Hansgrohe statt evangelischer Kirche

Gengenbacher Konfirmation in einer Fabrikhalle

red/tom
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17. Oktober 2020

(Bild 1/2) 13 junge Menschen aus Berghaupten, Gengenbach und Ohlsbach sowie deren Angehörige mussten wegen der Coronavorschriften zum Festgottesdienst in die Logisthalle von Hansgrohe in Elgersweier ausweichen. ©Meike Discher

„Glauben können Sie in der Kirche“, pflegte der Physiklehrer früher zu sagen, wenn ein Schüler seine Antwort mit einem unsicheren „Ich glaub …“ eingeleitet hatte. Jetzt hat Corona gezeigt, dass selbst das nicht so einfach nicht ist. Für die Gengenbacher Konfirmation musste eine Logistikhalle her, mit Paletten als Altar.

Im Mai hätten die Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Gengenbach, Berghaupten und Ohlsbach ihr großes Fest haben sollen. „Aber glauben konnten sie eben nicht in der Kirche“, teilte Gengenbachs evangelischer Pfarrer Moritz Martiny mit. Diese war geschlossen, und Familienfeiern waren auch nicht erlaubt.

Nach all der Vorbereitung und Vorfreude war die Enttäuschung der Jugendlichen und ihrer Eltern groß. „Da kam es manchem fast wie ein Wunder vor, als im September aus der Not eine Tugend wurde, aus der Kirche eine Fabrikhalle und aus der verschobenen Konfirmation ein einmaliges Erlebnis“, teilte Pfarrer Martiny jetzt mit.

Die Lösung war die Logistikhalle der Firma Hansgrohe in Offenburg-Elgersweier. Denn auch im September wäre die erlaubte Teilnehmerzahl in der Gengenbacher Kirche noch viel zu klein gewesen. Nicht annähernd hätten alle geladenen Verwandten und Freunde die Gelegenheit gehabt, die Konfirmation mitzufeiern.

Segen statt Lkw-Verkehr

Aber die Halle bot genug Platz. Wo unter der Woche Lkw um Lkw das Werk des Schwarzwälder Armaturenherstellers verlässt, gaben an jenem Sonntag 13 Jugendliche ihr Konfirmationsversprechen ab und wurden gesegnet. Durch die Größe des Raumes konnten die strengen Coronaauflagen problemlos erfüllt und dennoch ein festlicher Gottesdienst gefeiert werden.

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„Mir war es aber wichtig, dass dabei nicht einfach irgendeine Notlösung herauskommt“, ließ Pfarrer Moritz Martiny wissen und erklärte weiter: „Dieser Gottesdienst sollte im Gegenteil etwas so Besonderes sein, dass man noch bei der goldenen Konfirmation in 50 Jahren gerne davon spricht.“

Darum wurde der ungewöhnliche Ort zum Thema des Gottesdienstes gemacht: Es gehe beim Konfirmationsversprechen gerade nicht darum, in der Kirche zu glauben, sondern mitten im Leben. Im Alltag, in Familie und Beruf, in Büros und Fabrikhallen müsse sich der Glaube bewähren. Aus dem Satz „Glauben können Sie in der Kirche“ wurde so „Glauben sollt ihr im Leben“, berichtete Moritz Martiny. Dieses Konzept zog sich durch die ganze Gottesdienst- und auch die Raumgestaltung.

Der Altar war aus gestapelten Europaletten aufgerichtet. Dahinter stand ein großes Holzkreuz, das die Jugendlichen selbst während einer Übernachtung in der evangelischen Kirche in der Vorwoche gestaltet hatten.

Versandkisten als Sitze

Gesessen wurde auf umgedrehten Transportkisten, in denen sonst die Ware zusammengestellt wird. „Für mich hat es sich wie Kirchentag angefühlt“, beschrieb eine Gottesdienstbesucherin die Atmosphäre freudestrahlend. Auch das musikalische Konzept passte in den Raum: Festliche Streichmusik von Telemann und moderne Klänge einer Band füllten die Fabrik. 

Als am Ende des Gottesdienstes eine Kirchenälteste sich bei Hansgrohe für den Mut und das Engagement bedankte, war allen Verantwortlichen und Teilnehmenden nicht nur die Erleichterung anzusehen, dass die Konfirmation überhaupt stattfinden konnte, sondern auch die Freude über den gelungenen Festgottesdienst. Am Ende verließen viele fröhliche Gesichter den ungewöhnlichen Kirchenraum.

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