Großes Interesse an Flüchtlingshilfe Rebland

Die Flüchtlingshilfe Rebland betreut derzeit 15 Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben. Einige von ihnen berichteten nun von ihren Erfahrungen mit der Ausbildung. Der Tenor: Insgesamt kommen sie gut zurecht, doch es gibt auch einige Schwierigkeiten. ©dpa
Das 21. Treffen der Flüchtlingshilfe Rebland stand am Dienstagabend ganz im Zeichen des Austauschs. Flüchtlinge berichteten dabei von ihren unterschiedlichen Erfahrungen in Sachen beruflicher Ausbildung – sowohl von Erfolgen als auch von Problemen.
Erfreulich war für die Verantwortlichen wieder die Resonanz beim Treffen der Flüchtlingshilfe Rebland in den Räumen der Johannes-Brenz-Gemeinde in Rammersweier. Über 40 interessierte Personen fanden sich ein, die sich zum Thema des Abends informieren und teilhaben wollten. Gewidmet war das Treffen den Erfahrungen, die die aktuell 15 seitens der Flüchtlingshilfe auf ihrem Weg ins Berufsleben betreuten Auszubildenden bisher gewinnen konnten. Moderierend führte Sylvia Pomm-Hurst, die sich in Sachen Betreuung der Azubis stark engagiert, durch den Austausch. Wie die folgenden Gesprächsrunden zeigten, sind die Erfahrungswerte der Auszubildenden bis dato unterschiedlich ausgefallen. Offen wurde über Erfolge, aber auch Probleme gesprochen.
Nicht immer schlüssig
Bakary Chatty (Gambia) ist beim Gartenbau-Unternehmen Hopp in Ausbildung. Mit der Praxis komme er gut zurecht, berichtete er, einige Schulfächer, etwa Gemeinschaftskunde, seien jedoch nicht problemlos. »Ich möchte im Gartenbau tätig werden. Wo mir dabei einige Fächer weiterhelfen sollen, leuchtet mir manchmal nicht ein«, rätselte Chatty.
Shadi Rashdan (Syrien, lebt in Rammersweier) ist im zweiten Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker (Badenova). Praxis und Berufsschule bereiten ihm Spaß, die Prüfungsfragen seien allerdings mitunter knifflig. Er arbeite daran, sich sprachlich weiter zu verbessern, denn fachlich gehe es voran.
Hans-Joachim Ramp und Thomas Rössler (Jugendberufshilfe Ortenau) machten auf ausbildungsbegleitende Hilfen aufmerksam, die Azubis bei der Bundesagentur beantragen könnten. Stützkurse oder gezielte Nachhilfe zählten dazu, was gleichermaßen in- wie ausländischen Azubis gewährt werde. Allerdings erhielten Flüchtlinge keine finanzielle Ausbildungsbeihilfe – ein Umstand, der einer Gesetzeslücke geschuldet sei und bei manchem Teilnehmer auf Unverständnis stieß. Denn das bedeute in der Konsequenz, dass Flüchtlinge einen Betrag von 600 bis 800 Euro monatlich (inklusive Miete und Nebenkosten) bestreiten müssten.
Nachteilsausgleich
Aye Modeste Folly-Kpoe aus Togo ist ein Beispiel dafür, dass auch Azubis mit guter Vorbildung Probleme mit der deutschen Sprache haben können, gerade in Unterricht und Prüfungen. Folly-Kpoe konnte in seiner Heimat einen BWL-Hochschulabschluss vorweisen, absolviert aktuell eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker (Firma Siebert). Ramp informierte, bei den Berufsschulen könne ein Nachteilsausgleich beantragt werden. Dies böte die Möglichkeit, ein Wörterbuch zu nutzen oder mehr Zeit zur Lösung einer Prüfungsaufgabe zu erhalten. Den Nachteilsausgleich könnten auch deutsche Schüler bekommen. Das gelte etwa nach einem Unfall, wie eine Zuhörerin aus eigener Erfahrung bestätigte. Sie riet zum Austausch mit Lehrern und Schulleitung.
Die Azubis regten im engagierten Austausch auch die eine oder andere Optimierung an. Tayeba Akbary (Afghanistan) hat im Juli zeitgleich mit ihrem Sohn den Hauptschulabschluss gemeistert. Für ihre Ausbildung zur Altenpflegerin wünschte sie sich ein festes Lehrbuch statt zahlreicher Arbeitsblätter. Bassel Khalouf (Syrien), in seiner Heimat mit einem IT-Abschluss ausgestattet und nun bei Edeka als Azubi zum Verkäufer tätig, berichtete ebenfalls von Problemen mit Unterrichtsmaterial. Beiden bot spontan ein Helfer der Flüchtlingshilfe Unterstützung im Kontakt mit der Berufsschule an.
INFO: Zum Ende wies Heribert Schramm, Koordinator der Flüchtlingshilfe Rebland, noch darauf hin, dass die Flüchtlingshilfe Rebland am 14. November ihr vierjähriges Bestehen feiern wird.