Gertrud Gehrke feiert am Sonntag ihren 95. Geburtstag /
Am Sonntag feiert Gertrud Gehrke ihren 95. Geburtstag. Seit gut einem Jahr ist sie ihrem Mann nachgefolgt und von Waltersweier ins »Haus Limone« in Albersbösch gezogen. Um einen flotten Spruch ist die Jubilarin nicht verlegen. Sie verrät, wonach sie sich zuweilen sehnt und was ihr größter Wunsch zum Geburtstag ist.
Von Waltersweier, wo sie mit ihrem Ehemann Hugo, mittlerweile 97 Jahre alt, seit 1972 gewohnt hat, ist Gertrud Gehrke vor gut einem Jahr ins »Haus Limone« in Albersbösch gezogen. »Nach einer Reihe von Operationen, von den Augen bis zu den Knien, war ich auf Hilfe angewiesen – und über meine Erfahrungen mit privaten Pflegerinnen rede ich besser nicht«, gibt sie im Gespräch zu Protokoll.
Somit konnte sie auch ihren Mann nicht mehr versorgen, der nach kurzem Aufenthalt im Schutterwälder Pflegeheim im neu eröffneten Altenheim »Haus Limone« einen Pflegeplatz bekam. Um in seiner Nähe zu bleiben, entschloss sie sich, das Haus in Waltersweier zu verkaufen und ebenfalls in die Burdastraße zu ziehen. Jetzt wohnt sie im eigenen Zimmer gegenüber dem des Mannes, mit dem sie nächstes Jahr im April den 70. Hochzeitstag und damit die Gnadenhochzeit feiern will.
Wer mit ihr spricht, ist davon überzeugt, dass sie es ernst meint, denn auch nach Jahren des Kennens hat sie an Vitalität und geistiger Frische nichts verloren. Im Gegenteil, ein flotter Spruch geht ihr immer noch von den Lippen, wenn sie ihn für notwendig erachtet. Um ihren Ehrentag will sie kein großes Aufhebens machen, die Jubilarin gewährt aber einen Blick zurück.
Immer mitgeholfen
Geboren ist Gertrud Gehrke in Orschweier, wo ihre Eltern den seit Generationen im Familienbesitz befindlichen Gasthof »Krone« führten. Mithilfe war für Gertrud als Kind erste Pflicht, parallel zum Schulbesuch und dem Besuch der Handelsschule. Das galt auch dann noch, als sie den Eisenbahner Hugo Gehrke kennenlernte, ihn 1950 heiratete und zwei Jahre später wegen dessen Arbeitsplatznähe nach Offenburg zog, wo sie 17 Jahre in der Witschstraße wohnten.
Sie selbst fand eine Anstellung in der Kfz-Zulassungsstelle, baute mit ihrem Mann 1972 ein Haus im Waltersweierer Mattenweg und wurde hier heimisch. »Schreiben Sie, dass ich immer noch Heimweh nach Waltersweier und den lieben Nachbarn habe«, diktiert sie in der ihr innewohnenden und keinen Widerspruch duldenden Art. Gerne, liebe Gertrud Gehrke! Aber dann auch, dass sie mit ihrem Mann in der Gottswaldgemeinde ihre letzte Ruhe finden wird. »Das ist alles geregelt und auf den betreffenden Stellen abgesprochen und bereits bezahlt«, will sie festgehalten wissen.
Leidenschaft Autofahren
Ach ja, Autofahren war ihre große Leidenschaft. »Wenn die Augen nicht wären, würde ich heute noch fahren, aber das geht ja seit zwei Jahren nicht mehr«, ist eine Information, von der auch ihre Bekannten wissen und bestätigen, dass sie dies mit 93 noch ohne Zwischenfälle praktiziert hat.
Nach einem solchen Gespräch bleibt nur noch die Frage, was sich eine Frau, die die Hundert ansteuert, zum Geburtstag wünscht. »Vieles nicht mehr, aber Kraft, alles, was kommt, zu ertragen«, ist eine Antwort, die spontan zu einem Versprechen als Geschenk führt. »Wir werden gemeinsam nach Orschweier fahren und die Verwandten, die jetzt die ›Krone‹ führen, überraschen«, verrät sie.