Gengenbach stellt Eigenbetriebe auf Ökostrom um
Die Stadt Gengenbach will grüner werden, zumindest was die Energieversorgung der Eigenbetriebe angeht. Bürgermeister Thorsten Erny (CDU) hat im Gemeinderat eine beachtliche Leistungsbilanz plus Zukunftspläne vorgelegt. Erny appellierte aber auch an die Einwohner.:„Die Stadt kann Vorbild für die Klimaneutralität sein, gefragt sind aber alle.“
Die Bilanz der Stadt Gengenbach in Sachen Klima- und Naturschutz kann sich in den vergangenen Jahren bis heute sehen lassen: Davon zeugte unter anderem die Fülle von Beispielen, die dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung in der Kinzigtalhalle präsentiert wurden.
Für Bürgermeister Thorsten Erny war es wichtig, die bisherigen Projekte und deren Umsetzung einmal einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. „Unsere Energiepolitik und damit unser Beitrag zum Klimaschutz läuft schon seit Jahren – oft meist unbemerkt“, erklärte Erny. Damit sich dies ändert, hatte die Verwaltung eine umfangreiche Präsentation vorbereitet, die von den jeweiligen Fachbereichsleitern erläutert wurde.
„Das langfristige Ziel der Klimaneutralität ist ein Kraftakt – und es kann nur mit den Bürgern zusammen erreicht werden“, appellierte Erny daran, Klimapolitik nicht nur der Stadt zu überlassen, sondern auch selbst aktiv zu werden. Die Stadt könne ein Vorbild sein, gefragt bei diesem Thema seien aber alle.
Und der Bürgermeister fügte hinzu: „Mehr machen kann man immer. Wir würden gerne mehr machen, wenn es die Finanzen zulassen würden.“ Die Bürger mit einbeziehen wollte am Ende der Präsentation auch Dieter Halsinger (Grüne Liste). Er möchte dazu eine gemeinsame Arbeitsgruppe.
Halsinger würdigte angesichts der Vielzahl der Projekte das Engagement der Stadt in Sachen Umweltschutz. Der Stadtrat mahnte aber gleichzeitig: „Es wird eine Herausforderung für die Zukunft bleiben.“
„Weiterarbeiten“ war auch die Devise von Andrea Ahlemeyer-Stubbe (SPD) beim Thema Umwelt- und Klimaschutz. Michael Jülg (CDU) schließlich fand es „beachtlich, was die Stadt macht und schon gemacht hat“. Er teilte die Meinung des Bürgermeisters, dass darüber viel zu wenig gesprochen werde. Auch Jülg attestierte der Bevölkerung ein großes Potenzial, wenn es um Energieeinsparung geht.
Umgesetzt und geplant
Beispiele aus zahlreichen bereits umgesetzten und geplanten Projekten Gengenbachs, die Energie sparen, umweltfreundliche Energien fördern und somit auch das Klima schützen:
◼ Energetische Maßnahmen an Gebäuden (2016 bis 2019): Sanierung Werkreal- und Realschule, Sanierung Kinzigtalhalle, Kita am Löwenbergpark, Neubau Halle Reichenbach. Gesamtebaukosten rund 17,3 Millionen Euro. Dazu energetische Projekte Wohnbau GmbH, Breslauer Straße, und Schulhaus Fußbach mit Gesamtkosten von 3,1 Millionen Euro.
◼ Erneuerbare Energien: Windpark Rauhkasten/Steinfirst mit 26,4 Millionen KWh (17 600 Tonnen CO²-Einsparung); Photovoltaik-Anlagen der Stadtwerke mit 187000 kWh Energie (CO²-Einsparung 79 Tonnen).
◼ Energieeffizienz Wärmeservice: Heizzentralen (2004 bis 2019) neun Blockheizkraftwerke, die insgesamt 937 000 kWh Strom und 1,89 Millionen kWh Wärme produzierten und dadurch 170 Tonnen CO² eingespart haben. Allein das Blockheizkraftwerk am Schulzentrum spart jährlich 42 Tonnen CO² ein.
◼ Energieeinsparung Straßen und Verkehr: In den Jahren 2016/2017 hat die Stadt die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Dadurch wurden 284000 kWh Strom eingespart und damit 120 Tonnen CO2. 2018 wurden zwei Ladestationen für E-Mobilität in der Stadt aufgestellt.
◼ Naturschutzmaßnahmen: Die Stadt Gengenbach hat zahlreiche Blumenwiesen angelegt, rund 50 Nistkästen aufgehängt. Weiterhin wurde oberhalb des Mattenhofs ein so genannter Schluchtenwald angelegt. Hinzu kommt der Unterhalt von zwölf Biotopen. Seit 2012 verzichtet Gengenbach komplett auf den Einsatz von Glyphosat.
Auch für die nähere Zukunft hat sich die Stadt Projekte vorgenommen, die letztlich energieeffizient sind und dem Klima zugute kommen. So ist beispielsweise im Hukla-Quartier eine klimaneutrale Energieversorgung vorgesehen und im Rathaus eine Ergänzung der Heizzentrale. Die Stadtwerke Gengenbach werden demnächst auch die Betriebsführung der Hackschnitzelanlage Mattenhof übernehmen, 2021 soll zudem die Ölheizung von Forstverwaltung und Halle in Fußbach durch Pellets ersetzt werden.
Ab 2021 sollen auch sämtliche Abnahmestellen der Stadt und der Eigenbetriebe auf Ökostrom umgestellt werden. Es geht hier um rund zwei Millionen KWh und eine Einsparung von 840 Tonnen CO². Der Ökostromanteil bei den Stromprodukten der Stadtwerke Gengenbach soll darüber hinaus erhöht werden.
Wie Bürgermeister Erny ankündigte, sollen auch zwei zusätzliche Ladestationen für E-Mobilität in der Stadt kommen. Gengenbach plant für 2021 auch an der B 33 bei der bestehende Tankstelle den Betrieb einer Stromtankstelle mit vier Stationen á 180 kWh.