechen, das niemals in Vergessenheit geraten soll. Ein trauriger Anlass aber auch, der im Gedenken daran verbindet und heute eine rheinüberschreitende deutsch-französische Partnerschaft und Freundschaft ermöglicht. Denn zum mittlerweile 24. Mal versammelten sich am Nikolaustag Vertreter aus Rammersweier und Vieux-Thann am Mahnmal im Naturschutzgebiet, um gemeinsam zu gedenken und die Jumelage beider Gemeinden zu ehren.

Stimmig war bereits der Beginn, als die Klänge von »The Rose«, gespielt von Bettina Stark (Musikverein Rammersweier), ebenso klagend wie ergreifend-melancholisch durch die Weiten des »Talebuckels« strichen. 
 

Rammersweiers Ortsvorsteher Trudpert Hurst zeigte sich erfreut über die zahlreichen Anwesenden, allein aus Vieux-Thann war wieder eine 25-köpfige Delegation angereist. »Das zeigt uns, dass wir es hier mit keiner Pflichtveranstaltung zu tun haben, sondern mit Anteilnahme unter Freunden«, so Hurst. Der Anlass biete die Chance, innezuhalten und sich darüber klar zu werden, was in der letzten Kriegsphase an Ort und Stelle vor mehr als sieben Jahrzehnten geschah. 

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Als aus Vieux-Thann 1994 erste Kontakte ins Rebland entstanden, sei dadurch »ein dunkles Stück Geschichte wieder präsent« geworden. Bis heute sei dadurch eine tiefe Freundschaft mit Vieux-Thann geworden, die aber auch mit Verantwortung und Arbeit einhergehe. »Vieux-Thann hat damals die Hand ausgestreckt, und wir haben sie gerne ergriffen, im Bewusstsein, Konflikte friedlich und gewaltfrei lösen zu können«, unterstrich der Ortsvorsteher.

»Brüderliche Solidarität«
Vieux-Thanns Bürgermeister Daniel Neff hob »die schmerzhaften Zeiten unserer gemeinsamen Geschichte« ins Bewusstsein. Die Idylle des »Talebuckels« lasse nicht vermuten, »was Menschen voller Verrücktheit hier angerichtet haben«. Heute stünden deutsche wie französische Vertreter »in brüderlicher Solidarität« Seite an Seite, um gemeinsam die Erinnerung wachzuhalten, Zeugnis und Beispiel zu geben in einer Welt, die konfliktbehaftet sei wie eh und je.

Das deutsch-französische Beispiel zeige laut Neff, dass es anders gehe. Er griff Hursts Aussage, wonach aus Feinden Freunde geworden seien, dankbar auf. »Wir haben gelernt, dass sich der Lauf der Geschichte verändern lässt, und sollten ein Beispiel geben für die Welt, in der aktuell kaum Orte bestehen, die nicht von Krieg oder anderer Not gekennzeichnet sind«, fuhr Daniel Neff fort. Er pries abschließend die Jumelage zwischen beiden Kommunen sowie das europäische Modell. 

Nach der Kranzniederlegung und Fürbitten, die Dekan Matthias Bürkle zweisprachig betete, verbrachten Rammersweierer und Vieux-Thanner den Rest des Tages bei gemeinsamem Essen und Gedankenaustausch.

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