Gengenbach setzt mit Sophie-Scholl-Straße Zeichen gegen Rechts
Die Stadt Gengenbach benennt eine Straße im Neubaugebiet nach der Sophie Scholl. Diese wurde im Alter von 21 Jahren und ihrem Bruder Hans (26) in München 1943 zum Tode verurteilt, weil sie sich gegen die Nazi-Diktatur zur Wehr setzten.
Die Verbindung der Börsiglache mit der Straße Am Erhard-Schrempp-Schulzentrum wird Sophie-Scholl-Straße heißen. Der Gemeinderat stimmte am Mittwochabend einstimmig für den Vorschlag der Verwaltung.
Der Tagesordnungspunkt war schnell abgehandelt. „Wir setzen damit zwar nur ein kleines Zeichen, zeigen aber dennoch Flagge“, brachte es Markus Späth für die Freien Wähler auf den Punkt. Damit wandte er sich wie alle anderen Fraktionen im Gemeinderat gegen „unsägliche antisemitische und neonationalistische Bestrebungen in Deutschland“.
Dieter Halsinger, Sprecher der Grünen Liste Gengenbach, hielt den Vorschlag der Stadt für die Sophie-Scholl-Straße für sehr angemessen. „Wir sind damit einverstanden“, betonte er, erinnerte aber daran, dass es mit Ferdinand Erhard einen Gengenbacher Bürgermeister gab, der sich in der Badischen Revolution stark für die Demokratie eingesetzt hat. Auch er sei es würdig, dass nach ihm eine Straße benannt wird.
"Junge Frau ermordet"
Bürgermeister Thorsten Erny (CDU) betonte, dass es Absicht der Stadt war, ein kleines Zeichen für eine junge Frau zu setzen, die in jungen Jahren im Dritten Reich ermordet wurde. Erny sah dieses Zeichen auch im Kontext mit der Namensgebung Geschwister-Scholl-Grundschule.
Sophia Magdalena Scholl kam am 9. Mai 1921 in Forchtenberg zur Welt und starb am 22. Februar 1943 in München. Sie war eine deutsche Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Sie wurde aufgrund ihres Engagements in der Widerstandsgruppe Weiße Rose gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl (26) hingerichtet.
Die Mitglieder der Weißen Rose verschickten ihre Aufrufe, legten sie in Telefonzellen und in parkende Autos und gaben sie zur Verteilung an Kommilitonen in anderen Städten. Im Januar 1943 war Sophie Scholl (21) erstmals an der Herstellung eines Flugblattes beteiligt.
Die auch in Köln, Stuttgart, Berlin und Wien verteilten Flugschriften verursachten Aufsehen und führten zu einer intensivierten Fahndung nach den Urhebern. Im Februar vermutete die Gestapo die Autoren der Flugblätter in Münchner Studentenkreisen.
Mitte Februar 1943 wurde das sechste Flugblatt fertiggestellt und mit dem Aufruf versandt, das NS-Regime zu stürzen und ein „neues geistiges Europa“ zu errichten. Durch Helmuth James Graf von Moltke gelangte das Flugblatt nach Großbritannien. Im Herbst 1943 wurde es dort nachgedruckt, von britischen Flugzeugen über Deutschland abgeworfen.
Sofort hingerichtet
Am 18. Februar 1943 wurde Sophie Scholl bei einer Aktion vom Hausschlosser und Hörsaaldiener Jakob Schmid, einem SA-Mann, vormittags entdeckt und dem Rektorat übergeben. Nach mehrstündigem Verhör wurden die Geschwister von der Gestapo festgenommen und inhaftiert.
Der Volksgerichtshof verurteilte die Geschwister am 22. Februar 1943 im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes in München zum Tode. Das Urteil wurde noch am selben Tag vollstreckt.