Großbetrug mit Leasingfahrzeugen
Ein 26-Jähriger hat sich am Mittwoch vor dem Amtsgericht Offenburg verantworten müssen. Er soll zwischen 2009 und 2012 Verträge über Leasingfahrzeuge mit gefälschten Papieren von Dritten abgeschlossen haben. Die Raten wurden nicht gezahlt und die Autos blieben zum Teil unauffindbar.
Offenburg. Allein die Anzahl der Beteiligten war beeindruckend: Mehr als 15 Zeugen sind am Mittwoch vor dem Amtsgericht Offenburg im Prozess gegen einen 26-Jährigen aus Offenburg vernommen worden. Laut Staatsanwaltschaft wollte sich der Mann in sechs Fällen zwischen 2009 und 2012 einen rechtswidrigen Vermögensvorteil verschaffen, indem er für Dritte Urkunden fälschte, um Verträge über Leasingfahrzeuge bei Autohäusern abschließen zu können. Dabei forderte er meistens von den Personen im Vorfeld eine Kaution. Manche Fahrzeuge wurden später an Grenzübergängen in Spanien und Kroatien aufgefunden, manche blieben unauffindbar.
Die Leasingraten betrugen zwischen 17 000 und 22 000 Euro, die jedoch nie bezahlt wurden. Ebenso gab der Angeklagte offenbar eine falsche Identität an, um in einem Elektromarkt einen Fernseher für 1999 Euro mit Ratenzahlung zu erwerben. Zu diesem Vertrag kam es jedoch nicht, da der Angeklagte erkannt wurde.
Der 26-Jährige, der in Handschellen vorgeführt wurde und sich vor Gericht nicht äußerte, bezog vor seiner Inhaftierung Arbeitslosengeld. Er wurde vor Gericht von Rechtsanwalt Sinan Akay (Freiburg) als Verteidiger vertreten.
»Er schien als Vermittler zu agieren und kam in Begleitung einer Frau, die kein Deutsch sprach«, berichtete ein 27 Jahre alter Verkäufer eines Autohauses, der dem Angeklagten 2009 ein Auto verkauft hatte. Obwohl keine näheren Details zum Auto hinterfragt wurden, sah der Zeuge keine schlechte Absicht der Kunden. »Für mich war es einfach ein Paar, das so schnell wie möglich ein Auto benötigt. Die Frau legte mir einen Personalausweis und eine Kopie der Lohnabrechnung vor und damit war der Kaufvertrag erledigt.« Das Darlehen in Höhe von mehr als 20 250 Euro wurde nicht bezahlt.
Die vermeintliche Komplizin des Angeklagten, eine Frau aus Tschechien, wurde offenbar selbst als »Lockvogel« missbraucht. Wie Richterin Ute Körner als Vorsitzende des Schöffengerichts anhand eines Berichts der Polizei schilderte, war sie seinerzeit auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Der Angeklagte habe ihr versichert, dass er ihr eine Arbeit besorge. Stattdessen kaufte er ihr ein Ticket und sagte, sie solle wieder »nach Hause fahren«.
Auch weitere Zeugen bestätigten die Anschuldigungen. »Ich habe ihm vertraut. Ich brauchte ein Auto und wusste, dass der Kauf in Deutschland billiger ist«, sagte ein 35-Jähriger, der in Frankreich lebt. Durch einen Bekannten sei er mit dem Angeklagten 2012 in Kontakt gekommen. »Ich sollte in Deutschland ein Konto eröffnen und dort jeden Monat 250 Euro überweisen, damit er mir das Auto kaufen kann«, sagte er. Als ihm bewusst wurde, dass er das Auto nicht bekommen würde, erstattete er Anzeige bei der Polizei.
Richterin Körner äußerte mehrfach ihre Verwunderung darüber, dass den Verkäufern so wenige Zweifel gekommen waren. Ein Zeuge sagte dazu: »Ich muss lediglich die Kopie der Lohnabrechnung an die Bank weiterleiten, alles weitere klären die.«
HINWEIS: Die Verhandlung vor dem Schöffengericht wird am Mittwoch, 19. November, 10 Uhr, fortgesetzt.