Gengenbach: Die Faszination der "Fetten Henne"
Johann Hauser aus Gengenbach freut sich sehr. »Ich habe seit 20 Jahren keine ›Krause Glucke‹ mehr gesehen. Jetzt habe ich eine wunderschöne im Hüttersbach gefunden«, blickt er auf eine panierte Pilzschnitzel-Mahlzeit mit Rahmsoße und Nudeln voraus.
Die Bezeichnung »Krause Glucke« oder »Fette Henne« sind ja eine wenig schmeichelhafte Kategorisierung von Damen, die wohl kaum ein Herz höherschlagen ließe. Doch bei Johann Hauser (71), der auf dem Gengenbacher Abtsberg wohnt, ist das anders. Er ist geradezu entzückt: »Ich bin ja oft im Wald und habe seit 20 Jahren keine ›Krause Glucke‹ gefunden. Aber jetzt war ich im Hüttersbach und musste gleich zweimal hinschauen«, schwärmt er von seinem Fund des begehrten Speisepilzes.
Stolz zeigt er dem OT sein Prachtstück – 2,7 Kilogramm schwer, Durchmesser 36 Zentimeter, Höhe 23. Vom Gewicht her liegt dieser Pilz, der mehr als fünf Kilo auf die Waage bringen kann, eher mit Mittelfeld, vom Durchmesser her aber hart an der Grenze von bis zu 40 Zentimetern.
»Sie ist so sauber«
Besonders freut Johann Hauser, wie sauber seine »Krause Glucke« ist. Denn erfahrungsgemäß fühlt sie sich an Süd- und Westhängen auf sandigen Böden besonders wohl. Sie wächst meist am Wurzelverlauf von Kiefern oder auf einem Baumstumpf. Deshalb finden sich in den Verästelungen des Pilzes außer Nadeln häufig Sand, Insekten wie Ameisen, Käfer und kleine Spinnen, manchmal auch Schnecken. Deshalb muss sie gründlich gewaschen werden. Normalerweise sollen Pilze nicht in Wasser gesäubert werden, weil sie dieses aufnehmen, schwammig werden und ihren Geschmack verlieren können.
Seine fand der 71-Jährige jedoch nicht im reinen Nadelwald, sondern im Hüttersbacher Mischwald. Vielleicht hat er deshalb so viel Glück gehabt, dass sein Pilz so sauber ist. Johann Hauser sammelt übrigens leidenschaftlich gerne, vor allem Pfifferlinge und Steinpilze:. »Aber nur die, die ich am Wegrand finde«, betont der Schatzmeister des Ohlsbacher Sozialverbands VdK.
Die Frage, wer denn für die Zubereitung der Mahlzeit zuständig ist, beantwortet er prompt: »Das mache ich!« Er will den Pilz in schöne Scheiben schneiden, diese wie Schnitzel panieren und braten. Dazu gibt es Spätzle oder Nudeln mit Rahmsoße. Natürlich gibt es noch viel mehr Rezepte, etwa mit verquirlten Eiern.
Nussiger als Pfifferlinge
»Der Geschmack der Krausen Glucke erinnert an Pfifferlinge, nur etwas nussiger«, freut sich Johann Hauser schon auf diesen Leckerbissen. Andere, die von der Krausen Glucke schon aßen, vergleichen den Geschmack des mit Kalbfleisch.
In jedem Fall reicht Johann Hausers Pilzmahlzeit nicht nur für ihn, sondern für mehrere Personen, sagt er. Für wie viele, das hängt allerdings nicht nur vom Pilz, sondern auch vom Appetit der Esser ab.
"Krause Glucke"
Die »Krause Glucke« wächst am Stammgrund oder an Stümpfen von Nadelbäumen, vor allem der Wald-Kiefer. Vereinzelt wurde sie auch an anderen Kiefernarten, Fichten, Lärchen und Douglasien entdeckt. Der Pilz dringt über Verletzungen der Wurzeln oder des unteren Stammbereichs in das Kernholz ein. Deshalb ist er für die Forstleute, vor allem in Ostdeutschlands Kiefernwäldern, ein unliebsamer Baumschädiger, für die Pilzsammler aber ein gerne gesuchter Speisepilz.Die Fruchtkörper erscheinen von Juli bis Dezember, wobei das Maximum im September und Oktober liegt.