Große Trauer um Forstdirektor a. D. Ernst Künzel
Große Trauer löste in Zell a. H. und darüber hinaus die Nachricht vom Tod des Forstdirektors a. D. Ernst Künzel aus. Er starb überraschend am vergangenen Dienstag im Alter von 72 Jahren.
Ernst Künzel kam am 14. November 1945 als Kind von Hilde und Stephan Künzel im bayerischen Beilngries zur Welt. Beilngries war der Ort, an dem seine Eltern nach der Flucht aus Böhmen Zuflucht fanden und eine Familie gründen konnten.
Ernst Künzel wurde die Begeisterung für den Wald und die Jagd in die Wiege gelegt. Schon sein Vater war Fürstlich Fürstenbergischer Forstamtsleiter in Böhmen, einem Landesteil des heutigen Tschechiens. In Folge der Beneš-Dekrete, durch das 1945 die deutsche Bevölkerung enteignet und vertrieben wurde, flohen seine Eltern über die Staatsgrenze nach Bayern. Dort kamen Ernst und auch seine Schwester Christa zur Welt.
Bereits 1933 hatte Prinz Max Egon die Leitung der Fürstlich Fürstenbergischen Gesamtverwaltung in Donaueschingen übernommen, wohin die fürstliche Familie daraufhin übersiedelte. Forstmeister Stephan Künzel konnte mit Familie seinem Dienstherrn bald nachfolgen und wurde dort Chef der Fürstlich Fürstenbergischen Forstverwaltung. Zum Forstamt gehörte eine ausgedehnte Jagd mit einer Jagdhütte.
Nach dem Abitur auf dem Fürstenberg-Gymnasium absolvierte Ernst Künzel seinen Wehrdienst als Pionier bei der Bundeswehr, der er noch über Jahre die Treue hielt und regelmäßig zu Reserveübungen ausrückte. Als Oberstleutnant der Reserve wurde er Mitte der 1990er-Jahre verabschiedet.
Die Laufbahn des höheren Forstdienstes begann für ihn mit dem Studium an der Universität Freiburg. »Der Vater war sehr angetan von meiner Entscheidung, auch in den Forstbereich zu gehen«, erzählte Ernst Künzel, der vom Vater einiges mit auf den Weg bekommen hatte.
Von 1979 bis 1987 trug Ernst Künzel als stellvertretender Amtsleiter am Forstamt St. Blasien Verantwortung. Dass er in den Wäldern um St. Blasien und Bernau Hirsche jagen konnte, war ihm und seiner in die Wiege gelegten Berufung als Jäger eine wahre Freude.
Traum erfüllt
1987 verließ Ernst Künzel das geliebte Jagdrevier zugunsten eines lange gehegten Traumes, um als Oberforstrat ein eigenes Forstamt in Zell am Harmersbach zu leiten. In Zell war es für ihn möglich, nahezu unabhängig von der Staatlichen Forstverwaltung, Privat- und Gemeindewalt zu betreuen. Hier konnte er nach eigenen Auffassungen forsten und vermarkten. Ernst Künzel zog also mit seiner ersten Frau Sabine und den drei Kindern nach Zell. Hier übernahm er das Forstamt und erfüllte seine neue Aufgabe erfolgreich.
Zu Beginn seiner Tätigkeit war ihm die Gründung mehrerer Forstbetriebsgemeinschaften ein großes Anliegen, das er vorantrieb. Auch seine Beziehungen zur Bundeswehr konnte er nach dem Sturm »Wiebke« 1990 einsetzen. Er erreichte, dass mehrere Soldaten halfen, die Sturmschäden im Wald zu beseitigen.
Der Sturm »Lothar« 1999 war die wohl größte Herausforderung für den Forstamtsleiter und seine Revierleiter. Auch wenn niemand den Schaden für die Waldbesitzer wiedergutmachen konnte, so gelang es doch, alles angefallene Holz zu einem angepassten guten Preis zu vermarkten.
Fast schon legendär sind auch seine jährlichen Forst-Bilanzberichte vor den jeweiligen Gemeinderäten, die er stets mit einer gehörigen Portion Humor würzte.
Im Zuge der Forstreform in Baden-Württemberg wechselte er als Forstdirektor in den erweiterten Forstbezirk Wolfach. 2010 wurde Ernst Künzel in den Ruhestand verabschiedet.
Auch mit dem Umzug nach Zell kam die Liebe zum Wald und zur Jagd nicht zu kurz. Eine der ersten Amtshandlungen war der Einzug in die Jagdhütte im Erzbach, die zu seinem neuen Jagdrevier gehörte. Mit viel Herzblut und mit aller Hingabe bewirtschaftete Ernst Künzel bis zuletzt sein Jagdrevier. Auch als ihm aufgrund seiner Verletzung das Gehen schwer fiel, ließ er es sich nicht nehmen, wenigstens mit dem Auto durch sein Revier zu streifen und den Duft der Jagd zu wittern.
Zell wurde für Ernst Künzel zur Heimat. Als Privatmann war er gerne im Kreise von Familie und Freunden. Er genoss es, Anekdoten aus Studienzeiten und von der Familie zu erzählen. Auch als Vater und Großvater war Ernst Künzel ein nicht zu ersetzendes Unikat. Er war zweimal verheiratet und starb verwitwet. Er hinterlässt aus erster Ehe drei Kinder und fünf Enkel. Durch die zweite Ehe mit Brigitte, die zwei Kinder mit in die Ehe brachte, erweiterte sich die Familie später auch um drei weitere Enkel.
Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Freitag, 28. September, um 16 Uhr von der Stadtpfarrkirche Zell aus statt.