Großes Lob für junge Künstler
25 junge Leute aus ganz Baden-Württemberg im Alter von 16 bis 23 Jahren sind in der letzten Ferienwoche dem Aufruf zu einem künstlerischen Treffen der besonderen Art gefolgt. Dort kamen die Teilnehmer auch mit Künstler in Kontakt, die inzwischen durch ihr Schaffen Geld verdienen.
amps« an der Kunstschule Offenburg waren in der zurückliegenden Woche einer Einladung der Kunstschule Offenburg, der Karl-Schlecht-Stiftung, der Landesarbeitsgemeinschaft der Kunstschulen von Baden-Württemberg und des Landes Baden-Württemberg gefolgt. Es ging darum, sich für fünf Tage mit Gleichgesinnten zu treffen, mit denen sie eine Leidenschaft für die Bildenden Künste teilen. Dieses Treffen jugendlicher Kunstpraktiker wird einmal jährlich von einer der Kunstschulen Baden-Württembergs ausgerichtet.
Jede Kunstschule kann dazu einen oder zwei ihrer Teilnehmer auswählen. Neben einer ganztätigen Atelierwoche stehen auch Ausstellungsbesuche, Angebote für ein freies Kulturprogramm oder Exkursionen zum Kennenlernen der Region auf dem Programm.
»Inszenierte Körper«
In diesem Jahr hat die Kunstschule Offenburg das Konzept geschrieben und ihre Ateliers für die möglicherweise nächste Künstlergeneration geöffnet. Das vom Projektleiter Heinrich Bröckelmann entwickelte Wochenthema lautete »Inszenierte Körper«. Dazu konnten sich die Jugendlichen die Bereiche Fotografie, Skulptur und textile Objektkunst aussuchen, die unter der Leitung von jungen Künstlern standen, die selbst einmal Besucher der Kunstschule Offenburg waren und es geschafft haben, sich nach einem erfolgreichem Studium eine künstlerische Existenz aufzubauen.
So stand der Bereich Skulptur unter der Leitung des Bildhauers Künstlers Heiko Räpple, der nach seinem Vorstudium an der Kunstschule Offenburg sein Kunststudium an den Akademien Düsseldorf und Amsterdam absolvierte. 2011 zeigte der in Oberkirch geborene Künstler in der Galerie des Kunstvereins Offenburg-Mittelbaden im Rahmen der Reihe »Debut« große Skulpturen und Objekte. Heute arbeitet der Ortenauer in Düsseldorf.
»Man merkt doch rasch, dass die Camp Teilnehmer allesamt Kunstschulen in Baden-Württemberg besuchen – sie sind so eigenständig, dass sich meine Rolle sehr schnell, von einer Workshop leitenden Funktion in Richtung Prozessmoderation und Berater verschoben hat«, beschrieb Räpple die Arbeit in den Camp-Ateliers. »Das hatten wir drei Künstler so nicht erwartet, zumal die meisten Jugendlichen sich hier extra neue Kunstsparten ausgesucht haben«, ergänzte er. Viele von ihnen seien »brillante Zeichner und Maler«, die sich nun mit Material, Textilien, Digitalen Medien und der dritten Dimension »rumschlagen«.
Das bestätigen auch die freischaffende Fotografin Tanja Truöl aus Denzlingen und die Objektkünstlerin Dorothee Haller aus Straßburg, Beide leiteten zwei weiteren Ateliergruppen. Die Motivation und Kreativität der die Jugendlichen sei »phänomenal«. Täglich fast neun Stunden in den Künsten konzentriert zu sein, sei schon »sehr ungewöhnlich« – zumal die Teilnehmer des Kunstcamps abends durch das Begleitprogramm unterwegs waren, wie etwa zum Kunstbesuch in Strasbourg.
Das »Kunstcamp«, vor fünf Jahren von den Landesarbeitsgemeinschaften der Kunstschulen von Baden-Württemberg (LAG) ins Leben gerufen, soll auch einen Dialog zwischen Berufskünstlern und jungen Leuten eröffnen und künstlerische Experimentierfelder bieten, die von Individualität, Eigen-Sinn und Forscherdrang geprägt sind.
HINWEIS: Weitere Informationen zum bevorstehenden Kunstcamp 2018 gibt die Kunstschule Offenburg unter www.kunstschule-offenburg.de. Infos finden sich auch bei der Landesarbeitsgemeinschaft der Kunstschulen von Baden-Württemberg: www.jugendkunstschulen.de.
Stimmen von Teilnehmern
Emma (16), die seit ihrem fünften Lebensjahr die Offenburger Kunstschule besucht, hatte bereits im vergangenen Jahr am Kunstcamp in Nürtingen teilgenommen. »Hier sind etliche, die mehrmals teilnehmen, so wie ich«, berichtete sie. Es sei »einfach toll, so zusammenzuarbeiten, neue Freundschaften zu schließen und vor allem, viel Zeit zu haben, etwas künstlerisch zu entwickeln«. Das sei in der Schule »überhaupt nicht denkbar«. Privat werde dieser Workshop sicher ihre Fotografie verbessern, »aber ich drücke mich aber doch weiterhin lieber grafisch oder über die Malerei aus, ich zeichne ja ziemlich viel, fast täglich«.
Marlon (18), der aus Stuttgart kommt und dort eine Jugendkunstschule besucht, ist auch zum zweiten Mal dabei. »Es ist einfach genial, vier Tage dauerhaft ein Atelier nutzen zu können und Abend alles stehen und liegen lassen zu können, um am nächsten Tag da weiter zu machen, wo man aufgehört hat«, sagte er.
Außerdem sei es toll, »wenn die Leute um einen herum genau so intensiv arbeiten, Ideen haben und sich nicht gleich zieren, wenn es mal darum geht rasch ein Bild zu zeichnen oder über Kunst zu sprechen«.